Europäischer Tag der Sprache I'm sorry, what? Dieses Englisch verstehen nur Deutsche
Telefonieren mit dem Handy, Fußball gucken beim Public Viewing: Wer diese Begriffe im Ausland nutzt, kommt oft nicht weit. Woher sie kommen - und wie sie richtig heißen.
Berlin - Wer in England einen Beamer haben möchte, bekommt mitunter ein Motorrad vor die Tür gestellt. Denn was Deutsche für Englisch halten, kann im Ausland für Verwirrung sorgen. Eine Auswahl von Kuriositäten zum Europäischen Tag der Sprache (26. September):
Briten kennen kein Handy
Das wohl bekannteste Beispiel für Missverständnisse im Ausland ist das „Handy“. Das Wort klingt zwar Englisch, ist aber eine rein deutsche Erfindung. In den USA heißt es „cell phone“, in Großbritannien „mobile phone“. In Deutschland sei der Begriff „mobil“ sprachlich anders besetzt, sagt Lutz Kuntzsch, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS). Zur deutschen Wortschöpfung Handy ergänzt er: „Da hat man eben ein Wort genommen, was fluffig klingt.“
Briefkästen sehen anders aus
Ein weiteres Beispiel ist die „Mailbox“. Im Deutschen ist damit ein Anrufbeantworter gemeint, meist der für das Handy. Mailbox klingt schicker und ist weniger sperrig. In den USA ist eine „mailbox“ aber der klassische Briefkasten vor der Haustür. Und ein Anrufbeantworter heißt bei den Briten „voice mail“.
Mit dem Beamer über alle Berge
Wer nach einem „Beamer“ verlangt, bekommt im englischsprachigen Ausland ein Fahrzeug der Marke BMW vor die Tür gestellt - oft noch eher ein Motorrad als ein Auto. Die Abkürzung entwickelte sich in der englischen Umgangssprache, weil der Buchstabe „W“ umständlich „double u“ gesprochen wird. Denken Deutsche an einen Beamer, haben sie meist einen Lichtprojektor im Sinn. Das kann zu Missverständnissen führen. Lutz Kuntzsch hat das schon selbst bei einem Vortrag in Amerika erlebt: Auf seinen Wunsch „Stellt mir mal einen Beamer hin“ habe er als Antwort lautes Lachen geerntet.
Beim Public Viewing schauen sich Engländer was ganz anderes an
Es erscheint morbide, aber im Englischen bedeutet „Public Viewing“ traditionell, einen letzten Blick auf aufgebahrte Verstorbene zu werfen. Die Deutschen hingegen denken an gemeinsames Fußballgucken in der Kneipe oder im Freien. Wer in England als Mutterland des Fußballs gemeinsam eine Liveübertragung schauen möchte, geht zum „Public Screening“.
Verwirrendes Chaos
In Deutschland ist ein Mensch, der nie aufräumt und zu Hause krankhaft Dinge hortet, ein „Messie“. Englische Muttersprachler würden vielleicht noch das Wort „mess“ für Durcheinander oder Chaos verstehen, den klassischen Messie aber gibt es nicht. Das ist ein „compulsive hoarder“.
Wie kommt es zum Denglisch?
Sprache ist lebendig und wandelt sich ständig. Die Fachgesellschaft GfdS schreibt dazu: „Die deutsche Sprache wird weder verhunzt noch verfällt sie. Es handelt sich hier um einen natürlichen Prozess, von dem jede Sprache betroffen ist.“
Doch warum denken wir uns Begriffe aus, die englisch klingen? Ganz gleich, ob es sich um ein echtes englisches Wort oder ein erfundenes handele, „es muss eine Benennungslücke da sein“, erläutert Sprachwissenschaftler Kuntzsch. Wenn es für etwas noch kein Wort gebe, werde sich oft bei Fremdsprachen bedient.
Typische Beispiele dafür seien Begriffe wie Tamagotchi oder Tsunami, die dann durch die Verbreitung in Medien eine breite Masse erreichten. Bekannt ist auch die grammatikalische Anpassung von Begriffen aus der englischen Computersprache ans Deutsche. Zum Beispiel bei neuen Verben wie googeln oder downloaden, die so auch im Duden stehen. Ihre ursprüngliche Bedeutung verändert sich dadurch aber meist nicht.