Dresden Dresden: Einzigartige Sammlung osmanischer Kunst

Dresden/ddp. - In denzurückliegenden 70 Jahren waren nur wenige der 600 Exponateausgestellt. Der türkische Außenminister Ahmet Davutolu bezeichnetedie neue Dauerausstellung als eine «Brücke zwischen den Staaten undden Kulturen». Seit Sonntag ist die Sammlung in der Rüstkammer desResidenzschlosses ohne Voranmeldung für die Öffentlichkeitzugänglich.
Gemeinsam mit seinem deutschen Amtskollegen Guido Westerwelle(FDP) und Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hatteDavutolu am Samstagabend die Türckische Cammer feierlich eröffnet.Die Ausstellung zeige, wie tief die beiden Kulturen miteinanderverwurzelt seien, betonte er. Westerwelle sagte: «Diese Ausstellungschmückt nicht nur Dresden und Sachsen, sondern ganz Deutschland». Erwies der Beziehung zur Türkei zugleich eine Schlüsselrolle für diedeutsche Außenpolitik zu. Tillich bezeichnete die Ausstellung alsBeweis, dass Kultur keine Grenzen kennt.
Die Vorbereitungen für die «neue» Türckische Cammer dauerten 20Jahre. Sachsens Kunstministerin Sabine von Schorlemer (parteilos)sagte, die Türckische Cammer sei ein «Sinnbild für gesellschaftlicheIntegration von Menschen türkischer Herkunft» in Deutschland. DieMinisterin verwies darauf, dass nur ein kleiner Teil derAusstellungsobjekte aus einer Kriegsbeute von der Schlacht vor Wienim Jahr 1693 stamme.
Die Mehrzahl der prunkvollen Reitzeuge, Panzerhemden, Helme,Fahnen, Waffen und Gewänder seien Ankäufe und diplomatischeGeschenke, sagte Schorlemer. Die «Türkenmode der Barockzeit» habestarke Anziehung auf die sächsischen Herrscher ausgeübt und derenInteresse an der Kultur des Orients geweckt. So kamen neben einemosmanischen Staatszelt auch acht aus Holz geschnitzte Araber-Pferdein Originalgröße nach Dresden.
Die Ursprünge der heutigen Sammlung auf knapp 750 Quadratmeterngehen auf das Jahr 1614 zurück. In den folgenden Jahrhundertenerstanden die sächsischen Kurfürsten ständig neue Gegenstände aus demOrient und führten sie der Sammlung zu.
Der türkische Botschafter Ahmet Acet sagte, mit der Eröffnung derTürckischen Cammer werde «ein Traum wahr» und «die Traditionwiederbelebt, die sächsische Adlige einst begründeten». Die DresdnerDauerausstellung hebe sich von Präsentationen türkischer Kunst inanderen Museen ab. Die Türckische Cammer ermögliche es Deutschen,mehr über die Kultur ihrer türkischen Mitbewohner zu lernen. ImGegenzug könnten die drei Millionen Türken in Deutschland jetzt inDresden auch ihre eigenen Wurzeln ergründen.
Eine türkische Familienstiftung arbeitet nach Angaben desGeneraldirektors der Kunstsammlungen, Martin Roth, eng mit dem Museumzusammen und fördert den Besuch türkischer Lehrer, Schüler undFamilien zu Bildungszwecken in Dresden. Vor der Eröffnung hättenzudem schon Wissenschaftler, unter anderem aus den USA und aus Qatar,die Cammer in Dresden besucht, sagte Roth.
Die Kunstsammlungen wollen mit der Türckischen Cammer auchausländische Gäste sowie insbesondere türkischstämmige Deutsche - vorallem aus Berlin und dem Ruhrgebiet - für Dresden interessieren.Bundesweit wird deshalb unkonventionell auf 4,5 Millionen Dönertütenfür die Cammer geworben, um auch junge Leute zu erreichen. Bilder vonbesonders prachtvollen Ausstellungsstücken wurden auf Plakate undHandzettel gedruckt und mit Wortspielen wie «Kültürdialog» oder«Kültüraustausch» in Anlehnung an die türkische Sprache mit ihrenzahlreichen Umlauten ergänzt.