1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Inflation, höhere Zinsen: Donald Trump: Welche Folgen hat seine Wahl für die Weltwirtschaft?

EIL

Inflation, höhere Zinsen Donald Trump: Welche Folgen hat seine Wahl für die Weltwirtschaft?

Von Markus Sievers 16.11.2016, 15:01
Der künftige US-Präsident Donald Trump im Oval Office
Der künftige US-Präsident Donald Trump im Oval Office AP

Berlin - So überraschend der Wahlsieg von Donald Trump in den USA kam, so berechenbar reagierten die Finanzmärkte in ihrem ersten Schock. Aktienkurse und die Renditen der Anleihen fielen. Der Goldpreis legte zu. Alles Zeichen von Nervosität und Angst vor der nächsten Krise. 

Rasch aber drehten Stimmung und Richtung an den Börsen. Seitdem setzen Anleger darauf, dass sich der wachstumsfreundliche Teil von Trumps Programm gegen die handels- und wirtschaftsfeindlichen Elemente durchsetzt. Das ist ökonomisch gesehen die größte Überraschung: Ausgerechnet Trump könnte das Ende der extrem niedrigen Preissteigerung und der damit einhergehenden extrem niedrigen Zinsen auslösen.

Donald Trump könnte die Wende an den Anleihemärkten bringen

Die Kalkulation ist folgende: Mit übertriebenen und unnötigen Konjunkturimpulsen bringt er die ordentliche ausgelastete US-Wirtschaft zum Überhitzen. Folglich legen die Preise wieder zu. Und die amerikanische Notenbank Fed muss die Zinsen rascher und deutlicher anheben als geplant. Nach drei Jahrzehnten fallender Zinsen könnte Trump die Wende an den Anleihemärkten bringen.

Diese Spekulation treibt derzeit den Handel. Ob sie aufgeht, bleibt   ungewiss. Auch über eine  Woche nach dem Sieg des Immobilienunternehmers bei den  US-Präsidentschaftswahlen fällt es  schwer, die ökonomischen Konsequenzen zu deuten. Dies  liegt nicht nur an der Person Trump. Auch inhaltlich steckt sein Programm voller Widersprüche. Liberale, unternehmerfreundliche Elemente  stehen direkt neben Forderungen nach Einschränkungen des Handels, die so gar nicht zu einer freien Marktwirtschaft passen.  Auch die Folgen für Deutschland sind noch unklar. 

Marcel Fratzsche befürchtet langfristig negative Folgen

Zu den Optimisten zählt Marcel Fratzscher, Präsident vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. „Auch eine Woche nach der Wahl Donald Trumps zum nächsten US-Präsidenten bleibt mein Eindruck, dass diese Entscheidung, so überraschend und politisch brisant sie sein mag, keine kurzfristigen Verwerfungen für die Weltwirtschaft mit sich bringen wird“, erklärte Fratzscher gegenüber dieser Zeitung. 

Langfristig allerdings fürchtet  Fratzscher negative Folgen durch eine steigende Verschuldung in den USA. Diese Gefahr sieht auch Clemens Fuest, Chef des Münchner Ifo-Instituts. „Die direkteste und bereits spürbare Auswirkung ist, dass Trump die Steuern senken und die Staatsausgaben für Infrastruktur und eventuell auch für das Militär erhöhen will“, sagte Fuest dieser Zeitung. Das Kalkül der Finanzmärkte kann Fuest daher nachvollziehen.

Die höhere Verschuldung werde die Inflation und die Zinsen in den USA  nach oben treiben. Und dies bekomme auch Europa  zu spüren. „Durch die steigenden Zinsen werden die hoch verschuldeten Staaten in der Eurozone unter Druck geraten“, erwartet der Ifo-Präsident. So haben sich die Renditen und damit die Kosten für italienische Staatskredite bereits wieder verteuert.

Donald Trump will Apple, Google und Co. zurückholen

In vielen Regionen der Welt fürchten die Regierungen, dass mit   Trump der Dollar aufwertet, da er das Kapital in die USA lockt. Schließlich möchte er nicht nur kurzfristig das Wachstum ankurbeln, sondern auch die Unternehmenssteuern senken. Für Apple, Google und Co wäre es dann attraktiv, die gebunkerten Milliardengewinne aus dem Ausland heim zu holen.  Zusammen mit höheren Zinsen wäre das die perfekte Mischung für einen stärkeren Dollar. In vielen Schwellenländern aber haben sich  Unternehmen in beträchtlichem Umfang in Dollar verschuldet. Für sie schwellen die Kreditverpflichtungen in heimischem Geld gerechnet bedrohlich an, wenn sich der Dollar verteuert. Und so fürchten nicht wenige in Mexiko, der Türkei oder den Philippinen, dass den größten Preis für Trump nicht seine Anhänger in Florida oder Ohio bezahlen, sondern die Menschen in den Schwellenländern.

Donald Trumps Rückzug ins Nationale

Hinzu kommt die Sorge, dass Trump den  Rückzug ins Nationale propagiert.  Nafta, das Freihandelsabkommen  der USA mit  Mexiko und Kanada ist ihm ein Dorn ein Auge. Den Freihandelsvertrag mit den Europäern, TTIP, lehnt er ab. China droht er mit Zöllen auf Einfuhren in die USA.  All das steht für den Bau neuer Grenzen, für Abschottung und den Rückfall in einen Protektionismus. Bei dem verlieren am Ende alle, wie die 1930er Jahre auf tragische Weise gelehrt haben (sollten). Zu spät offenbar haben Barack Obama, Angela Merkel und andere  Staats- und Regierungschefs der 20 führenden Wirtschaftsnationen (G 20) anerkannt, dass die Globalisierung die   Ungleichheit verschärft.

Mit dem Versprechen von mehr Fairness triumphierte Trump. Doch ob  Mauern an den Grenzen und eine Abschottung den Arbeitnehmern mit geringen oder mittleren Einkommen helfen, scheint mehr als fraglich.