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Dschungelcamp Dschungelcamp-Kandidaten: Und wo sind nun die Stars?

Von Jonah Lemm 18.01.2018, 15:59
Moderatoren des RTL-Dschungelcamps: Daniel Hartwig und Sonja Zietlow
Moderatoren des RTL-Dschungelcamps: Daniel Hartwig und Sonja Zietlow dpa

Köln - Der Weg nach Australien führt tief hinunter. Auch für RTL. Durfte man sich vor Beginn der vergangenen Staffeln von „Ich bin ein Star, holt mich hieraus“ stets auf ein Ensemble aus faltig-grimmigen Sternchen fertiggelebter Zeiten freuen, mutet in diesem Jahr die Konstellation der Teilnehmer wie ein ideenloser Zusammenwurf aus Kandidaten anderer TV-Formate an.

Schon im Dezember „enthüllte“ die „Bild“-Zeitung das Line-Up der diesjährigen Staffel. Jenny Frankhauser ist dabei, David Friedrich auch. Noch nie gehört? Eben.

Selbst die treusten Fans des Trash-Elysiums dürften zum Jahresende auf zwölf Poliermaschinen-Lächeln geblickt haben, hinter denen irgendwo Menschen zu stecken drohen, die so öde wirken, wie ihre Namen klingen. 

Desiree Nick fehlt einfach

Kein Costa Cordalis und auch keine Maren Gilzer. Nicht einmal ein Michael Wendler. Die Heroen des Reality-TV scheinen verbraucht, ein langweiliger Kreis bleibt. Kalkulierte Ecken und Kanten, wie sie ehemals Desiree Nick brachte, fehlen.

Bezeichnend also, dass wahrscheinlich Ansgar Brinkmann der Star der Staffel ist. Ein Ex-Fußballprofi, dessen Vereinshistorie sich wie eine Kneipentour durch Ostwestfalen liest. Und wer schon einmal in Ostwestfalen war, weiß, wie spaßig das werden kann. Brinkmann allerdings schafft es zumindest, das Maximale herauszuholen: Als Aktiver flüchtete er einst nach einem durchzechten Abend in Gütersloh betrunken vor der Polizei und versteckte sich eine ganze Nacht lang auf einem Garagendach. Es darf sich also auf potentielle Eskapaden-Abende mit Adrenalin-Ansgar gefreut werden. Immerhin.

Im Gegensatz zu Brinkmann ist Natascha Ochsenknecht - vor allem dank ihres Ex-Mannes und ihrer Vorliebe für RTLeske Kindernamen („Jimi Blue“, „Wilson Gonzales“, „Cheyenne Savannah“) – bereits eine etablierte Größe in der Riege der Roten-Teppich-Lautsprecher und Niveauschlittschuhläufer. Schon vor zwei Jahren trainierte Ochsenknecht bei „Promi Big Brother“ beflissen für die Teilnahme am exotischeren Bootcamp-Bruder und avancierte damals prompt zur „Container-Mutti“. Ein Kosename, prädestiniert für ein Sonja-Zietlow-Wortspiel. Oder eine ulkige Prüfung mit Insekten in einem, naja, Container. Oder mit Schlangen in einem Container. Oder mit Ansgar Brinkmann in einem Container. Alles scheint möglich.

Alle sind Ex-Irgendwas

Zwischen diese beiden fleischgewordenen Feuersteinchen werfen die Verantwortlichen viel soziales Zeitungspapier - nicht unbedingt nötig, aber gut, wenn man die Flamme mal so richtig auflodern lassen will. Neben Frankhauser, beruflich Halbschwester von Daniela Katzenberger, und Friedrichs, Sieger der „Bachelorette“, sind außerdem dabei: Daniele Negroni (Irokesenträger, Ex-DSDS-Kandidat), Matthias Mangiapana (Choleriker, Ex-Sommerhaus-der-Starts-Teilnehmer) und Kattia Vides (Ex-Bachelor-Kandidatin und bestimmt auch noch irgendwas anderes). Giuliana Farfalla (Ex-Topmodel-Kandidatin) gab vor Camp-Start zu Protokoll, sie wolle „immer gewinnen“, denn sie sei eine schlechte Verliererin. Wobei man nun anzweifeln darf, ob es in diesem Format tatsächlich noch etwas zu „gewinnen“ gibt.

Mehr oder minder ernsthafte Konkurrenz bekommt Farfalla  in ihrem Vorhaben von der Lethe des Schlagerkitsches, Tina York, von Sandra Scheffl, bekannt aus Filmen wie „Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit“ und von Tatjana Gsell, „Busenmacher-Witwe“ und halb Mensch, halb Blondierungsmittel – alle drei dann aber doch eher ein Einkauf für lückenfüllende Hängematten-Sequenzen.

Vielleicht ja Youngblood

Aber die Dschungel-Vergangenheit bewies auch oft: Zunächst langweilig wirkende Kandidaten können dann und wann für Zündstoff sorgen. Vielleicht ist ja Sänger Sydney Youngblood die Überraschung dieser Staffel. Einer, der sein Schamgefühl nicht als Luxusartikel eingeplant hat. Ein Walter Freiwald 2.0. Zumindest tragen beide abseits des Tropenwalds gerne Anzüge, die sie aussehen lassen wie Besitzer einer Spielehölle in Bad Neuenahr. Potenzial ist also da. 

Vielleicht aber stimmt Youngblood doch nur - wenn Sonja Zietlow und Hartwig ritualisiert im Kanon zum nächstmaligen Einschalten auffordern - klammheimlich im Hintergrund einen seiner größten Hits an: „I’d rather go blind“.