Neues Buch Frankreichs Literaturphänomen „Monas Augen“
„Monas Augen“ ist Frankreichs Literatur-Sensation 2024. Die Geschichte: Ein Mädchen, das, bevor es zu erblinden droht, die Schönheit der Welt auf einer Reise zu den schönsten Kunstwerken entdeckt.
Paris - Mona, 10 Jahre alt, ist ein kleines Mädchen wie jedes andere. Doch eines Tages wird alles dunkel. Für rund eine Stunde verliert Mona das Augenlicht. Obwohl ihre Sehkraft zurückkehrt, bleibt die Gefahr eines Rückfalls und der dauernden Erblindung bestehen. Bevor es zu spät ist, will ihr Großvater ihr noch die ganze Schönheit der Welt zeigen – auf einer Reise zu den schönsten Kunstwerken unserer Zeit.
In Frankreich hat es der Roman von Thomas Schlesser innerhalb von nur wenigen Tagen auf Platz 1 der meistverkauften Bücher geschafft. Und noch vor seinem Erscheinen Ende Januar wurde er ins Ausland verkauft. Heute ist er in über 35 Sprachen und rund 60 Ländern erhältlich, darunter in den USA und China. Als „Buch, das die Welt erobert“ und „literarisches Phänomen“ feiert ihn Frankreichs Presse.
Eine Reise zu den schönsten Kunstwerken unserer Zeit
Mona hat für genau 63 Minuten das Augenlicht verloren. Im Krankenhaus führen die Ärzte eine Reihe von Untersuchungen durch, ohne Erfolg. Wird sie erblinden? Ohne eine echte Diagnose wird eine Nachsorge durch einen Kinderpsychiater empfohlen. Ihre Mutter bittet Henry, Monas Großvater, seine Enkelin zu den Sitzungen zu begleiten. Doch stattdessen beschließt er, sie im Geheimen einmal pro Woche in die großen Pariser Museen mitzunehmen.
Henry, der selbst bei einer Fotoreportage im Libanon im Jahr 1982 sein rechtes Auge verlor, ist überzeugt, dass Mona die Kunst von Leonardo da Vinci, Claude Monet und Niki de Saint Phalle mehr helfen kann als ein zusätzlicher Arzt. Falls seine Enkelin eines Tages für immer das Augenlicht verlieren sollte, sollte ihr in der ewigen Dunkelheit zumindest die endlose Schönheit der Formen und Farben ein Lichtpunkt sein.
Zweiundfünfzig Wochen, um die Schönheit der Welt zu entdecken
Jeden Mittwoch betrachtet Henry mit seiner Enkelin nur ein einziges sorgfältig ausgewähltes Werk. Zunächst im Louvre, dann im Orsay-Museum und im Centre Pompidou. Die Reise führt zu 52 Kunstwerken, unter ihnen die „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci, „Der Baum der Krähen“ von Caspar David Friedrich, „Der Bahnhof Saint-Lazare“ von Claude Monet und „Das Morgenständchen“ von Pablo Picasso.
Henry will Mona die Fähigkeit lehren, vor einem Werk zu verweilen, es eingehend zu betrachten und es auf sich wirken zu lassen. Während sie anfänglich nur wenige Minuten Aufmerksamkeit aufbringt, zieht sie das letzte Bild eine ganze Stunde in den Bann: ein fast monochromes schwarzes Gemälde von Pierre Soulages.
Mehr als nur eine kunsthistorische Reise
Um die Beschreibung der 52 Meisterwerke spannt sich ein größerer Plot. Monas Sehverlust scheint möglicherweise mehr geistiger als physischer Natur zu sein. Ihre geliebte Großmutter Colette hatte Mona kurz vor ihrem mysteriösen Tod eine Talisman-Halskette geschenkt.
Das Geheimnis um den Tod Colettes zieht sich über knapp 500 Seiten hin und wird erst ganz am Schluss enthüllt. Es verleiht dem Roman eine psychologische Dimension und eine melancholische Grundstimmung. Die Auflösung ist mit emotionalen und affektiv aufgeladenen Momenten fast zu sehr in Szene gesetzt.
Gründe des Erfolgs
Schlesser ist Kunsthistoriker und Direktor der Stiftung Hartung-Bergman im südfranzösischen Antibes. Er hat Bücher über Maler wie Gustave Courbet und Anna-Eva Bergman geschrieben. Mit „Monas Augen“ hat der 46-Jährige ein Werk geschaffen, das sich an der Schnittstelle zwischen Familiendrama und einem Buch über Kunst befindet. Er beschreibt die Kunstobjekte so detailliert, dass man glaubt, sie zu sehen.
Dabei geht Schlesser nicht von seinem Wissen aus, sondern von dem, was Mona sieht und fühlt. Seine Analyse verzichtet auf Fachjargon und hält das Gleichgewicht zwischen Gelehrsamkeit und Anekdoten. Einige Werke geben auch Monas Drama wieder: Goya war taub, Frida Kahlo gelähmt und Georgia O'Keeffe fast blind, als sie ihr Spätwerk malte.
Jedes Werk eine Lektion fürs Leben
Für Schlesser will jeder Künstler eine Lektion vermitteln. Vermeer will zeigen, dass sich im kleinsten Detail die unermessliche Größe der Welt widerspiegelt, ein Selbstporträt von Rembrandt ist eine Einladung, sich selbst zu erkennen, ein Spargel von Manet zeigt, dass weniger mehr ist und da Vincis „Mona Lisa“ ist eine Aufforderung, das Leben anzulächeln. Denn der italienische Maler soll über die Malerei gesagt haben, dass sie ein spiegelbildliches Gefühl bewirke.