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55 bis zehn Millionen Euro 55 bis zehn Millionen Euro: Aufsichtsrat begrenzt Managergehälter

Von Frank-Thomas Wenzel 24.02.2017, 19:58
Das VW-Verwaltungshochhaus in Wolfburg (Symbolbild)
Das VW-Verwaltungshochhaus in Wolfburg (Symbolbild) dpa

Berlin - Die 17,5 Millionen Euro für Martin Winterkorn waren einfach zu viel. Jetzt hat sich Aufsichtsrat des Volkswagenkonzerns endlich zu einer Begrenzung der Gehälter für die Mitglieder des Vorstandes durchgerungen. Allerdings ist die Führungsriege auch künftig nicht von Verarmung bedroht. Denn der Chef des Konzerns darf künftig „nur“ noch maximal zehn Millionen Euro pro Jahr brutto verdienen. Bei den übrigen Vorstandsmitgliedern ist bei 5,5 Millionen Euro Schluss. Die Maximalgehälter sollen künftig aber nur bei einer «herausragenden Unternehmensentwicklung» gezahlt werden, teilt das Wolfsburger Unternehmen mit.

Seit Jahren werden die hohen Saläre der VW-Manager von Aktionären und Politikern kritisiert. Gleichwohl hatten die IG Metall und der Betriebsrat den Geldsegen für die Oberen lange Zeit mitgetragen. So hieß es einst, der im Herbst befeuerte Vorstandschef Martin Winterkorn habe das Geld verdient, weil er viele tausend Arbeitsplätze bei Volkswagen in Deutschland geschaffen habe. Die üppigen Bezüge kamen vor allem durch die variablen Bestandteile zustande.

17,5 Millionen waren der Höhepunkt

Diese waren hingen stark vom Gewinn und anderen Kennziffern ab, die Ausdruck der jahrelangen Expansion von Volkswagen waren. Der Höhepunkt wurde mit den 17,5 Millionen erreicht, die Winterkorn im Jahr 2011 einstreichen konnte. Damit lag er einsam an der Spitze der Bezahlung der Vorstände im Deutschen Aktienindex. Auch in den Folgejahren verdiente Winterkorn jeweils zweistellige Millionenbeträge. Voriges Jahr kamen noch einmal hohe Bonuszahlungen zusammen, obwohl Volkswagen schon mit massiven finanziellen Belastungen durch den Dieselskandal rechnen musste.

Der aktuelle Vorstandschaf Matthias Müller ließ sich am Freitagabend mit den Worten zitieren, er stehe voll und ganz zur „Modernisierung“ des Vergütungssystems und habe einer Modifikation der laufenden Arbeitsverträge zugestimmt.

Neue Regeln gelten bereits für 2017

Die neuen Regeln für die Gehälter gelten schon für dieses Jahr. Das neue System sieht auch vor, dass die Kriterien für die variable Vergütung, damit sind die umstrittenen Bonuszahlungen gemeint, verschärft werden. Allerdings gewährt der Aufsichtsrat den Vorständen auch deutlich höhere Grundgehälter. Sie werden um bis zu 30 Prozent angehoben. Der Vorstandschef kann sich schon einmal sicher sein, das auf seiner Gehaltsabrechnung rund 2,1 Millionen Euro brutto künftig stehen. Bei der variablen Vergütung bleibt der operative Gewinn ein wichtiger Maßstab. Hier muss der Konzern aber mindestens neun Milliarden Euro erwirtschaften, damit überhaupt etwas gezahlt wird. Bislang lag diese Schwelle bei fünf Milliarden. Ein weiter maßgeblicher Faktor ist die operative Rendite, also der Profit im eigentlichen Geschäft im Verhältnis zum Umsatz. Hier liegt die Hürde für Auszahlungen bei vier Prozent. Um die Manager dafür zu belohnen, dass sie den notwendigen Umbau des Konzerns vorantreiben, gibt es Prämien, wenn Beschäftigte für neue Aufgaben – etwa in der Elektromobilität – umgeschult und in diesen Bereichen auch eingesetzt werden. Ein weiterer Bestandteil ist eine aktienbasierte Komponente. Hier hängen die Zahlungen vom Gewinn pro Aktie und von der Entwicklung des Kurses der VW-Aktie ab. Das dürfte Aktionärsschützer freuen.

Hätten all diese Berechnungsgrundlagen schon zu Winterkorn Zeiten gegolten, hätte er nach Berechnungen der Deutschen Presseagentur etwa 40 Prozent weniger verdient. Bei den übrigen Vorständen wäre es ein Minus von 28 Prozent. Die Initiative für den Umbau der Bezahlungssysteme soll vom Großaktionär Land Niedersachsen und vom Betriebsrat gekommen sein.

Debatte über angemessene Bezahlung

Kritik hatte auch für Zahlungen an Ex-Vorstandsmitglied Christine Hohmann-Dennhardt gegeben. Die 66-Jährige konnte nach nur 13 Monaten im Amt mit rund zwölf Millionen Euro gehen. Ihr wurde – wie üblich – das Gehalt für die gesamte Laufzeit ihres Vertrages ausgezahlt.

Die teils aus dem Ruder gelaufenen Bezüge für Vorstände auch in anderen Unternehmen haben insbesondere in der SPD eine Debatte über eine angemessene Bezahlung für die Führungskräfte ausgelöst. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) hat die Eindämmung der Gehälter und der Pensionszahlungen für Manager als eine Frage der Gerechtigkeit bezeichnet. Die SPD will die Spielräume der Unternehmen unter anderem mit einem geringeren Steuerbonus für hohen Managergehälter einengen.

Aktionärsvereinigungen haben sich für eine Obergrenze bei den zehn Millionen Euro ausgesprochen. Auch die IG Metall macht sich für Obergrenzen in allen Unternehmen stark.