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Film Film: Mogli, Balu und seine Urwaldkumpanen werden 40

Von Marina Antonioni 18.10.2007, 16:43
Das Waisenkind Mogli sitzt in einer Szene aus dem Film «Das Dschungelbuch» auf dem Bauch von Balu, dem Bären. (Foto: ddp)
Das Waisenkind Mogli sitzt in einer Szene aus dem Film «Das Dschungelbuch» auf dem Bauch von Balu, dem Bären. (Foto: ddp) ddp

Berlin/ddp. - Rocky, das Nashorn, stand kurz vor einer großenFilmkarriere. Doch Walt Disney machte ihm einen Strich durch dieRechnung. Bei der Entwicklung des Trickfilm-Klassikers «DasDschungelbuch» entschied sich Disney gegen Rocky und ließ die bereitseingeplante Szene mit dem ziemlich dummen und halbblinden Tier wiederstreichen. Also traten das Waisenkind Mogli, der Bär Balu, PantherBaghira und ihre Urwaldkumpanen ohne Nashorn ihren Siegeszug auf denLeinwänden der Welt an. Am Donnerstag vor 40 Jahren (18. Oktober1967) feierte «Das Dschungelbuch» seine Uraufführung in den USA.

Ein gutes Jahr später kam der Zeichentrickfilm erstmals auch indie deutschen Kinos - so wie 1979, 1987, 1993 und zuletzt 2000wieder. Die Beliebtheit ist ungebrochen: Mit mehr als 27 MillionenZuschauern gilt «Das Dschungelbuch» hierzulande sogar als dererfolgreichste Kinofilm aller Zeiten.

Basierend auf den gleichnamigen Erzählungen des Schriftstellersund Nobelpreisträgers Rudyard Kipling beschreibt Disneys«Dschungelbuch» die Geschichte des Findelkindes Mogli, das die erstenzehn Jahre seines Lebens bei einer Wolfsfamilie glücklich und behütetaufwächst - bis eines Tages Gefahr vom Tiger Shir Khan droht. Weilder alle Menschen hasst und Mogli aus dem Weg räumen will, so langeer noch jung ist, machen sich der Panther Baghira und der gutherzigeund tollpatschige Bär Balu mit dem Jungen auf den Weg, um Mogli indie Menschensiedlung in Sicherheit zu bringen.

Dabei erleben sie einige Abenteuer, treffen etwa auf die SchlangeKaa, die sich auf Hypnose spezialisiert hat, den swingendenAffenkönig King Louie, der über Mogli unbedingt an das Geheimnis desFeuers kommen will, oder die nicht sonderlich disziplinierteElefantenpatrouille unter der Führung von Colonel Hathi.

Während Kiplings literarische Vorlage düsterer und bedrohlicherist, hatte Walt Disney mit dem «Dschungelbuch» anderes im Sinn. Der19. abendfüllende Zeichentrickfilm seiner Studios war zugleich derletzte, dessen Entstehung der große Produzent persönlich überwachte.Die Premiere erlebte Walt Disney allerdings nicht mehr. Er starb imDezember 1966.

Komponist Richard Sherman, der gemeinsam mit seinem Bruder Robertdie meisten der berühmten Melodien zum Film schuf, erinnert sich gutan die Zusammenarbeit. «Walt war der größte Geschichtenerzähler desgesamten 20. Jahrhunderts. Er führte uns bei den Besprechungen jedeeinzelne Pose der verschiedenen Figuren vor. Wir waren alle wiehypnotisiert davon», sagte der heute 79-Jährige kürzlich der«Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Disney sei «die Seele der ganzenProduktion gewesen».

Dass der Produzent ihm bei ihrer ersten Besprechung verbot, zurVorbereitung Kiplings Original zu lesen, hatte ebenfalls seinenGrund. Disney hatte zuvor - und unmittelbar vor dem bereits geplantenBeginn der Animation - eine erste Drehbuch-Version verworfen, weildiese ihm zu düster und zu stark Kiplings Erzählungen treu gebliebenwar. Das gleiche galt für die erste Version der Filmlieder, die TerryGilkyson kompiniert hatte. «Walt hat keines davon gefallen», sagteSherman - bis auf einen Hit: Balus «Probier's mal mit Gemütlichkeit».Dieser Song von Gilkyson schaffte es in den Film und wurde am Endesogar mit einer Oscar-Nominierung gekrönt.

Disneys Motto, das er Regisseur Wolfgang «Woolie» Reitherman,sämtlichen Animatoren, Sprechern und allen anderen Mitwirkendenvorgab, war: «Ihr müsst Spaß an der Sache haben.» Begeistert denktSherman an die Musikaufnahmen zurück. Zum Hit des Affenkönigs «Ichwill so sein wie du» etwa habe sich das Team beim Anblick des SängersLouis Prima und des Komikers Phil Harris, der als Bär Balu frei dazuimprovisierte, «im Aufnahmestudio vor Lachen kaum noch haltenkönnen». Auch die Animatoren orientierten sich bei ihrer Arbeit anden Bewegungen der Sänger und Sprecher. Anders als heute inPerfektion computeranimierte Filme war das «Dschungelbuch» noch echteHandarbeit.

36 Jahre nach seiner Weltpremiere kam 2003 mit «Dschungelbuch 2»eine Fortsetzung auf die Leinwand. Für Fans des Originals ist geradeeine Jubiläums-DVD erschienen, die bislang unveröffentlichtesMaterial enthält - darunter auch Bilder von Rocky, dem Nashorn.

Das Waisenkind Mogli tanzt in einer Szene aus dem Film «Das Dschungelbuch» mit dem Affenkönig King Louie. (Foto: ddp)
Das Waisenkind Mogli tanzt in einer Szene aus dem Film «Das Dschungelbuch» mit dem Affenkönig King Louie. (Foto: ddp)
ddp