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Schenker Logistikzentrum Schenker Logistikzentrum: Leipzig ist das Tor nach China

Von Steffen Höhne 15.09.2014, 08:18
Die Hochregale im Leipziger Schenker-Lager sind knapp zehn Meter hoch. In ihnen lagern BMW-Teile.
Die Hochregale im Leipziger Schenker-Lager sind knapp zehn Meter hoch. In ihnen lagern BMW-Teile. DB schenker Lizenz

Leipzig - Rote und gelbe Gabelstapler flitzen durch die Gänge. Auf Paletten liegen blitzende Bleche, Zahnräder und Ölpumpen. Aus ihnen wird später ein BMW gefertigt. Doch zunächst werden sie in eines der zehn Meter hohen Regale eingelagert. „Die Karosserieteile sind höchstes zwei bis drei Tage bei uns“, sagt Alfred Endörfer. Einige Schrauben würden dagegen auch zwei bis drei Wochen gelagert. Endörfer leitet das sogenannte „Logistikzentrum Auslandsversorgung“ der Bahn-Tochter Schenker. Nun stellte der Logistiker den Standort öffentlich vor.

Bereits 2010 wurde das Zentrum vor den Toren Leipzigs - in unmittelbarer Nachbarschaft zum BMW-Werk und dem früheren Quelle-Versandzentrum - aus dem Boden gestampft. Das Lager arbeitet nur für einen Kunden: BMW. „Von Leipzig aus versorgen wir die Produktionsstätten in China und Südafrika mit Teilen“, erklärt Endörfer. Verschiffte der Autobauer früher vor allem komplette Fahrzeuge in alle Welt, fertigt BMW heute an 29 Standorten in 14 Ländern Produkte. Der Export von einzelnen Teilen nimmt dadurch enorm zu.

So betreibt der Münchner Konzern in der chinesischen Millionenmetropole Shenyang inzwischen zwei Auto-Werke mit etwa 8000 Mitarbeitern. Viele der dort verwendeten Teile stammen jedoch noch immer von europäischen Zulieferern. Um den Transport zu organisieren, gingen BMW und Schenker im wahrsten Sinne des Wortes neue Wege. Seit dem Jahr 2011 werden von Leipzig aus Teile auf der berühmten Bahnstrecke Transsib quer durch zwei Kontinente ins 11.000 Kilometer entfernte Shenyang gefahren. Vorher wurden fast alle deutschen Transporte nach China mit Schiff oder Flugzeug abgewickelt.

600 Meter langer Zug

„Die Organisation des Transportes ist anspruchsvoll“, sagt Endörfer. Die bis zu 50 Container des dann 600 Meter langen Zuges müssten auf ihrer Fahrt zweimal umgeladen werden. In Weißrussland, Russland, der Mongolei und Kasachstan wird nämlich auf Breitspur gefahren, in China wie in Europa dagegen auf der Normalspur. Zwar liegen die Frachtkosten nach Angaben von Branchenexperten bis zu 50 Prozent oberhalb der Preise für die Seefracht. Doch der Güterzug ist mit 23 Tagen Fahrzeit fast doppelt so schnell.

Vor allem der Warentransport von den chinesischen Hochseehäfen ins Hinterland ist mitunter zeitaufwendig. Das Konzept von Schenker hat sich offenbar bewährt. Inzwischen fährt die Deutsche-Bahn-Tochter auch für andere Kunden China-Züge von Duisburg und Hamburg aus. Und auch die Sicherheit der Züge ist offenbar gewährleistet, auch wenn die Manager sich bei dem Thema lieber in Schweigen hüllen. Endörfer verrät zumindest so viel: „Bisher ist noch kein Container weggekommen.“ Ob sich der derzeitige Handelskonflikt mir Russland wegen der Ukraine-Krise auf die Fahrten auswirkt, ist offen.

Welche weiteren Zukunftspläne Schenker schmiedet, lesen Sie auf Seite 2.

Im Leipziger Logistikzentrum werden nach Worten Endörfers über 8000 verschiedene Teile etwa für den 3er und 5er BMW sowie den kleinen Geländewagen X1 eingelagert. Seit dem Start 2011 habe sich die Zahl der Beschäftigten auf 1200 Mitarbeiter verdoppelt. Anfangs fuhren fünf Züge pro Woche nach China. Da BMW mit der Zeit mehr Teile in der Volksrepublik fertigen lässt, sind es nun noch zwei. Doch da die Produktionszahlen des Autobauers weltweit steigen, gibt es reichlich Arbeit in Leipzig.

Nach Angaben Endörfers liefern die BMW-Werke und Zulieferer ihre Teile direkt an. Etwa 110 Lkw erreichen täglich das Logistikzentrum. Damit die Waren die lange Reise unbeschadet überstehen, werden sie dort gesondert verpackt. „Beim Transport mit der Bahn wirken enorme Kräfte auf die Container“, sagt Verpackungsingenieurin Anna Förster.

80 Container pro Tag

Schenker habe daher für einige Teile Spezial-Verpackungen entwickelt. Sie zeigt auf einen sogenannten Träger-Unterbau. Das 30 Kilogramm schwere Teil, das später über den Rückrädern sitzt, wird in eine drei Meter lange Holzkiste verpackt. Zuvor werde in einer Konservierungsanlage ein leichter Ölfilm über das Teil gespritzt, erklärt die Verpackungsexpertin. „Das schützt vor eventueller Feuchtigkeit beim Transport. Es darf kein Rost ansetzen.“ Auch für kleine Teile gebe es Sonderanfertigungen. So sei eine Box für die BMW-Embleme entwickelt worden. Insgesamt werden in Leipzig täglich 80 Container für den Transport per Bahn und See gepackt. Im ehemaligen Quelle-Versandzentrum werden sie auf den Zug gesetzt.

Der sächsische Standort könnte in den nächsten Jahren noch wachsen. Schenker teilte Ende der vergangenen Woche mit, dass das Unternehmen im chinesischen Shenyang im kommenden Jahr für 20 Millionen Euro ein neues Logistikzentrum für die Autoindustrie errichtet. Autoteile dafür könnten dann auch aus der sächsischen Messestadt kommen. Endörfer meint dazu: „Mit einer dritten Schicht können wir unsere Leistung noch deutlich erhöhen.“ (mz)