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DDR-Comic DDR-Comic: Mythos «Mosaik» - Ausstellung in Leipzig

Von Birgit Zimmermann 05.02.2012, 08:42
Der Comicautor und geistige Vater der Abrafaxe, Lothar Dräger, präsentiert die Mosaikhefte Nr. 1 und Nr. 400, aufgenommen am 14.03.2009 auf der Leipziger Buchmesse. (FOTO: DPA)
Der Comicautor und geistige Vater der Abrafaxe, Lothar Dräger, präsentiert die Mosaikhefte Nr. 1 und Nr. 400, aufgenommen am 14.03.2009 auf der Leipziger Buchmesse. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Leipzig/dpa. - Rainer Eckert gerät fast ins Schwärmen, wenn erüber den DDR-Comic «Mosaik» spricht. «Ich habe alle Hefte gesammelt,vom ersten angefangen», berichtet der Direktor desZeitgeschichtlichen Forums in Leipzig. «Mosaik» habe ihn - wieMillionen andere Ostdeutsche, fasziniert. Was den «Mythos Mosaik»ausgemacht hat, damit beschäftigt sich demnächst die größteAusstellung, die es bisher zu dem legendären Comic gab. Vom 17.Februar an ist im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig die Schau «Dig,Dag, Digedag - DDR-Comic Mosaik» zu sehen.

Die Ausstellungsmacher konnten sich aus einem bislang weitgehendunerforschten Fundus bedienen. «Mosaik»-Erfinder Johannes Hegenbarthalias Hannes Hegen hat dem Forum 2009 sein Archiv übergeben. TausendeZeichnungen, Skizzen und Entwürfe werden seither in Leipzigwissenschaftlich aufbereitet - und fließen auch in die neueAusstellung ein. «Das ist ein Schatz, den wir nicht nur erhalten undbewahren, sondern auch präsentieren wollen», sagt ProjektleiterinKornelia Lobmeier. In der Ausstellung würden vieleOriginalzeichnungen gezeigt.

Wie der Titel schon verrät, liegt der Fokus der Schau auf denfrühen Jahren des «Mosaiks». 20 Jahre lang, von 1955 bis 1975,erkundeten die drei kleinen Helden Dig, Dag und Digedag die Welt. Siereisten nach Amerika, in den Weltraum, tummelten sich mit RitterRunkel in vergangenen Zeiten - und ermöglichten den DDR-Bürgernkleine Fluchten aus dem Alltag. Dann kam es zum Bruch zwischen HannesHegen und dem FDJ-Verlag Junge Welt in Berlin. Die Digedagsverschwanden und wurden von den Abrafaxen abgelöst.

«Das ist für Hannes Hegen bis heute eine nicht ganz verheilteWunde, zumal ein Teil seines Stabes damals weitergemacht hat», sagtDirektor Eckert. Der inzwischen 86-jährige Hegen habe reges Interessean der Leipziger Schau und in der Entstehungsphase für Fragen zurVerfügung gestanden. Eventuell wird der betagte Grafiker, der inBerlin lebt, die Ausstellung in Leipzig auch persönlich besuchen. Dassei jedoch nicht ganz sicher.

Doch wie passen eigentlich die bunten «Mosaik»-Comics insZeitgeschichtliche Forum, das die Aufarbeitung der DDR-Diktatur alsHauptthema hat? «Die Diktatur ohne den Alltag zu erklären, wird ander Wahrheit vorbeigehen», antwortet Eckert. Das monatliche Anstehenam Kiosk, um eines der begehrten «Mosaik»-Hefte zu ergattern, gehörtefür unzählige DDR-Kinder dazu. «Es geht uns nicht darum, nur dieHefte an die Wand zu bringen», erläutert Projektleiterin Lobmeier.«Wir wollen zeigen: Was konnte, was wollte man zeigen in so einemComic, der eine Sonderrolle einnahm in der DDR.»

Ein kleiner Teil der Digedags-Ausstellung widmet sich auch denAbrafaxen, die bis heute Abenteuer im «Mosaik» erleben. Verlegtwerden die Reise-Geschichten von Abrax, Brabax und Califax imBerliner Verlag Steinchen für Steinchen, in einer Druckauflage vonknapp über 100 000, wie Sprecher Robert Löffler sagt. Die Auflage seiseit Jahren stabil. «Wir haben eine ganz treue Leserschaft.» Etwa einDrittel der Abonnenten lebe im Westen Deutschlands. Die Berlinersteuerten ebenfalls ein paar Ausstellungstücke für die Digedags-Schaubei - darunter ein Kündigungsschreiben, das «Mosaik»-Erfinder Hegenseinerzeit an den Junge-Welt-Verlag geschickt hatte.