1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Steigende Spritpreise: Ursache und Tipps zum Tanken

EIL

Hohe Spritpreise Trotz sinkender Ölpreise: Warum Diesel und Benzin teuer bleiben

Die Preise für Benzin und Diesel sind in den letzten Wochen erheblich gestiegen. Doch es ist nicht nur der Krieg in der Ukraine, der Autofahrer dazu zwingt, tiefer in die Taschen zu greifen. Wo die hohen Kosten herkommen.

Aktualisiert: 16.03.2022, 13:52
Kraftstoff ist an deutschen Tankstellen momentan teuer.
Kraftstoff ist an deutschen Tankstellen momentan teuer. Foto: IMAGO/Gottfried Czepluch

Magdeburg/Halle (Saale)/DUR/dpa – Die trotz sinkender Ölpreise weiter extrem hohen Spritpreise sorgen für Kritik an den Mineralölkonzernen. „Hier sind Spekulationen am Benzinpreis erfolgt, die einen massiven Aufwuchs an den Zapfsäulen vergegenwärtigen“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Rolf Mützenich, am Dienstag.

Trotz sinkender Rohölpreise: Diesel und Benzin bleiben teuer

Normalerweise bewegen sich die Preise für Öl und Sprit relativ im Gleichschritt, doch derzeit sind sie weitgehend entkoppelt. Am Dienstag sank der Preis für Öl der in Europa wichtigen Sorte Brent zwischenzeitlich unter 100 Dollar pro Fass (159 Liter) und näherte sich damit den Preisen vor Kriegsbeginn. Am Dienstagnachmittag stieg er wieder leicht über 100 Dollar.

Nach dem russischen Angriff war der Preis für Öl bis Anfang vergangener Woche auf über 130 Dollar gestiegen. In der Spitze wurde kurzfristig sogar ein Wert von 139,13 Dollar erreicht. Seither ist der Preis allerdings wieder stark gesunken. Beim Sprit ist davon aber nichts zu bemerken. Im Gegenteil: Sowohl Superbenzin der Sorte E10 als auch Diesel sind in der Phase des Ölpreis-Rückgangs eher teurer als billiger geworden.

Wie setzt sich Spritpreis allgemein zusammen?

Steuern und Abgaben machen zwar einen großen Teil des Kraftstoffpreises aus, dennoch gibt es mehrere Faktoren, die sich auf die Kosten auswirken:

  • Energie- beziehungsweise Mineralölsteuer: Dieser Festbetrag fällt immer in gleicher Höhe an, egal wie hoch der jeweilige Spritpreis tagesaktuell ist. Bei Benzin wie Super E10 etwa sind das pro Liter 65,45 Cent, bei Diesel 47,04 Cent.
  • CO2-Abgabe: Dieser konstante Wert schlägt je nach Biospritanteil und Kraftstofftyp mit etwa 8 bis 9 Cent pro Liter zu Buche.
  • Mehrwertsteuer: Für Kraftstoffe liegt der Satz bei 19 Prozent. Das heißt: Je höher der Spritpreis ist, umso mehr Euro fließen in die Staatskasse. Angesichts der derzeitigen Rekorde an den Zapfsäulen fordert unter anderem der ADAC daher zumindest eine vorübergehende Reduzierung der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent.
  • Der Rest des Kraftstoffpreises entfällt etwa auf den Preis für Rohstoffe, Kosten für Raffinerie, Transport und Vertrieb sowie Gewinne der beteiligten Unternehmen. Durch aktuell massiv steigende Rohölpreise dürften den derzeit größten Posten dabei die Produktkosten einnehmen.

Preissenkungen kommen nicht beim Verbraucher an

Auch aus einer Statistik des Online-Portals „Benzinpreis.de“ geht hervor, dass Anbieter die sinkenden Rohölpreise nicht an die Verbraucher weitergeben würden. Obwohl der Preis für Diesel inklusive Rohöl und Steuern in den letzten Tagen gesunken sei, würden die Anbieter trotzdem steigende Überschüsse einfahren.

ADAC: Mineralölkonzerne profitieren vom Raffineriegeschäft

Beim ADAC moniert man diese Diskrepanz. „Trotz aller kriegsbedingter Sondereffekte und Erklärungen für die hohen Spritpreise – irgendwo zwischen Ölförderung und Tankstelle bleibt das zusätzliche Autofahrergeld hängen“, sagt Kraftstoffmarkt-Experte Jürgen Albrecht. „Die Mineralölkonzerne verdienen im Raffineriegeschäft derzeit richtig gutes Geld.“

Die Mineralölkonzerne verdienen im Raffineriegeschäft derzeit richtig gutes Geld.

Kraftstoffmarkt-Experte Jürgen Albrecht

Steigende Spritpreise aus Angst vor schlechten Zeiten?

Laut dem Geschäftsführer des Tankstellenverbands ZTG Jürgen Ziegner würden sich mehrere Anbieter außerdem bereits auf ein mögliches Importverbot aus Russland einstellen und die Preise künstlich hochhalten, um für schlechte Zeiten gewappnet zu sein. Dabei würden unter anderem „Angst und Spekulationen“ die Preise nach oben treiben. Die Tankstellen selbst hätten dagegen kaum Möglichkeiten, die Preise zu gestalten.

Morgens oder abends: Wann soll man tanken?

Die Spritpreise an den Tankstellen schwanken im Verlauf des Tages stark. Laut ADAC sind Benzin und Diesel „in aller Regel“ am Morgen gegen 7.00 Uhr am teuersten. Am billigsten zapfen Autofahrer den Sprit demnach am Abend zwischen 18.00 und 19.00 Uhr sowie zwischen 20.00 und 22.00 Uhr. Dann sind Ersparnisse von durchschnittlich bis zu sieben Cent pro Liter drin.

Zudem verweist der Autoclub auf Spritspar-Apps fürs Handy, um aktuelle Kraftstoffpreise zu überblicken.