1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. S-Bahn bekommt Zuwachs: S-Bahn bekommt Zuwachs: Warum die Bahn AG ihren Fuhrpark in Mitteldeutschland aufstockt

S-Bahn bekommt Zuwachs S-Bahn bekommt Zuwachs: Warum die Bahn AG ihren Fuhrpark in Mitteldeutschland aufstockt

Von Alexander Schierholz 15.11.2019, 09:00
Doppelstockzüge sollen bei der S-Bahn Mitteldeutschland ein Comeback erleben.
Doppelstockzüge sollen bei der S-Bahn Mitteldeutschland ein Comeback erleben. Deutsche Bahn

Halle (Saale) - Fast ein Jahr ist es her, da verkündeten die Länder Sachsen-Anhalt und Sachsen und die Deutsche Bahn AG die frohe Botschaft: Die S-Bahn Mitteldeutschland bekommt weitere Züge. Es war das Eingeständnis, dass der bisherige Fuhrpark aus 80 Triebwagen nicht ausreicht - zu oft müssen Bahnen wegen Pannen in die Werkstatt. Nun, früher als erwartet, tut sich etwas bei der Erweiterung der Flotte: Zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember beschafft die Bahn zusätzliche Doppelstockzüge.

Für den Betrieb im Leipziger City-Tunnel, dem Herzstück des S-Bahn-Netzes, sind die insgesamt zehn Waggons allerdings nicht zugelassen. Sie sollen auf Außenstrecken eingesetzt werden, die den Tunnel nicht queren. Die Wagen sind auch nicht fabrikneu, sondern gebraucht, doch immerhin: „Sie sind klimatisiert“, sagt Frank Bretzger, der für die S-Bahn zuständige Manager beim Betreiber DB Regio.

Internetempfang via WLAN, eigentlich Standard im S-Bahn-Netz, ist aber Fehlanzeige - die Wagen sind dafür technisch nicht ausgerüstet. Sie stammen aus dem Bestand der Bahn in Nordrhein-Westfalen, wo sie mit dem Fahrplanwechsel nicht mehr benötigt werden. „Wir übernehmen die Waggons erst einmal so wie sie bei uns ankommen“, sagt Bretzger. In der Werkstatt aufgehübscht werden sollen sie, falls nötig, erst nach und nach.

Der Grund für die Eile: Die Züge müssen sofort in Betrieb gehen, weil die Bahn ab Mitte Dezember mehr Fahrzeuge im S-Bahn-Netz benötigt als bisher. Zum Netz zählt auch der Regionalexpress 13 von Leipzig über Bitterfeld und Dessau nach Magdeburg. Mit dem Fahrplanwechsel verkehrt er stündlich, bisher noch im Zweistundentakt. Auf der Linie will die Bahn wie bisher die bekannten silbergrauen S-Bahnen mit roten Türen einsetzen.

Die Doppelstockzüge aus NRW sollen auf der innerstädtischen S7 in Halle und auf der S9 zwischen Halle und Eilenburg (Sachsen) Lücken stopfen. Insgesamt erhofft sich die Bahn damit einen stabileren Betrieb. Die Gebrauchtzüge gelten zwar als Notlösung, doch an fabrikneue Bahnen ist kurzfristig gar nicht zu denken: Diese auszuschreiben und zu produzieren, würde Jahre dauern.

Angespannte Lage im mitteldeutschen S-Bahn-Fuhrpark durch Werkstattaufenthalte

Die angespannte Lage im S-Bahn-Fuhrpark hat sich nach Angaben Bretzgers derweil entspannt. Im Sommer fehlten täglich bis zu 16 von 80 Zügen wegen Werkstattaufenthalten. Als Grund hatte die Bahn den turnusmäßigen Austausch von Radsätzen und Motoren genannt. Dabei war es wegen Ersatzteilmangels zu einem Rückstau gekommen. Die Bahn reagierte mit einem Notfahrplan, dünnte Takte aus und legte Linien zusammen. Erst seit Anfang November läuft der Betrieb wieder normal. Laut Bretzger stehen derzeit täglich nur zwei Züge wegen regulärer Arbeiten in der Werkstatt. (mz)