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Bruno Banani Bruno Banani: Wieso das Chemnitzer Unternehmen so erfolgreich ist

Von Steffen Höhne 09.02.2015, 07:29
Wolfgang Jassner setzt auf modische Unterwäsche. Ein Mailänder Designbüro entwirft die farbenprächtigen Slips und Shorts.
Wolfgang Jassner setzt auf modische Unterwäsche. Ein Mailänder Designbüro entwirft die farbenprächtigen Slips und Shorts. Andreas Stedtler Lizenz

Chemnitz - Im Konferenzraum steht Wolfgang Jassner vor einem langen Kleiderständer. Für das ungeübte Auge reihen sich auf einer Stange bunte Unterhosen. Der Bruno-Banani-Chef zieht die Teile nacheinander heraus und erklärt die Unterschiede zwischen Boxer-Shorts, Pants, Sport-Slips oder Strings. „Fühlen Sie mal, wie fein und glatt diese Mikrofasern sind“, sagt Jassner. Die Stoffe seien von hoher Qualität.

Der 73-Jährige Unternehmer hat wesentlichen Anteil daran, dass auch Herrenwäsche zu einem Lifestyle-Produkt in Deutschland geworden ist. Das mittelständische Unternehmen aus Chemnitz ist eine der wenigen Bekleidungsfirmen, die hierzulande produzieren. Im vergangenen Jahr übersprang Bruno Banani erstmals die 100-Millionen-Euro-Umsatzschwelle. Der Erfolg geht auf Jassners Gespür für Mode und eine unorthodoxe Werbestrategie zurück, die Parallelen zum österreichischen Energydrink-Hersteller Red Bull besitzt.

Vom Feinripp des VEB Trikotex zum italienischen Flair

Begonnen hat alles Anfang der 90er Jahre. Der gelernte Industriekaufmann und studierte Betriebswirt Jassner arbeitete zuvor 16 Jahre als Geschäftsführer bei verschiedenen Textilfirmen auf der schwäbischen Alb und suchte neue Herausforderungen. 1993 kam er als Berater zu einem Betrieb des vormaligen VEB Trikotex nach Chemnitz, der schon zu sozialistischen Zeiten hochwertige Herrenwäsche für westliche Auftraggeber produzierte. Wäsche hieß damals aber vor allem noch Biederes in Feinripp. Eine Agentur kreierte den Namen „Bruno Banani“, der italienisches Flair verbreiten sollte.

Jassner war einer der ersten, der auf neue Formen und Farbe bei der Unterwäsche setzte. Designerware wie „Calvin Klein“ war noch ein Geheimtipp. Auf eine Million Männer schätzte Jassner damals die Zielgruppe in Deutschland. Schnell steigerte Bruno Banani den Absatz. Verkauft werden die Waren in eigenen Geschäften, im Fachhandel, in Kaufhäusern und über den Online-Shop. Etwa eine Million Teile wird mittlerweile pro Jahr produziert. Geld für große Werbekampagnen fehlt jedoch bis heute. Um bekannt zu werden, nutzte Jassner außergewöhnliche Events - die etwa auch Red Bull bekannt machten.

Auf der nächsten Seite: Unterhosen im Weltall, unter Wasser und ein Olympia-Rodler nimmt den Namen Bruno Banani an. Dafür erntet das Unternehmen derbe Kritik:

1998 ließen die Chemnitzer Kollektionsteile auf der russischen Weltraumstation „Mir“ testen. Es folgte der Drucktest einer Unterhose in 4 800 Meter Tiefe im Bermudadreieck. Der größte Coup gelang allerdings im vergangenen Jahr bei den olympischen Winterspielen im russischen Sotschi. Das pazifische Inselkönigreiche Tonga ging erstmals bei Rodel-Wettbewerben an den Start. Die Chemnitzer unterstützten dies und der damals 26-jährige Fahrer Fuahea Semi nahm den Namen Bruno Banani an. Als die Namensänderung bekannt wurde, gab es heftige Kritik, unter anderem vom jetzigen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, der von einer „perversen Marketing-Idee“ sprach. Auch darüber dürfte sich Jassner gefreut haben, denn jede Kritik bedeutet wieder mediale Aufmerksamkeit.

