Architektur Architektur: Krönung der Dresdner Frauenkirche ist abgeschlossen

Dresden/dpa. - Die Nachbildung des Kreuzeswurde in England hergestellt und gespendet. Deutschlands größtesDenkmalschutz-Einzelprojekt ist jetzt zu 95 Prozent vollendet.
«Die Botschaft, die wir verkünden müssen, ist eine der Hoffnung»,sagte der Präsident des britischen «Dresden Trust», Edward Herzog vonKent, laut vorab verbreitetem Manuskript. Die Förderinitiativestellte seit 1994 rund 750 000 Euro für die Wiederkehr der«Steinernen Glocke» zur Verfügung und finanzierte unter anderem dieNachbildung des Original-Kuppelkreuzes. Das 7,60 Meter hoheStrahlenkreuz, Symbol der deutsch-britischen Versöhnung, wurde unterLeitung eines britischen Silberschmiedes gefertigt, dessen Vater alsPilot am 13. Februar 1945, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs,bei den verheerenden anglo-amerikanischen Bombenangriffen auf Dresdenmitflog; rund 35 000 Menschen starben. Zwei Tage nach den Angriffenwar die 1726 bis 1743 von George Bähr geschaffene Kirche eingestürzt.
Das wunderbare Projekt des Wiederaufbaus habe Menschen, die einstFeinde waren, zu einer starken und dauerhaften Freundschaft zusammengeschlossen, würdige der Cousin von Königin Elizabeth II. vortausenden Menschen die großartige Leistung. Die ersten Zuschauerhatten sich schon am Vormittag auf dem Platz gegenüber der Baustelleeingefunden. «Es ist auch ein wunderbares Beispiel dafür, dass dieMenschen sich nicht unterkriegen lassen, dass der Geist sich immerwieder aufschwingt.»
Es zeuge zudem davon, dass die Bürger Dresdens mit Freunden inaller Welt in dem Wunsch vereint seien, auf der Basis von Hoffnung,Freundschaft und Vergebung eine gemeinsame Zukunft zu gestalten. DerHerzog appellierte, beim gemeinsamen Bau eines freien, friedlichenund vereinigten Europa die schmerzhafte und schwierige Vergangenheitnicht zu vergessen. «Wir müssen sie in Erinnerung behalten, damit siesich niemals wiederholen kann.»
Mit der «Krönung» zehn Jahre und einen Monat nach dem Setzen desersten Steins hat Dresden das markanteste Gebäude der historischenSilhouette zurück erhalten. Der einzigartige, nun 91,24 Meter hoheprotestantische Kirchenbau wurde nach historischen Plänen und unterVerwendung alter und neuer Steine wiedererrichtet. Das Aufsetzen derTurmhaube war der letzte große Akt vor der Weihe der Frauenkirche am30. Oktober 2005. Der Innenausbau läuft auf Hochtouren. Bereits imDezember soll die Aussichtsplattform in der so genannten Laterne fürBesucher geöffnet werden und die Einnahmen helfen, dasFinanzierungsloch von elf Millionen Euro zu füllen.
Der von Dresdner Bürgern initiierte, in aller Welt geförderteWiederaufbau ist eine Erfolgsgeschichte ohne Beispiel. Für denPräsidenten der Fördergesellschaft, den Trompeter Ludwig Güttler,«ist es nicht nur die verwirklichte Einheit, sondern bereitserreichte Einigkeit». Er führte die Bürgerinitiative, die 1990 mitdem «Ruf aus Dresden» um Unterstützung für eine Vision gebeten hatte.Zweifel und Widerständen zum Trotz wurde der Wiederaubau zu einer«Welt-Angelegenheit». Zigtausende rund um den Erdball unterstütztenihn bislang mit Spenden in Höhe von 92 Millionen Euro. Damit sindetwa zwei Drittel der Nettobaukosten in Höhe von 132 Millionen Europrivat finanziert.
