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Herbert Roth Herbert Roth: Singender Friseurmeister vom Rennsteig eckte auch an

Von Roland Böhm 07.12.2006, 08:56
Das undatierte Archivbild zeigt den Musiker Herbert Roth mit seiner Tochter Karin im thüringischen Suhl. (Foto: dpa)
Das undatierte Archivbild zeigt den Musiker Herbert Roth mit seiner Tochter Karin im thüringischen Suhl. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Suhl/dpa. - Seine TochterKarin hält diese Einstellung und die Liebe ihres Vaters zur Natur fürdie Grundlage des Erfolgs seiner Lieder. Am 14. Dezember wäre der 1983gestorbene «Vater des Rennsteigliedes» 80 Jahre alt geworden. SeineHeimatstadt Suhl im Thüringer Wald ehrt den Komponisten undWanderfreund mit einer Gala und einer Herbert-Roth-Nacht.

Rund 300 Lieder hat Herbert Roth geschrieben. Das mit Abstandbekannteste ist und bleibt das Rennsteiglied - die Liebeserklärung anDeutschlands längsten Höhenwanderweg. «Diesen Weg auf den Höh'n...»ist Roth wirklich oft gegangen. Den Wald, die Berghänge, Bäche undTiere hat er meist mit Akkordeon und Zither besungen. Die Texte dazukamen meist von seinem besten Freund Karl «Kaschi» Müller. Nichtselten ließen sie sich gemeinsam bei Wanderungen im Wald inspirieren.«Wenn es sein musste, schrieb ich den Text auf ein Butterbrotpapier,um ihn nicht zu vergessen», erinnert sich Müller an die gemeinsameZeit. «Wir haben die Natur ganz bewusst erlebt und die Liedererwandert.»

Das Rennsteiglied, die heimliche Hymne Thüringens, machte das DuoRoth und Müller am 15. April 1951 über Nacht berühmt. Als Zugabe einesInstrumentalabends im Gasthof «Zum Goldenen Hirsch» in Hirschbach beiSuhl stimmte Roth das Lied erstmals an. Und erntete direktBeifallsstürme. «Wir waren alle baff, wie sich die Leute in diesemLied wiederfanden», erzählt Müller.

In der DDR war der singende Friseurmeister vom Rennsteig aberzunächst nicht unumstritten. Zeilen wie «Ich wandere ja so gerne amRennsteig durch das Land» passten nicht so recht zum Kulturverständnisdes Staates, verbreiteten zu wenig sozialistische Aufbruchstimmung.Kritik gab es auch, weil Roth seine Lieder in Hochdeutschinterpretierte und die Thüringer Mundart vernachlässigte. In den 50erJahren gab es Auftrittsverbote, Schmährufe und sogar Demonstrationengegen die Rothsche Art von Musik.

Doch zum Glück setzen sich das Staatsoberhaupt Walter Ulbricht unddessen Ehefrau Lotte für Roth ein. «Den beiden haben die Liedergefallen - und dann war Ruhe», berichtet Peter Fauser von derVolkskundlichen Beratungsstelle in Erfurt. «Ulbricht hat den Papaimmer ermutigt, weiter zu machen», erzählt Tochter Karin, die heuteselbst als Volksmusikerin auf dem Bühnen steht. Als einer derbeliebtesten Volksmusikanten erhielt Roth später den Kunstpreis undden Nationalpreis der Deutschen Demokratischen Republik. Auf demRennsteig wurde ein Panoramaweg nach ihm benannt. Auf 25 Kilometernstehen 16 Tafeln mit den bekanntesten Liedern.

Herbert Roth starb am 17. Oktober 1983 im Alter von 57 Jahren. ImSuhler Ortsteil Vesser, oben am Rennsteig, zeichnet eine kleineAusstellung das Leben des Musikers nach. Konzert-Plakate aus der DDRund jeder Menge Noten sind ebenso zu sehen wie der Rucksack,Wanderschuhe und Wanderstöcke des «Vaters der Volksmusik». Ausgestelltist auch das berühmte Akkordeon, auf dem Roth erstmals dasRennsteiglied spielte. Neben dem Gassenhauer hört seine Tochter Karinnoch heute am liebsten «Kleines Haus am Wald» und «Berge der Heimat»,seine letzte Komposition. Beide Stücke wurden auch an seinem Grabgespielt.

Das undatierte Archivbild zeigt den Musiker Herbert Roth (l.) mit seiner Tochter Karin und den Mitgliedern seines Ensembles im thüringischen Suhl. (Foto: dpa)
Das undatierte Archivbild zeigt den Musiker Herbert Roth (l.) mit seiner Tochter Karin und den Mitgliedern seines Ensembles im thüringischen Suhl. (Foto: dpa)
dpa-Zentralbild
Herbert Roth (1926-1983), «Vater» des Rennsteigliedes (heimliche Hymne Thüringens), sitzt auf dem undatierten Archivbild am Klavier. (Foto: dpa)
Herbert Roth (1926-1983), «Vater» des Rennsteigliedes (heimliche Hymne Thüringens), sitzt auf dem undatierten Archivbild am Klavier. (Foto: dpa)
dpa-Zentralbild