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Aldi & Lidl vs. Walmart Aldi & Lidl vs. Walmart: Deutsche Discounter erobern nordamerikanischen Markt

Von Frank-Thomas Wenzel 22.02.2017, 12:20
Eine Aldi-Filiale in den USA.
Eine Aldi-Filiale in den USA. imago stock&people

Marktforscher sprechen bereits von einem Discounter-Krieg in den USA. Lidl will jetzt in einer Hauruck-Aktion jenseits des Atlantiks ins Geschäft mit Lebensmitteln einsteigen, während Aldi dort mit Milliarden-Investitionen die Zahl der Filialen erhöhen und Geschäfte aufhübschen will. Wir erläutern, wie die US-Konzerne Wal-Mart und Amazon dagegenhalten wollen.

Warum kommt plötzlich Bewegung in den US-Lebensmittelhandel?

Das hat zwei Gründe: Erstens die Digitalisierung mit neuen Konzepten beim Einkaufen – hier ist Amazon ein starker Treiber. Zweitens: Für die beiden deutschen Discount-Könige Lidl und Aldi wird der US-Markt künftig von enormer Bedeutung sein.

Warum sind die USA für die Discounter so interessant?

Weil sich dort das Discountprinzip noch nicht in dem Maß durchgesetzt hat wie hierzulande. Das Preisniveau bei Lebensmitteln ist deutlich höher. Das heißt für Lidl und Aldi gibt es Potenziale auf dem weltgrößten Lebensmittelmarkt, wo jedes Jahr 700 Milliarden Dollar umgesetzt werden. Wachstum hierzulande ist hingegen nur noch mit großen Anstrengungen zu schaffen, da hier der Wettbewerb extrem hart ist.

Was plant Lidl?

Das Lidl-Management hat den Einstieg in den US-Markt verschlafen. Das soll nun nachgeholt werden. Lidl will schon in diesem Sommer – ein Jahr früher als ursprünglich geplant – mit zunächst 20 Geschäften an der Ostküste loslegen. 2022 sollen es dann laut Handelsblatt 220 Märkte sein, die einen Umsatz von 5,2 Milliarden Dollar bringen sollen.

Was ist daran so spektakulär?

Die Experten der Marktforschungsfirma Kantar Retail sprechen von einem der wichtigsten Ereignisse im US-Einzelhandel in den nächsten Jahren. Sie rechnen dabei die Entwicklungen auf dem britischen Markt für die USA hoch.

Was ist in Großbritannien geschehen?

Der Einstieg der beiden deutschen Discounter vor einigen Jahren hat den gesamten Einzelhandel massiv verändert. Aldi und Lidl ringen seither gegeneinander und gegen die britische Konkurrenz um Marktanteile. Der Kampf wird über die Preise ausgefochten. Das hat auch dortige Ketten wie Tesco gezwungen, viele Waren billiger anzubieten.

Was können Aldi und Lidl besser als andere?

Das Erfolgsgeheimnis der Discounter liegt in der Kombination aus Menge und Geschwindigkeit. Lebensmittel werden in großen Chargen bei den Herstellern extrem günstig eingekauft und dann sehr schnell in den Läden losgeschlagen. Das bringt den Händlern finanziellen Spielraum, denn sie müssen ihre Ware erst bezahlen, wenn sie längst verkauft ist – Hersteller geben dem Discounter also permanent zinslose Kredite. Aldi und Lidl haben hier einen großen Knowhow-Vorsprung, da sie dieses Prinzip seit den 1960erJahren immer weiter optimieren.

Was plant Aldi in den USA?

Aldi ist bereits seit gut vier Jahrzehnten in den USA aktiv. Zu Aldi Nord gehören 500 Geschäfte der Marke Trader’s Joe. Aldi Süd betreibt dort 1600 Läden. Diese sollen nun renoviert werden, um mit einem edleren Lock bei der Kundschaft zu punkten. Auch soll auch mehr Platz für frische Waren geschaffen werden. Zudem sollen bis Ende 2018 rund 400 neue Läden hinzu kommen. Das alles wirkt so wie eine Präventiv-Reaktion auf die Lidl-Offensive.

Was macht der große Rivale Wal-Mart?

Wal-Mart hat bereits in den vergangenen Wochen die Preise gesenkt. Außerdem will sich der weltgrößte Einzelhandelskonzern, der in seinen riesigen heimischen Filialen auch Autoreifen und Elektrogeräte verkauft, stärker auf das Lebensmittelsortiment mit frischen Waren konzentrieren, also genau Waren, die die Discounter offerieren.

Welche Rolle spielt Amazon?

Auch der weltgrößte Einzelhändler zielt mit seiner Marke Amazon Go auf das Lebensmittelgeschäft. Voriges Jahr wurde der erste Markt in Seattle eröffnet, der keine Bezahlkassen mehr hat. Eine Smartphone-App merkt sich, was der Kunde in den Einkaufskorb legt. Die Rechnung wird automatisch über die Kreditkarte abgebucht.

Welche Rolle wird Amazon im Lebensmittelhandel spielen?

Die Aufregung in der Branche jenseits und diesseits des Atlantiks ist extrem groß. Denn was Amazon anpackt, könnte den Lebensmittelhandel umkrempeln – nicht nur mit automatischem Bezahlen, sondern mit einer Verknüpfung von Online-, stationärem Handel und Bringdiensten für frische Ware. Letztere betreibt das Unternehmen bereits in mehreren Regionen in den USA. Wal-Mart hat darauf mit einem massiven Ausbau der eigenen Onlinesparte reagiert. Experten erwarten, dass Amazon auch in Deutschland einen Einstieg ins Lebensmittelgeschäft anstrebt.