Deutsches Theater Deutsches Theater: Schauspieler wollen Thalheimer als Intendanten
Berlin/dpa. - Die Schauspieler des Deutschen Theaters (DT) habensich dafür ausgesprochen, dass der Hausregisseur Michael ThalheimerIntendant der Berliner Bühne wird. Dafür plädierten sie in einem amFreitag veröffentlichten Brief an Berlins Regierenden BürgermeisterKlaus Wowereit (SPD) und Kulturstaatssekretär André Schmitz. Daswiderspricht den Plänen des gerade aus dem Amt geschiedenenKultursenators Thomas Flierl (Linkspartei), der diese Woche mitDramaturg Thomas Oberender einen Vertrag ausgehandelt hat. Oberendersoll demnach Nachfolger von Bernd Wilms werden, dessen Amtszeit 2008endet. Es gilt noch als offen, ob Wowereit den Vertrag mit Oberenderunterzeichnen wird.
Dem Brief haben sich zahlreiche Mitglieder des Ensemblesangeschlossen, darunter Nina Hoss, Ulrich Matthes, Alexander Khuonund Ehrenmitglied Inge Keller, aber auch Hausregisseur DimiterGotscheff. Das DT habe in den vergangenen Jahren eine«bemerkenswerte, auch international anerkannte Entwicklung genommen»,heißt es in dem Schreiben. Erwähnt werden unter anderem derZuschauerzuspruch, die Resonanz in den Medien, ein «äußerstprofilierter Spielplan», die feste Zusammenarbeit mit vier«Spitzenregisseuren», die Auffrischung des Ensembles, die Präsenz inBerlin und bei den Gastspielen im In- und Ausland. «All das ist inden vergangenen Jahren gewachsen und lebendig geworden und es darf,so denken wir, nicht aufs Spiel gesetzt werden.»
Thalheimer, dessen Inszenierungen zahlreiche Preise erhielten, istan der Bühne bereits Leitender Regisseur und damit in dieFührungsebene eingebunden. Besonders seine Versionen von «Faust» und«Emilia Galotti» gelten als wegweisendes Regie-Theater. An diesemSamstag feiert Thalheimers Inszenierung von Jon Fosses Stück «Schlaf»am DT ihre Premiere.
Oberender war bislang unter anderem Chefdramaturg am SchauspielBochum, von dem er 2005 an das Schauspielhaus Zürich und danach zuden Salzburger Festspielen wechselte. Am DT hieß es am Freitag,Wowereit sei derjenige, der den Vertrag mit Oberender nochunterzeichnen müsse. Zu dem Brief sagte eine Sprecherin des Theaters,dieser sei Sache der Schauspieler. Um die Intendanz des DT hatte esschon häufiger Schlagzeilen gegeben: Flierl steckte 2004 mit seinemKandidaten Christoph Hein einige Kritik ein. Der Schriftsteller zogsich überraschend wieder zurück, Wilms Vertrag wurde um zwei Jahreverlängert.
Eigentlich sollte sein Nachfolger erst unter dem neuen Senatoffiziell verkündet werden, der Vertrag mit Oberender wurde aber nochzu Flierls Amtszeit öffentlich. Im zweiten rot-roten Senat unterWowereit gibt es keinen Kultursenator mehr. «Mann für Kultur» istAndré Schmitz. Senatssprecher Michael Donnermeyer sagte am Freitag,der Brief der Schauspieler werde nicht kommentiert. Zur Frage nachder Intendanz sagte er: «Über Personalien reden wir nicht öffentlich,bevor sie nicht entschieden sind.»