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Großbrand in der Oranienbaumer Heide Feuer bei Oranienbaum unter Kontrolle - Noch keine Entwarnung

Bis zu 300 Einsatzkräfte sind gleichzeitig vor Ort. Zwei Hubschrauber löschen aus der Luft. B 107 zwischen Oranienbaum und Dessau gesperrt. Ministerin Zieschang lobt Einsatzleistung.

Von Thomas Klitzsch und Carla Hanus 07.09.2024, 15:21
Bis zu 300 Kameradinnen und Kameraden sind zeitgleich im Einsatz.
Bis zu 300 Kameradinnen und Kameraden sind zeitgleich im Einsatz. (Foto: Thomas Klitzsch)

Wittenberg/MZ. - Die Lage beim Großbrand in der Oranienbaumer Heide ist unter Kontrolle. Diese Einschätzung erhält am Samstagmittag Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU), als sie sich vor Ort einen Eindruck verschaffte. Landrat Christian Tylsch (CDU), Bürgermeister, Maik Strömer (CDU), Kreisbrandmeister Peter von Geyso und Einsatzleiter Matthias Hauss geben der Ministerin eine Überblick über das aktuelle und bisherige Geschehen.

51 Hektar Wald und Heide vom Brand betroffen

Zur Situation an diesem Samstag, 13 Uhr: Rund 51 Hektar Heideland sind von dem Feuer betroffen. Ein Bereich des Waldes davon ist munitionsbelastet, weswegen dort die Einsatzkräfte das Gebiet nicht befahren oder betreten können. Rund 300 Einsatzkräfte sind vor Ort. Weitere werden kommen müssen, um diese abzulösen. Denn auch wenn das Feuer unter Kontrolle ist, gibt es noch lange keine Entwarnung. Wegen der langanhaltenden Trockenheit und des Windes flackern immer wieder Glutnester auf.

Von einer herausfordernden Lage in Oranienbaum spricht dann auch Tamara Zieschang gegenüber der MZ. Herausfordernd, „weil es zum einen darum geht, Feuer von Ortschaften weg zu halten, aber auch um zum anderen zu verhindern dass das Feuer in einem Waldgebiet weiter überspringt oder sich dort ausbreitet, was stark munitionsbelastet ist.“ Sie lobt und dankt dafür, „dass gestern schon mit einem unglaublichen Einsatz der Kameradinnen und Kameraden vieles abgewendet werden konnte, eben genau, dass es in das munitionsbelastete Waldgebiet in größerem Maße überspringt, aber vor allem auch, dass die Ortschaft gut verteidigt wurde.“ Sie anerkennt ausdrücklich die „unglaubliche Einsatzleistung“ der Einsatzkräfte.

Diese Informationen gibt es rund 24 Stunden nach der Erstalarmierung am Freitag. Um 13.01 Uhr waren die ersten Wehren in die Heide geordert worden. Vegetationsbrand westlich von Oranienbaum, hieß es. Das Feuer loderte in der Nähe der Bundesstraße 107 und der Verlängerung der Sollnitzer Straße und damit hinter dem Wohngebiet Heidefeld in Richtung Oranienbaumer Heide. Zu dem Zeitpunkt gab es noch keine Angaben zu den Ausmaßen des Brandes, erst am Sonnabendvormittag spricht der Landkreis von 51 Hektar.

Hubschrauber der Landes- und der Bundespolizei fliegen große Mengen Löschwasser heran.
Hubschrauber der Landes- und der Bundespolizei fliegen große Mengen Löschwasser heran.
(Foto: Thomas Klitzsch)

