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Fritz Wepper Fritz Wepper: «Harry, hol' schon mal den Wagen!»

Von Elisabeth Jäcklein 11.08.2006, 08:55
Anlässlich seines 65. Geburtstages am 17. August posiert der Schauspieler Fritz Wepper in Köln vor einer Geburtstagstorte. (Foto: dpa)
Anlässlich seines 65. Geburtstages am 17. August posiert der Schauspieler Fritz Wepper in Köln vor einer Geburtstagstorte. (Foto: dpa) dpa

München/dpa. - Harry, das ist Fritz Wepper, vielen besser bekanntals der Assistent von Fernsehkommissar Derrick. Doch er ist viel mehrals der treue, wagenholende Gehilfe in Horst Tapperts Schatten:Wepper ist Bühnen- und Filmschauspieler, Comicfigur, Naturliebhaber -und am 17. August feiert er seinen 65. Geburtstag.

Weppers Karriere begann lange vor Harry Klein: Bereits alsNeunjähriger wirkte er in Kindersendungen des Bayerischen Rundfunksmit, 1952 stand er im Stück «Peter Pan» in seiner Heimatstadt Münchenauf der Bühne. Als er zum ersten Mal vor einer Kamera stand, habe erkeine feuchten Hände gehabt, «sondern Pfützen in den Händen», soWepper heute. «Damals war noch alles live und schwarz-weiß, wenn ichmich versprochen hätte, hätte man sofort eine Bildstörung einblendenmüssen», beschreibt er die damalige Anspannung. Von seiner erstenGage habe er sich seinen eigenen Fernseher geleistet - auch inschwarz-weiß.

Sieben Jahre später erlangte er in Bernhard Wickis Antikriegsfilm«Die Brücke» (1959) internationalen Ruhm und musste sich schon baldüber die Preise von Fernsehern keine Gedanken mehr machen: Es folgteder Film «Unternehmen Reiher», der ihm den Bundesfilmpreis bescherte,«Cabaret» mit Liza Minnelli, Michael York und Helmut Griem und 1968schon die «Kommissar»-Serie im ZDF, die 1973 zu «Derrick» wurde undFritz Wepper endgültig für jeden zu einem Begriff werden ließ - unddafür sorgt, dass auch heute noch «in der Straßenküche in TaiwanMenschen auf mich zeigen und sagen: "Hally" oder "Dellick"», wie erschmunzelnd erzählt.

Heute blickt Wepper zufrieden auf seine Karriere zurück. «Ich binfroh, dass ich über viele Jahre so ein hohes Niveau halten konnte»,sagt er: «Ich könnte nicht einmal sagen, welche Produktion meinHighlight ist, denn sobald man eine herausstellt, tut man eineranderen Unrecht.» Als «Harry Klein» nach 29 Jahren und 281 Folgenendgültig vom Bildschirm verschwand, war die Trauer so groß wie dieZweifel laut: Gibt es für Wepper ein Leben nach Harry? Doch FritzWepper hat die Skeptiker Lügen gestraft. Er findet: «Manchmal müssenDinge zu Ende gehen, damit andere, wie jetzt "Um Himmels Willen",entstehen können. Derrick war eine gute Zeit, aber jetzt gibt esandere gute Dinge.»

Seit 2002 spielt er den grantigen Bürgermeister Wolfgang Wöller inder ARD-Serie «Um Himmels Willen» und das macht ihm viel Spaß: «Esist toll, grantig sein zu dürfen und dafür auch noch bezahlt zuwerden, das schafft eine ausgeglichene Psyche. Ich muss nuraufpassen, dass ich Wolfgang Wöller nicht mit nach Hause nehme, daswürde meiner Frau wohl nicht so gefallen», erzählt er und lacht. DochWepper ist auch ohne TV-Bürgermeister sehr beschäftigt: 2004 lieh erseine Stimme einem Kinofilm, der Derrick und seinen Harry alsZeichentrickfiguren noch einmal belebte, und derzeit dreht er in Kölndie ARD-Komödie «Balthasar» mit Jasmin Schwiers und Nina Bott.

Aufhören will er auch danach noch lange nicht: «Im Dezember dreheich meinen fünften Neunzigminüter für dieses Jahr und für nächstesJahr bin ich auch so gut wie ausgebucht. Ich bin sehr froh, dass ichnoch so viele Angebote bekomme, die ich mit meinem Alter undCharakter so gut vereinbaren kann», sagt Wepper und gesteht: «Mit demAlter macht mir die Arbeit immer mehr Spaß, und wenn ich dazwischenimmer ein paar freie Tage zum Golfen, Jagen oder für meine FrauAngela habe, reicht mir das auch, um Energie zu sammeln.»

Für seinen anstehenden Geburtstag wünsche er sich nur Gesundheit,sagt Wepper, dessen jüngerer Bruder Elmar auch als SchauspielerKarriere machte. Er will auch nicht groß feiern, lediglich mitFamilie und Freunden: «Dann packe ich meinen Grill aus, binde mir dieSchürze um, mach ein Fassl Bier auf und grille Steaks und Scampis füralle, das mache ich wahnsinnig gerne.»