Porsche-Werk Leipziger Porsche-Werk: High-Tech-Fabrik für Panamera

Leipzig - Wer wissen möchte, wie Industrie 4.0 aussehen kann, dem sei ein Besuch des Porsche-Werkes in Leipzig empfohlen. Der Autobauer hat dort für die neue Generation der Sportlimousine Panamera einen Karosseriebau errichtet.
Beim ersten Blick in die Fabrik fallen die meterhohen gelben Roboter auf. 475 Anlagen stehen verteilt in einer riesigen Halle und schwenken die Arme im Takt.
Transportiert werden die Teile an der Decke, sie hängen dort am Förderband. Ein Dirigent für dieses „Orchester“ ist zunächst nicht auszumachen. „189 Mitarbeiter sind hier tätig“, sagt Holger Kemenah, Leiter der Fertigung Karosseriebau. Einige davon sieht man dann doch an Computerpulten stehen.
600 zusätzliche Arbeitsplätze
Und noch eines fällt auf: In der Fabrikhalle ist es erstaunlich leise. Funken vom Schweißen sprühen auch nicht durch die Luft - so wie im Karosseriebau sonst üblich.
Der Grund: Beim Bau des Panamera setzt Porsche nicht auf schweren Stahl, sondern auf leichtes Aluminium. Aus 430 Einzelteilen bestehe die Karosserie, erläutert Kemenah. Um diese zu verbinden, werde unter anderem gestanzt, verschraubt und verklebt. Geklebt? „Ja“, sagt der 44-Jährige. Es gebe pro Auto 216 Meter Klebefläche.
Für den Standort bedeutet der Karosseriebau eine weitere Aufwertung. Bisher wurden die Rohkarossen des Panamera im Volkswagen-Werk in Hannover gefertigt und nach Leipzig geliefert. Rund 500 Millionen Euro flossen nun noch einmal in den Ausbau.
„Rund 600 zusätzliche Arbeitsplätze haben wir geschaffen“, sagt Werkchef Siegfried Bülow. Wie schon der kleine Geländewagen Macan wird künftig auch der Panamera komplett in Sachsen gefertigt.
Wobei die Motoren, das Herz jedes Fahrzeuges, am Stammsitz in Stuttgart-Zuffenhausen produziert werden. Die Diesel-Motoren liefert die VW-Tochter Audi zu.
Die Porsche-Manager setzen große Hoffnungen in die zweite Generation des Panamera. Rein optisch hat sich das Auto nur leicht verändert. Das ist gewollt, um den Vorgänger nicht „alt“ aussehen zu lassen.
Die Porsche-Designer gehen da behutsam vor. Das Heck wurde sportlicher - der 911er stand Pate. Nach Aussagen der Ingenieure wurde die Antriebstechnik allerdings komplett überarbeitet. Von null auf 100 Kilometer in der Stunde schafft es die Sportlimousine in 3,6 Sekunden. Ein Wert, den eigentlich nur reine Sportwagen erreichen.
Das alles hat seinen Preis, der bei 113 027 Euro beginnt. Am Dienstagabend wurde der neue Panamera in Berlin erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Herbst soll das Auto auch bei den Händlern stehen.
Seit der Markteinführung 2009 wurden mehr als 150 000 Fahrzeuge verkauft. In Spitzenjahren wurden jährlich mehr als 30 000 Stück produziert.
Das soll nun auch der Nachfolger erreichen. „Mindestens“, sagt Bülow. Die Kapazitäten dafür stehen bereit. Mittlerweile können in Leipzig in drei Schichten 660 Fahrzeuge pro Tag produziert werden.
Die Geländewagen Cayenne und Macan sowie der Panamera werden alle auf einer Produktionslinie montiert. Die Leipziger Mannschaft soll bis Jahresende auf 4 000 Beschäftigte anwachsen. Dies ist enorm. Gestartet ist die Montage des Cayenne 2002 mit lediglich 300 Mitarbeitern.
Cayenne-Fertigung wird verlagert
Heute werden die absatzstärksten Fahrzeuge des Autobauers in Leipzig gefertigt. 70 Prozent der gesamten Produktion entfallen auf den sächsischen Standort. Künftig sollen an der Pleiße nicht nur Teile für Porsche gebaut werden.
Der Karosseriebau ist so ausgelegt, dass auch für andere Marken im VW-Konzern produziert werden kann. Fest steht bereits, dass Karosserien für die britische Luxus-Marke Bentley künftig teilweise auch aus Leipzig kommen. Die Konzernstrategie, verschiedene Autos auf eine Plattform zu bauen, hat allerdings auch einen dicken Wermutstropfen.
Die Montage des Erfolgsmodells Cayenne wird 2017 von Leipzig in das slowakische VW-Werk nach Bratislava verlegt (die MZ berichtete). Nicht wenige Porsche-Mitarbeiter bedauern dies.
Bülow, der das Werk von Anfang an mit aufbaute und leitet, sieht das eher pragmatisch: „Wir verlieren zwar den Cayenne. Doch haben wir nun für Macan und Panamera die komplette Produktion. Das ist sehr wichtig. Darauf kommt es am Ende an.“ Porsche ohne Leipzig ist kaum mehr vorstellbar. (mz)