Indes wurden regelmäßig weitere Kameraden der Feuerwehr und weitere Rettungskräfte hinzugezogen. So kamen bereits am Freitag ein Hubschrauber der Landespolizei und zwei der Bundespolizei zum Löscheinsatz und auch an diesem Sonnabend erhalten die Kameraden Unterstützung aus der Luft. Der Hubschrauber EC145 der Landespolizei Sachsen-Anhalt, der seit etwa 9.30 Uhr im Einsatz ist, wirft bei jedem Anflug 820 Liter Wasser über der Brandfläche ab. Bis zu den Mittagsstunden haben die beiden Hubschrauber von Landes- und Bundespolizei rund 50.000 Liter „geliefert“. Dabei sei die Wasserversorgung stabil, informiert der Kreis gegen 12.40 Uhr. Kameraden seien zum Teil mit Löschrucksäcken unterwegs, um Glutnester zu bekämpfen. Zudem werden Wege freigelegt und Tanker fahren Löschwasser in den Einsatz. Hilfe gibt es durch Tatra-Löschfahrzeuge aus Potsdam Mittelmark.

Kameraden aus Bitterfeld, Halle, Mansfeld-Südharz und Brandenburg mit dabei

Überhaupt sind neben den Kameraden aus dem Landkreis Wittenberg auch Kräfte aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld, aus Brandenburg, aus dem Raum Halle, Mansfeld-Südharz und dem Burgenlandkreis im Einsatz. Nachts unterstützten unter anderem Kräfte aus Brandenburg.

Während in den Nachtstunden bis zu 180 Kräfte im Einsatz sind – zudem ist das THW zum Ausleuchten vor Ort –, erhöht sich die Zahl am Samstagvormittag auf 260 Kameraden mit rund 120 Fahrzeugen. Schon über Nacht ist es gelungen, zu verhindern, dass sich das Feuer weiter ausbreitet.

Mit zum Einsatz gekommen sind auch Drohnen zur Einschätzung der Lage. Die Anschaffung der Drohnen durch das Land für die Kameraden sei immens wichtig gewesen, schätzt der Kreisbrandmeister am Sonnabendmittag im Gespräch mit der Ministerin ein.

Innenministerin  Tamara Zieschang besucht am Samstagmittag die Einsatzstelle in der Heide. Die Kameraden führen vor Ort die Drohne zur Lageerkundung aus der Luft vor.
Innenministerin Tamara Zieschang besucht am Samstagmittag die Einsatzstelle in der Heide. Die Kameraden führen vor Ort die Drohne zur Lageerkundung aus der Luft vor.
(Foto: Klitzsch)

Ein Feuerwehrmann musste in den Nachtstunden ins Krankenhaus gebracht werden. Weitere Verletzte hat es laut Landkreis bis Samstagmittag nicht gegeben. Auch mussten keine Wohnhäuser oder Einrichtungen evakuiert werden. Aufgrund der östlichen Windrichtung ist auch die Ortslage Oranienbaum weiterhin nicht bedroht. Auch habe zu keiner Zeit eine Gefährdung des Gartenreiches bestanden, versichert der Landkreis.

Anreise zu Ferropolis Olé mit Umwegen

Um die Einsatzkräfte nicht zu gefährden, bleibt die Bundesstraße 107 weiterhin gesperrt. Anreisende zur Veranstaltung „Ferropolis Ole“, die am Sonnabendmittag beginnt, werden gebeten, von Süden kommend über Bitterfeld anzureisen und dabei die B100 zu nutzen. Wer aus dem Norden anreist, sollte den Raum Oranienbaum umfahren und über die B100 von Wittenberg in Richtung Radis fahren.

Bereits am Freitagabend hatte die Oranienbaumer Feuerwehr ihre geplanten Feierlichkeiten zum Jubiläum „150 Jahre Feuerwehr Oranienbaum“ abgesagt. Das wäre übrigens der eigentliche Anlass gewesen, zu dem die Ministerin in die Stadt hatte kommen wollen. Doch die Kameraden seien ja nun die ganze Zeit im Einsatz, sagt sie. Dies zeige einmal mehr, sagte Zieschang: „Die Kameradinnen und Kameraden sind zur Stelle, wenn es darum geht, Leib und Leben von andere zu verteidigen. Und dafür können wir gar nicht dankbar genug sein.“