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Ein halbes Jahrhundert mit den Bee Gees

18.11.2009, 15:28

Hamburg/dpa. - Das hätten sich auch die Bee Gees nicht träumen lassen, dass ihr Disco-Hit «Stayin' Alive» (Am Leben bleiben) aus den 70er Jahren tatsächlich Leben retten kann.

Der Rhythmus des Songs ist mit 103 Schlägen pro Minute ideal als Taktgeber für eine Herz-Lungen-Wiederbelebung, fand im letzten Jahr der Forscher David Matlock von der Universität des US-Bundesstaates Illinois heraus.

Natürlich gehört «Stayin' Alive» zu den 40 Top-Hits, die auf dem gerade erschienenen Doppelalbum «The Ultimate Bee Gees» die sagenhafte Karriere des in Australien aufgewachsenen Trios nachzeichnen. Eine DVD mit 18 Clips - eine Zeitreise der Musikstile und Haarmoden - rundet das üppige Paket ab.

Wenn Bee Gees-Klassiker wie «Night Fever» oder «You Should Be Dancing» aufgelegt werden, ist auch heute noch die Tanzfläche voll. Die Brüder Maurice, Robin und Barry Gibb galten wegen ihrer Eunuchenstimmen, auftoupierten Haare, glänzenden Satinanzüge und dicken Medaillons um den Hals zwar nie als wirklich cool. Trotzdem war ihre Musik immer wieder in den Charts: «Wir waren nie sehr beliebt. Wir haben zwar mehr als hundert Millionen Platten verkauft, aber niemand würde sich mit einem Bee-Gees-T-Shirt auf der Straße sehen lassen», sagte Barry Gibb einmal.

Der Soundtrack zu dem Film «Saturday Night Fever», in dem John Travolta sich zum Star tanzte, machte die Bee Gees zur Legende. Die Bee Gees steuerten unter anderem die Songs «Stayin' Alive», «Night Fever» und «How Deep Is Your Love» bei. Weltweit wurden mehr als 30 Millionen Platten davon verkauft. Die zeitlose Qualität der Pop-Songs, meist von Barry Gibb komponiert, zeigen vor allem die unzähligen Cover-Versionen, die ebenfalls zu Hits wurden. Auf dem Kamm der Disco-Welle ritten sie immer ganz oben: «Main Course», «Jive Talkin'» und «Nights On Broadway» wurden überall gespielt. Die Bee Gees sind unumstritten eine der erfolgreichsten Bands der Popgeschichte.

Schon 1955 traten die drei jungen Burschen in England als The Rattlesnakes auf. Drei Jahre später hieß es «Sachen packen, wir wandern aus». Die Eltern wollten in Australien ihr Glück versuchen. Für Maurice, Robin und Barry erwies sich das am Ende als richtige Entscheidung. In «Down Under» sorgten die Briten für Aufsehen, nachdem ihr Vater sie in Radioshows unterbringen konnte.

In der australischen Stadt Brisbane änderten sie 1958 den Bandnamen in Bee Gees und eroberten die Provinz mit melodischen bis folklore-kitschigen Songs, die meist von Barry komponiert wurden. Als sie ihr «Aussie-Album» «Spicks And Specks» mit nach England brachten, landete es dort in kurzer Zeit auf Platz eins der Charts. Mit einem Schlag waren die heimgekehrten Brüder berühmt. Zusammen mit den Australiern Clin Peters (Drums) und Vince Melouney (Bass) nahmen sie die LP «New York Mining Desaster 1941» auf. Das Album mit seinen melodischen und leicht eingängigen Balladen legte den Stil fest, für den die Bee Gees weltbekannt wurden. Zugleich schafften die «Lieblingsrocker der Schwiegermütter», wie sie im Kontrast zu den Stones genannt wurden, damit den Durchbruch in den USA.

Mit dem Reichtum kam der Streit. Die Brüder feierten zwar rauschende Feten, aber sie feindeten sich immer öfter an. Die Alkohol- Exzesse von Maurice taten ein Übriges. Die beiden Australier verließen die Bee Gees. Die Brüder nahmen Solo-Platten auf, merkten aber bald, dass sie am besten ankamen, wenn sie zusammen spielten. Reumütig gingen sie wieder gemeinsam ins Studio und wurden mit Welterfolgen wie «Lonely Days» und «How Can You Mend a Broken Heart» belohnt. Dennoch folgten jahrelange Flauten, bis die Brüder Florida für sich entdeckten.

In offenen Polyester-Hemden mit großen Kragen und engen weißen Hosen gingen sie auf die Bühnen des Sunshine-State und knüpften mit einem neuen Sound an die Wellenreiter-Leichtigkeit an, die Jahre vorher die Beach Boys in Kalifornien zum Erfolg getragen hatte. So mancher rümpfte die Nase über die Bee Gees auf der Disco-Welle, aber 1977 wurde klar, dass sie diese meisterhaft beherrschten. Seitdem sind die Bee Gees mit dem Namen John Travolta verbunden. Der tanzende Schauspieler wurde zum Star des Films «Saturday Night Fever», für den die Band die Hits lieferte.

Mit dem Tod von Maurice Gibb im Januar 2003 schien auch die Geschichte der Bee Gees zu Ende zu gehen. Jetzt aber scheint ein Comeback in greifbare Nähe zu rücken. Robin Gibb erklärte kürzlich, dass er mit seinem Bruder Barry wieder auftreten möchte.

www.beegees.com

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