Filmstart Filmstart: Dörrie zeigt Kathi aus Marzahn
BERLIN/MZ. - Kathi König (Gabriela Maria Schmeide) ist nicht vollschlank oderpummelig, sondern dick. Wenn sie morgens ausdem Bett will, muss sie sich mit Hilfe einesStricks hochziehen. "Sie sind nicht ästhetisch",sagt die Besitzerin des Salons, in dem sichKathi als Friseuse bewirbt. Aber bis dahinhat uns Doris Dörrie in ihrerherzerfrischenden Tragikomödie "Die Friseuse"längst vom Gegenteil überzeugt. Das nackte,wallende Fleisch und die enormen Fettpolster,die sie lustvoll ins Bild rückt, mögen vielleichtnicht dem derzeitigen Schönheitsideal entsprechen,aber seine eigene Ästhetik hat dieser Körperdennoch.
Von der Diskriminierung lässt sich Kathi nichtunterkriegen. Aufgeben war noch nie ihr Ding.Obwohl sie schon einiges verloren hat: dasLand, in dem sie aufgewachsen ist, den Ehemann,das Haus mit Garten in der Provinz. Jetztist sie mit Tochter Julia (Natascha Lawiszus)nach Berlin-Marzahn gezogen und beschließt,dort selbst einen Friseurladen aufzumachen.Das nötige Geld verdient Kathi mit dem mobilenFriseurservice in einem Altersheim und alsFluchthelferin für einen Schleuser (Rolf Zacher),der vietnamesische Immigranten bei ihr einquartiert.
"Die Friseuse" ist ein Film voller Klischeefallen,die elegant umsegelt werden. Wie leicht hättedie Figur der gutmütigen, übergewichtigenOstfrau im Stereotyp stecken bleiben können.Aber diese Kathi hat in ihrer Lebenslust,einfach etwas unmittelbar Entwaffnendes.
Mit "Die Friseuse" inszeniert Dörrie zum erstenMal ein fremdes Skript. Laila Stieler, dieschon für die Drehbücher der Andreas-Dresen-Filme"Willenbrock" und "Wolke 9" verantwortlichwar, beweist auch hier wieder ihr Gespür fürrealitäs>tstaugliche und pointierte Dialoge,die mitten aus dem Alltag gegriffen scheinen.Dennoch ist in "Die Friseuse" von der unmittelbarenNähe zu den Figuren über die farbenprächtigeAusstattung bis hin zum Faible für asiatischeLebenskultur Dörries Regiehandschrift unverkennbar.
Mit der gleichen Offenheit, mit der sie in"Kirschblüten" in den fernen Osten reiste,erkundet Dörrie nun den nahen Osten in Berlin-Marzahn.Die Plattenbausiedlung, die im Kino zu oftzum Inbegriff der sozialen Kälte stilisiertwurde, wandelt sich zum Mikrokosmos, in demdie multikulturelle Gesellschaft eigene Blütentreibt.
Der Film startet am Donnerstag, allerdings zunächst nicht in unserer Region.