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Kommentar zu Finanz-Sanktionen Swift-Keule schadet Deutschland womöglich mehr als Russland

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 26.02.2022, 10:46
Der Sitz des Banken-Kommunikationsnetzwerkes Swift bei Brüssel
Der Sitz des Banken-Kommunikationsnetzwerkes Swift bei Brüssel James Arthur Gekiere/BELGA/dpa

Halle/MZ - Bereits am Jahresanfang warnte CDU-Chef Friedrich Merz, dass ein Ausschluss Russlands aus dem internationalen Zahlungssystem Swift eine „Atombombe für die Kapitalmärkte“ wäre. Teile der deutschen Politik, Medien und der Öffentlichkeit wollen diese nach dem Einmarsch in der Ukraine nun zünden. Gut, dass Kanzler Olaf Scholz (SPD) davor zurückschreckt. Denn Sanktionen, die einem selbst mehr Schaden als dem Gegner, sollten unterbleiben.

Bereits mit den beschlossenen Maßnahmen können russische Banken und Oligarchen weitgehend vom Finanzsystem abgekoppelt werden. Ohne Swift ist es aber gut möglich, dass Deutschland seine Erdöl- und Gasrechnungen in Russland nicht mehr bezahlen kann. Sind wir wirtschaftlich in der Lage, auf die Hälfte des Erdgases und ein Drittel des Erdöls zu verzichten? Der Preis wäre gigantisch - gerade für die Wirtschaft Sachsen-Anhalts, die auf russische Energielieferungen angewiesen ist.

Russland dagegen besitzt bereits ein eigenes internes Zahlungssystem und könnte international sicher schnell auf ein chinesisches System ausweichen. Die Volksrepublik hat bereits angekündigt, keine wirtschaftlichen Sanktionen zu verhängen. Natürlich ist es bitter, sich eingestehen zu müssen, dass die EU nicht nur militärisch Putin nichts entgegenzusetzen hat, sondern auch wirtschaftlich am russischen Energie-Tropf hängt. Doch diese Art von Realismus ist nun leider nötig und der erste Schritt, um die Abhängigkeit mittelfristig zu beseitigen.