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Flixbus & Co. Flixbus & Co.: Modernster Fernbus-Terminal Deutschlands in Leipzig eröffnet

Von Steffen Höhne 23.03.2018, 09:00
Stephan Pieper von der Betreibergesellschaft OPG Center Parking rechnet mit 30.000 Bussen pro Jahr, die das neue Terminal nutzen werden. Foto: höhne
Stephan Pieper von der Betreibergesellschaft OPG Center Parking rechnet mit 30.000 Bussen pro Jahr, die das neue Terminal nutzen werden. Foto: höhne Steffen Höhne

Leipzig - Bereits zur Eröffnungsfeier konnte das neue Fernbus-Terminal in Leipzig seine Stärken zeigen: Während es draußen schneite, wurden die Gäste im  warmen  Service-Point mit Kaffee und Kuchen versorgt. Und auch an den überdachten Haltebuchten wurde niemand nass. Ab Samstag rollt der Fernbusverkehr in der Messestadt über den neuen Busbahnhof - es ist der erste größere Neubau dieser Art in Deutschland seit der Liberalisierung des Fernbusmarktes  2013.

15 Millionen Euro hat die Projektgesellschaft S&G Development in den Neubau investiert, der ein Bus-Terminal mit einem Parkhaus verbindet. „Leipzig setzt  damit neue Maßstäbe im Markt“, sagt S&G-Geschäftsführer Ingo Seidemann.

Denn während es an größeren Bahnhöfen und Flughäfen Standard ist, dass Reisende warme Warteräume samt Toiletten nutzen können und Cafés den Kaffee zum Mitnehmen bieten, liegen viele Fernbus-Haltestellen an Bordsteinkanten in zugigen Straßen - so bisher auch in Leipzig. Die Fernbus-Station in Halle ist zumindest teilweise überdacht.

Anzeigen für Verspätungen am Fernbus-Terminal in Leipzig

In Leipzig befindet sich das neue Terminal im Untergeschoss eines Parkhauses. Neun Bahnsteige können die Busse künftig anfahren. „Wir erwarten  etwa 30.000 Busse mit rund 1,6 Millionen Fahrgästen im Jahr“, sagt Stephan Pieper, Manager der OPG Center Parking. Zum Vergleich: Der Flughafen Dresden hat etwa ebenso viele Fluggäste.

OPG betreibt bundesweit 72 Parkhäuser und nun erstmals auch eine Bus-Station. Über eine Leitstelle in Münster (Nordrhein-Westfalen) wird geregelt, welche Busse in das Terminal einfahren und an welche Haltestelle. Dafür wurden Kameras und Sensoren installiert. Die Fahrgäste werden über elektronische Anzeigen informiert. „Die Kunden können auch gleich sehen, wenn es Verspätungen gibt“, sagt Pieper.

Größter Kunde in Leipzig ist der Anbieter Flixbus - der mit einem Marktanteil von 94 Prozent den deutschen Fernbusmarkt dominiert. Laut dem Unternehmen fährt jeder Leipziger - statistisch gesehen - zwei Mal im Jahr Flixbus. Das bedeutet rund eine Million Fahrgäste. „Von Leipzig aus sind 130 Städte direkt zu erreichen“, sagt  Patrick Kurth, Leiter Politik bei Flixbus. 

Häufigste Verbindung nach Berlin mit 30 Bussen am Tag

So gebe es  auch weite Ziele etwa in die rumänische Hauptstadt Bukarest.  Die häufigste Verbindung sei nach Berlin mit 30 Bussen am Tag. Kurth lobt vor allem die Lage des Terminals direkt am Leipziger Hauptbahnhof. „75 Prozent unserer Kunden kommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu unseren Bussen.“ Wie schon an großen, bestehenden Busbahnhöfen in Berlin, Hamburg und München hat Flixbus  einen eigenen Ticket-Shop eingerichtet.

Den Service vor Ort übernimmt das Berliner Unternehmen 4-Service. Es vermietet  Läden, etwa an die Bäckerei Kamps, betreibt Gepäckfächer und ein Fundbüro, kümmert sich aber auch um die Reinigung der Fernbusse. „Wir wollen den Komfort für die Reisenden  erhöhen“, sagt Dirk Luthe, geschäftsführender Gesellschafter von 4-Service. Die Firma bietet ähnliche Dienstleistungen auch bei Flughäfen an.

Neue Kunden für Fernbusse

Verkehrsexperte Christoph Gipp, Geschäftsführer der Beratungsfirma Iges meint: „Durch mehr Qualität an den Bushaltestellen können  neue Kunden erreicht werden.“  60 Prozent der Flixbus-Reisenden sind  jünger als 35 Jahre. Sie sind für günstige Tickets bereit, auf Service zu verzichten. Ältere Menschen, die bisher vor allem die Bahn nutzen, wollen dagegen Komfort und  Beratung.

Nach Berechnungen von Iges lag die Zahl der Fahrgäste im  deutschen Fernbusmarkt  2016 bei rund 24 Millionen. „Die Passagierzahlen und die Anzahl der Fahrten  sind inzwischen relativ konstant“, sagt  Gipp.   Nach der Liberalisierung des Marktes 2013 habe es ein stürmisches Wachstum  gegeben.  Das Fernbus-Netz sei mittlerweile gut ausgebaut,  es gebe nur noch einen leichten Passagier-Zuwachs. Durch günstige Sonder-Tickets gelingt es der Deutschen Bahn sogar, Fernbus-Fahrgäste zurückzugewinnen.

Für die Leipziger Bau-Bürgermeisterin Dorothee Dubrau  ist nicht so sehr entscheidend, ob Menschen Bus oder Bahn nutzen. „Für Leipzig ist wichtig, dass die Menschen  gute Alternativen zur Nutzung  des privaten Pkws haben“, sagt sie. Das neue Fernbusterminal liefere  einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des öffentlichen Verkehrs. (mz)