Fred Delmare Fred Delmare: Kleiner großer Mann
Leipzig/MZ. - Und für die besten Freunde nur "Axel", seit kurz nach dem Krieg ein Regisseur meinte, "der Kurze da" sehe in seinen Augen "aus wie ein Axel."
Von ganz unten hat der gebürtige Thüringer, der am Dienstag 85 Jahre alt wird, sich hinaufgearbeitet. Der gelernte Schlosser spielte Landtheater und wurde beim Probesprecher an großen Bühnen immer fortgeschickt. Bis er sich Schuhe mit Sechs-Zentimeter-Sohlen kauft und über die Bühne stolpert. So lustig, das der Regisseur in da behält.
Es folgen mehr als 50 Jahre Theater, Kino und Fernsehen. Delmare spielt in 217 Filmen, er ist der Pippig in "Nackt unter Wölfen", der ehrliche Cowboy in "Weiße Wölfe"; er dreht mit Armin Müller-Stahl, Manfred Krug und Erwin Geschonneck und durchleidet gleichzeitig privat die Hölle. Tochter Felicitas flüchtet Anfang der 80er in den Westen und nimmt sich dort das Leben. Sohn Nici ist 20, als er in der Nacht von Vaters 71. Geburtstag seine Freundin ersticht. Delmares Frau Renate erkrankt an Krebs. Dieselbe Krankheit kostet den ältesten Sohn Tino das Leben.
Der kleine große Mann hat den Kummer immer wegtrainiert. Fred Delmare schuftete täglich auf dem Hometrainer, er stemmte Hanteln und machte Liegestütze. Und war so topfit, als der MDR für seine Serie "In aller Freundschaft" einen rüstigen Großvater suchte.
Ein Comeback, das nach dem Zusammenbruch der DDR, die alle Delmare-Rollen mitgenommen zu haben schien, ebenso unerwartet wie willkommen war. Mit über 80 durfte Fred Delmare noch einmal Autogrammkarten schreiben. An der Ostsee sprachen ihn Fans an. Als ihn eine schwere Erkrankung vor zwei Jahren allmählich in ein endgültiges Vergessen riss, war Fred Delmare, der heute im Pflegeheim lebt, mit sich im Reinen.
Der MDR sendet heute um 22.50 Uhr einen "Polizeiruf 110" mit Fred Delmare.