1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Großbritannien: Großbritannien: Rumpelstilzchen, Dracula und Saruman

Großbritannien Großbritannien: Rumpelstilzchen, Dracula und Saruman

Von Thomas Burmeister 25.05.2007, 06:03
Der britische Schauspieler Christopher Lee in der Rolle des bösen Saruman im ersten Teil der Filmtrilogie «Der Herr der Ringe» («The Lord Of The Rings»). (Foto: dpa)
Der britische Schauspieler Christopher Lee in der Rolle des bösen Saruman im ersten Teil der Filmtrilogie «Der Herr der Ringe» («The Lord Of The Rings»). (Foto: dpa) AFP

London/dpa. - Dochsein mit Abstand bekanntester ist Dracula. Den Blutsauger spielteChristopher Lee, der am Pfingstsonntag (27.5.) 85 Jahre alt wird, sooft und so überzeugend, dass er bis heute als bester allerKino-Vampire gilt.

Dafür ist der Mann zwar durchaus dankbar, der mit seinen 1,95Meter auch im Wortsinn einer der größten Horrorfilmschauspieler derWelt ist. Doch zugleich beklagt er, dass ihm das Dracula-Image auchnach Jahrzehnten noch anhängt - trotz etlicher anderer Rollen, dienichts mit Angst und Schrecken zu tun hatten. Sogar einige positiveHelden hat er aufzuweisen. Darunter den Detektiv Sherlock Holmes.

Insgesamt brachte es Lee auf mehr als 250 Rollen. «Sie haben abereine lange Karriere!», sagte Elizabeth II. nach Angaben des Stars,als sie ihn kurz vor seinem 80. Geburtstag im Buckingham-Palast zumRitter schlug. Begonnen hatte die Schauspielerlaufbahn - sieht manvon der Märcheninszenierung in seiner Schweizer Privatschule ab -1946 mit einer Nebenrolle in der Filmromanze «Corridor of Mirrors».

Dazu hatten ihm exquisite Kontakte seiner Familie zur Filmweltverholfen. Das Multitalent Lee - er spricht acht Sprachen und warauch als Opernsänger und sogar als Heavy-Metal-Rocker tätig - wurdein London als Sohn eines englischen Offiziers und einer italienischenGräfin aus dem Geschlecht der Carandini geboren. Deren Familienwappenwar im 12. Jahrhundert vom deutschen Kaiser Barbarossa verliehenworden.

Zu seinem unverwechselbaren Aussehen mit prägnanten Wangenknochenund stechenden dunklen Augen gesellte sich großes handwerklichesKönnen. Auch als Dracula setzte Lee in den siebziger Jahren Maßstäbe,indem er «den Fürsten der Finsternis als Machtmenschen und alshochgradig erotisierte Figur anlegte, dessen lustvoller Ausstrahlungdie Opfer verfallen», lobte der Fachdienst Blickpunktfilm.de.

Sein «Geheimnis» war das aller wirklich guten Schauspieler:Beschränkung statt Überschwang. «Jede noch so kleine Geste hatBedeutung», sagte Lee. Das lässt sich nicht in allen seinen Filmennachvollziehen, zu denen auch Klamotten wie «Dracula jagtMini-Mädchen» gehörten. Gäbe es bei den Oscars jedoch die Kategorie«Bester Bösewicht», so hätte Lee etliche der goldenen Männchen inseinem Trophäenschrank.

Dazu gehören neben Dracula (acht Mal!) die Gestalt deschinesischen Möchetegern-Weltbeherrschers Dr. Fu Man Chu, derGegenspieler von James Bond (Roger Moore) als Scaramanga, der dunkleCount (Graf) Dooku in der «Star Wars»-Serie und auch FrankensteinsMonster-Schöpfung. Doch seine Paraderolle auf der dunklen Seite derKinomacht kam 2001 mit dem ersten «Herr der Ringe»-Film.

Am Anfang gab es dabei allerdings eine Enttäuschung: Lee, der denFantasy-Autor J.R.R. Tolkien noch persönlich kennen gelernt hatte unddessen «Ringe»-Trilogie nach eigenen Angaben lange Zeit «einmal proJahr» las, wollte unbedingt den guten Zauberer Gandalf spielen. Damithätte er wohl endlich das ungeliebte Dracula-Image abstreifen können.

Doch beim Casting hieß es, Lee sei zu alt. Den Zuschlag bekam IanMcKellen, den Lee später neidlos für seine Leistung lobte. Für ihnblieb «nur» der böse Zauberer Saruman. Aus dieser übernatürlichenGestalt machte er einen Menschen, wenngleich einen bösen. Für allseine Monster hat er stets auch ein wenig Sympathie aufgebracht. Dennim Grunde, sagte Lee einmal, spiele er genau wie sein Kollege AnthonyHopkins («Das Schweigen der Lämmer») «keine Schurken, sondernMenschen».