Produktion am Firmensitz

Auch wenn die Marke auffallen soll, ist der Unternehmer Jassner eher der bodenständige Typ. Als er Anfang der 90er Jahre anfing, setzte er auf die Produktion in Chemnitz und behielt diese bis heute bei. Am 1999 neu eingeweihten Firmensitz arbeiten die Näherinnen, die Tariflohn verdienen, in einer großen Halle. In langen Reihen sitzen sie vor ihren Nähmaschinen - ein Bild, das man heute fast nur noch aus dem Fernsehen von osteuropäischen oder asiatischen Firmen kennt. „Wir können so selbst die hohe Qualität sichern“, begründet Jassner die heimische Fertigung. Die Stoffe würden vor allem aus Italien eingeführt. Ein Teil der Wäsche stamme inzwischen auch von europäischen Lieferanten. Neben der Produktionshalle befindet sich eine große Kantine mit Panoramafenstern. Näherinnen und das Management essen dort gemeinsam Mittag. Das Familienunternehmen mit 110 Mitarbeitern wirkt dabei auch sehr familiär.

Doch Bruno Banani ist heute weit mehr als nur Unterwäsche für Männer und Frauen. Die Chemnitzer haben zahlreiche Lizenzen vergeben. Heute werden unter der Marke auch Brillen, Uhren, Taschen und Parfüms verkauft. Der Duft von Bruno Banani entwickelt sich dabei zu einer neuen Erfolgsgeschichte. Laut den offiziellen IRI-Abverkaufsmengen-Statistik in der Kategorie Duft ist Bruno Banani die meistverkaufte Parfüm-Marke in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren gewesen. Dabei hat Jassner keine Duft-Produktion im Firmenkeller installiert. Hergestellt und vermarktet werden Parfüms vom US-Konsumgüterriesen Procter & Gamble (Pampers, Ariel, Gillette). Bruno Banani lässt sich nur den Markennamen bezahlen. Es ist offenbar eine befruchtende Partnerschaft. Den Sprung über 100 Millionen Euro Markenumsatz pro Jahr hätten die Chemnitzer ohne die erfolgreichen Männer- und Frauendüfte wohl kaum geschafft.

Söhne arbeiten im Unternehmen

Was begeistert die Kunden an Bruno Banani? „Wir sind keine teure Prestigemarke wie Calvin Klein oder Boss“, sagt Jassner. „Wir sind eine Lifestyle-Marke, die vor allem von jungen Menschen geschätzt wird. Hohe Qualität zu nicht ganz so hohen Preisen.“

Auch mit 73 Jahren macht ihm die Arbeit im Unternehmen noch Spaß. Und die Nachfolge ist geregelt. Seine zwei Söhne arbeiten in dem Unternehmen im Management - das Thema Mode liegt der Familie Jassner offenbar im Blut. Seine Tochter ist Redakteurin bei einer der führenden Modezeitschriften Deutschlands.

Der Frauenduft von "Bruno Banani"
Der Frauenduft von "Bruno Banani"
Andreas Stedtler Lizenz
Am Firmensitz in Chemnitz nähen die Mitarbeiterinnen in einer Produktionshalle die Unterwäsche-Teile zusammen.
Am Firmensitz in Chemnitz nähen die Mitarbeiterinnen in einer Produktionshalle die Unterwäsche-Teile zusammen.
Andreas Stedtler Lizenz
Die einzelnen Teile werden aus großen Stoffballen geschnitten.
Die einzelnen Teile werden aus großen Stoffballen geschnitten.
Andreas Stedtler Lizenz