150. Geburtstag von Arthur Conan Doyle
London/dpa. - London - Am liebsten hätte er seinen Helden in einem Wasserfall in der Schweiz endgültig ertränkt. Denn dieser brachte ihm zwar Geld und Ruhm ein, aber er ging ihm auch gehörig auf die Nerven.
Doch Sherlock Holmes musste weiterleben - und sein Erfinder Arthur Conan Doyle weiter leiden. Denn viel lieber hätte sich der britische Autor auf historische Romane und Abhandlungen konzentriert. Doch es waren der charismatische Meisterdetektiv und dessen Helfer Dr. Watson, die ihm bis über seine Lebenszeit hinaus Berühmtheit verschafften. Am 22. Mai wäre Doyle 150 Jahre alt geworden.
Zunächst deutete nicht viel darauf hin, dass Doyle als geistiger Vater des bekanntesten Detektivs der Welt in die Geschichtsbücher eingehen würde. Er kam als Sohn eines alkoholkranken Künstlers in Edinburgh auf die Welt. Doyle besuchte die Jesuitenschule in England und in Österreich, bevor er, zurück in der schottischen Hauptstadt, Medizin studierte. Nachdem er als Schiffsarzt auf einem Walfänger gearbeitet hatte, ließ er sich mit einer Praxis in England nieder.
Doch die Patienten blieben aus. Während Doyle also auf Kundschaft wartete, begann er zu schreiben. Anregungen für seine Figuren hatte er dabei auch aus seinem Medizinstudium bekommen. Mehr inspiriert als Anatomiekurse hatte ihn allerdings der Schriftsteller Edgar Allan Poe mit seinen Krimigeschichten.
Und so schlug 1887 die Geburtsstunde von Sherlock Holmes. Damit niemand bei den Rätselgeschichten auf der Strecke blieb, stellte Doyle dem Detektiv mit der Pfeife und Deerstalker-Mütze den treuen Begleiter Dr. Watson zur Seite, der mit seinen Fragen auch dem Leser auf die Sprünge half. Das Schema vom genialen Ermittler und eher durchschnittlichen Helfer wurde zum Vorbild für zahlreiche Detektivromane.
Die ersten beiden Holmes-Romane «Eine Studie in Scharlachrot» und «Das Zeichen der Vier» waren noch keine Kassenknüller. Erst die Erzählung «Ein Skandal in Böhmen» (1891) löste einen weltweiten Rummel aus. Dieser wurde Doyle schnell zur Last. Seiner Mutter klagte er einst, dass Holmes seinen «Geist von besseren Dingen«» abhalte und er sich ihm am liebsten entledigen würde. In weiser Voraussicht erwiderte die Mutter: «Du magst das für das Beste halten, aber die Menge wird das nicht leichten Herzens hinnehmen.»
So kam es. 1893 war Doyle an den Reichenbach-Fällen in der Schweiz und bemerkte, dass «dieser furchtbare Ort ein gutes Grab für Sherlock abgeben würde, selbst wenn ich mein Bankkonto mit ihm begraben müsste». Zwar konnte Doyle Holmes in «Das letzte Problem» in den Wasserfällen verschwinden lassen. Nach einem Aufschrei des Entsetzens in der Fangemeinde musste Doyle ihn dann aber wieder auferstehen lassen.
So wenig wie der Autor seine Romanfigur liebte, so wenig hatte er auch mit ihr gemein: Statt kühl und logisch zu analysieren, glaubte Doyle an Märchen und beschäftigte sich nach dem Tod seiner ersten Frau sowie seines ältesten Sohnes im Ersten Weltkrieg immer mehr mit dem Okkultismus. Er stand auch mehreren spiritistischen Organisationen vor. 1930 starb Doyle - zum Ritter geadelt - im Alter von 71 Jahren an einer Herzkrankheit.
Weder seine Schriften über Gespenster noch über den Burenkrieg sind dem allgemeinen Publikum bekannt. Stattdessen herrscht bis heute ein wahrer Sherlock-Holmes-Kult. Nach Übersetzungen in etwa 50 Sprachen, Verfilmungen, Hörbüchern und selbst einem Ballett ist und bleibt Arthur Conan Doyle der Begründer dieses Mythos'. (dpa)