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Film Film: Applaus für Hitler-Satire «Mein Führer» in Berlin

12.01.2007, 15:18
Helge Schneider spielt im Film «Mein Führer» Adolf Hitler. Der jüdische Regisseur Dani Levy überschritt in seiner Satire alle bisher gewagten Grenzen. (Foto: X-Verleih)
Helge Schneider spielt im Film «Mein Führer» Adolf Hitler. Der jüdische Regisseur Dani Levy überschritt in seiner Satire alle bisher gewagten Grenzen. (Foto: X-Verleih) X-verleih

Berlin/dpa. - Regisseur Dani Levy («Allesauf Zucker») gestand nach der Aufführung: «Ein bisschen Bammel hatteich schon.» Nun müsse sich der Film durchsetzen. «Ich finde toll, dasüber den Film gestritten wird. Das ist eben auch Deutschland».

Ulrich Mühe («Das Leben der Anderen») spielt in der Komödie denjüdischen Schauspieler Adolf Grünbaum, der Hitler auf eine wichtigeRede vorbereiten soll. In zahlreichen Unterrichtsstunden enttarnt erden Diktator als einen vom Vater geschlagenen Schwächling, der beimdeutschen Volk nach Anerkennung sucht.

Mühe und Schneider, die wie Sylvester Groth in der Rolle vonReichspropagandaminister Joseph Goebbels, besonderen Applauserhielten, waren nicht zu der Berliner Premiere gekommen. Mühe lobteaber in einem Brief, der von seiner Frau vorgelesen wurde, denRegisseur. Levy habe «mutig und couragiert» das Thema angepackt, dasihm «auf den Nägeln brannte». Nun müsse das Publikum entscheiden,nicht die Kritiker, die vorsorglich eine «Volksfürsorgegemeinschaft»gebildet hätten.

Schneider, der sich vor der Uraufführung des Streifens in Essen zuWochenbeginn auch kritisch geäußert hatte, ließ per Filmeinspielungin Schneider-Manier wissen: «Der eigentliche Grund, warum ich nichtkommen konnte ist, das ich in Essen bin.» Und setzte hinterher: «Ichhoffe, dass Ihr den Film auch verstanden habt.»

Regisseur Oskar Roehler («Die Unberührbare») sagte nach derPremiere: «Ich habe mich wirklich besser amüsiert, als ich eserwartet hätte. Es ist keine laute Loslachnummer. Ich hätte auch einerichtige Klamotte gut gefunden.» Schauspielerin Katja Flint fand «dieAufregung im Vorfeld völlig überzogen». Ihre Kollegin Ulrike Folkertssagte, sie hoffe, der Film bekomme «ein gutes und großes» Publikum.

Zu den Premierengästen im Kino «Delphi» zählten auchKulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) und viele bekannteSchauspieler wie Winfried Glatzeder, Ulrich Noethen, Meret Becker,Marion Kracht, Vadim Glowna und Ulrich Matthes, der in BerndEichingers «Der Untergang» Goebbels gespielt hatte.

In den zurückliegenden Tagen hatte der Film Kulturvertreter,Kritiker und Politiker in zwei Lager gespalten. Die einenkritisierten, dass der Film die Verbrechen der Nazis verharmlose. Dieanderen vertraten die Auffassung, er entlarve die Nationalsozialistenals lächerliche Schwächlinge. Bei der Uraufführung des Films amDienstagabend in Essen schwankte die Stimmung zwischen Heiterkeit undErnst. An diesem Donnerstag kommt die Hitler-Satire bundesweit in dieKinos.