Hochschulen Hochschulen: Im Vogtland kann man Bau von Musikinstrumenten studieren

Markneukirchen/dpa. - In der «Merz-Villa» in Markneukirchenbrennt oft bis in die Nacht hinein das Licht. Einheimische wissendann, dass angehende Musikinstrumentenbauer für ihr Diplom in denWerkstätten arbeiten. Diese stehen den Studenten der AngewandtenKunst Schneeberg der Westsächsischen Hochschule Zwickau (FH) rund umdie Uhr zur Verfügung. «Jeder hat seinen eigenen Arbeitsplatz, denbraucht er», sagt Studiengangsleiter Musikinstrumentenbau AndreasMichel.
Gelehrt wird Bogen-, Streich- und Zupfinstrumentenbau. «DieBewerber kommen aus ganz Deutschland und dem Ausland, so aus Japan,Norwegen, England, Bulgarien oder Südkorea. Sie sind zumeist schonInstrumentenbauer und haben praktische Erfahrungen. «Es gibt aberauch hoch motivierte Quereinsteiger», sagt der Professor. Gegenwärtigsind es 34 junge Leute, die in der mit Elementen des Neobarockverzierten opulenten Jugendstilvilla eines ehemaligen Fabrikanten einund ausgehen. «Jeder der zu uns kommt, hat klare Vorstellungen vondem, was er will», berichtet Michel.
Vier Jahre dauert das Hochschulstudium mit hohen Theorieanteil wieAkustik, Werkstofflehre oder Gestaltung. 17 Dozenten, darunterGeigen- oder Gitarrenbaumeister aus dem Ort, stehen mit Rat und Tatzur Seite. «Wir wahren damit die Tradition des vogtländischenMusikwinkels, holen uns aber auch das Know how von Institutenaußerhalb der Region, aus Hamburg oder Berlin», sagt der 50 Jahrealte Hochschullehrer. Das garantiere und steigere die Qualität.«Dreh- und Angelpunkt des Studiums ist das gebaute Instrument, dieVioline oder Gitarre, das Cello oder historische Lauten», sagt er.
Die Markneukirchner Hochschule hat sich nach seinen Angaben seitmehr als zehn Jahren auf den Nachbau historischer sowie auf den Bauexperimenteller Instrumente spezialisiert. Hinzu kommenMaterialuntersuchungen, die Suche nach Alternativen zum wertvollenRohstoff Holz oder zu Farben und Lacken. Zudem laufen mehrereForschungsprojekte, unter anderem über historische vogtländischeMusikinstrumente. Wertvolle Modelle sollen dokumentiert,rekonstruiert, gefertigt und erprobt werden.
Wenn ein Student ein Instrument aus dem 18. oder 19. Jahrhundertnachbaut, eine Gitarre nach René Lacote aus Paris oder eine Violinedes Franzosen Francois Chanot, müsse er sich mit Repertoire oderSpielweise der damaligen Zeit auseinander setzen, sagt Michel. «Nurso bekommt das Instrument eine Seele.»
Absolventen der Hochschule sind als Angestellte inMusikbauwerkstätten, im Management des Musikinstrumentenhandels oderals Restauratoren zu finden. Viele gründen eine eigene Werkstatt.Ganz in der Tradition des Musikinstrumentenbaus im sächsischenVogtland hat sich Geigenbaumeisterin Ute Kästner inErlbach/Gopplasgrün niedergelassen. Die junge Frau hatte 2000 ihrDiplom mit einer Englisch Violet nach Johann Paul Schorn, Salzburg1714, in der Tasche.
Oder Philipp Neumann, der als gelernter Tischler aus Karlsruhe zumStudium ins Vogtland kam, baut heute Gitarren in Leipzig. Er konnteauf der Internationalen Handwerksmesse 2005 in München für seine neueGitarre mit so genanntem Bassreflexprinzip einen Preis einheimsen. Erhatte Erkenntnisse aus der Lautsprechertechnik umgesetzt.
Soweit sind Karoline Meinel aus Leipzig oder Karoline Altmann ausSchneeberg, beide im 2. Studienjahr und künftige Geigenbaumeister,noch nicht. Auch Valentin Stock braucht noch ein paar Semester, biser sich in die Schar der jetzt rund 12 000 MusikinstrumentenbauerDeutschlands einreihen kann.