Auch in Sachsen-Anhalt Auch in Sachsen-Anhalt: Toyota wirft alle Händler raus

Halle (Saale) - Nichts ist unmöglich! Dieser alte Toyota-Werbespruch erhält eine völlig neue Bedeutung. Der Konzern baut sein deutsches Händlernetz komplett um und auch Sachsen-Anhalt ist davon betroffen. Sämtliche Händlerverträge sind gekündigt.
Das Ziel: Autohäuser, die diese Marke führen, müssen investieren - in Menschen und Material. Wer Service und Präsentation nicht verbessern kann oder will, so der Konzern, bekommt keinen neuen Vertrag. Das könnte, heißt es in der Branche, bis zu 100 der bundesweit mehr als 530 Partner passieren. Stichtag ist der 31. Mai 2016.
Die japanische Toyota Motor Corporation ist der weltgrößte Fahrzeughersteller. Im vergangenen Jahr wurden 10,23 Millionen Autos verkauft. Damit hat Toyota den Spitzenplatz knapp vor Volkswagen behauptet. Die Wolfsburger brachten es auf 90 000 Fahrzeuge weniger. Auch beim Umsatz liegen die Konkurrenten etwa gleich auf. Toyota erzielte umgerechnet 203 Milliarden Euro, Volkswagen 202,5 Milliarden Euro. Deutlicher ist der Unterschied beim operativen Gewinn: Während bei den Japanern zehn Prozent vom Umsatz - also rund 20 Milliarden Euro - hängen blieben, sind es bei VW nur 6,3 Prozent. Das zeigt sich auch in der Beschäftigung. Toyota hat rund 343.000 Mitarbeiter, VW annähernd 600.000. (eja)
In Sachsen-Anhalt machen die Händler vorerst auf Optimismus. Noch sehen sich alle für eine Qualitätsoffensive gut gerüstet. Manches spricht auch tatsächlich dafür, dass die Ausgangsposition hierzulande ganz günstig ist. So haben beispielsweise die Bahlmann-Autohäuser in Eisleben und Sangerhausen die vollkommen überarbeiteten Toyota-Qualitätskontrollen bereits bestanden.
Es geht um neue Bestwerte
Vorstand Michael Opitz von der Mitteldeutschen Automobil-Vertriebs AG, zu denen Bahlmann gehört: „Es geht um neue Bestwerte, in jeder Hinsicht. Davon werden die Kunden, unsere Häuser und der Konzern profitieren.“ Deshalb investiere man, so der Autohaus-Manager, noch mehr in die Qualifizierung der Mitarbeiter und genauso in die modernste Ausstattung der Filialen.
Uwe Kretzschmar vom Toyota-Autohaus in Köthen zufolge können die Händler in Sachsen-Anhalt auch künftig mithalten, auch im Vergleich zu den westlichen Bundesländern. Im Osten sei die Kundenzufriedenheit nachweislich überdurchschnittlich gut. Dass ein Konzern an der Weltspitze seine Ansprüche immer wieder hochschraube, sei für ihn keine Überraschung.
„Wir wollen einen direkten Kontakt zu unseren Händlern“, erklärt Toyotas Deutschland-Chef Tom Fux die geplanten Veränderungen. Angestrebt sei eine einheitlich organisierte Zusammenarbeit. Für alle Autohäuser gelten dann die gleichen hohen Anforderungen. Aus diesem Grunde verabschiede man sich von dem bisherigen Zwei-Stufen-Modell. Gegenwärtig umfasst es 223 A-Handelspartner. Außerdem gehören aber auch 309 weitere, sogenannte B-Handelspartner dazu.
Angepeilt sind vier Prozent
Der Umbau gilt unter Branchenkennern als Folge des härter gewordenen Wettbewerbs auf dem deutschen Markt. Hier verliert Toyota seit Monaten an Tempo. Die Zahl der Neuzulassungen steigt nicht mehr. Eher scheint sich das Gegenteil zu verfestigen. Aktuell liegt der Marktanteil bei 2,1 Prozent - und damit aus der Sicht von Toyota weit unter den Möglichkeiten. Angepeilt sind vier Prozent.
Mit diesem Problem steht der weltgrößte Autohersteller nicht allein. Selbst die Premium-Klasse ist am Probieren. So setzt Mercedes-Benz jetzt in Hamburg auf drei super-exquisite Innenstadt-Shops. Auch der Online-Verkauf boomt. Die Mercedes-Niederlassung Erfurt hingegen übernimmt ein Investor aus China. Wenn das Schule macht, dürften bald auch andere Marken ihre Autohäuser überprüfen und entdecken: Weniger aber besser, zahlt sich aus. (mz)