Toyota rechnet mit Milliardenschaden durch Rückrufe
Tokio/Köln/dpa. - Das Rückruf-Debakel wegen klemmender Gaspedale kommt den japanischen Autobauer Toyota teuer zu stehen. Der Konzern rechnet insgesamt mit Kosten von bis zu 1,4 Milliarden Euro - für die Reparatur der Wagen und durch sinkende Verkäufe infolge des Image-Schadens.
In Deutschland müssen knapp 216 000 Autos in die Werkstätten, wie Toyota am Donnerstag in Köln mitteilte. Betroffen sind unterschiedliche Baujahre der Modelle Aygo, iQ, Yaris, Auris, Corolla, Verso, Avensis und RAV4. Toyota kündigte an, die Probleme würden «zügig und lückenlos» behoben.
Um Chaos zu vermeiden, sollen die Fahrzeuge bei der größten Rückrufaktion des japanischen Autobauers in Deutschland nach und nach in die Werkstätten gerufen werden. «Das Kraftfahrtbundesamt und die Händler verschicken nicht alle Schreiben an die Kunden an einem Tag, sondern sukzessive», sagte eine Sprecherin von Toyota Deutschland. Damit versuche man, einen möglichen Ansturm zu lenken. Die Fahrzeughalter der betroffenen 215 796 Autos könnten ab der kommenden Woche die Probleme mit dem Gaspedal in den Werkstätten beheben lassen.
Dann treffen die ersten sogenannten Distanzstücke für die Pedale aus den USA ein, die derzeit rund um die Uhr für den amerikanischen und europäischen Markt produziert würden, erklärte Toyota-Sprecherin Susanne Knechtges. «Jeder, der jetzt schon kommt, wird berücksichtigt und erhält einen Werkstatt-Termin.» Alle Toyota-Händler informieren ihre Kunden über die bevorstehende Aktion. Zudem hat der Autobauer eine Kunden-Hotline eingerichtet. Die einzelne Reparatur sei binnen 30 Minuten zu erledigen.
Trotz des Rückrufs von Millionen Autos weltweit sieht sich Toyota auf dem Weg zurück in die Gewinnzone. Wie der weltgrößte Autobauer am Donnerstag bekanntgab, dürfte zum Ende des bis 31. März laufenden Geschäftsjahres dank aggressiver Kostensenkungen und hoher Nachfrage nach Hybridautos unter dem Strich ein Gewinn von 80 Milliarden Yen (632 Mio Euro) anfallen statt zuvor erwarteter Verluste von 200 Milliarden Yen. Im Vorjahr hatte Toyota noch einen Fehlbetrag von 437 Milliarden Yen eingefahren.
In der Prognose für das auslaufende Geschäftsjahr seien die geschätzten Kosten durch die Rückrufaktion wegen der Gaspedale berücksichtigt, sagte Toyota-Direktor Takahiko Ijichi. Toyota beziffert die finanziellen Auswirkungen des Debakels um Gaspedale sowie Fußmatten für das laufende Geschäftsjahr auf bis zu 180 Milliarden Yen (1,4 Mrd Euro). Darin enthalten sind 100 Milliarden Yen (790 Mio Euro) an Kosten zur Durchführung der Rückrufe. Hinzu kommen erwartete Absatzrückgänge im Umfang von 70 bis 80 Milliarden Yen. Der globale Absatz werde voraussichtlich um 100 000 Autos sinken, hieß es.
Noch nicht eingeplant sind allerdings mögliche Kosten in Folge der neuen Beschwerden über Probleme beim neuen Prius-Hybrid. Ob es auch hier zu einem Rückruf kommt, ließ das Unternehmen offen.
Derweil versucht Toyota, seine US-Händler bei Laune zu halten. Der Konzern kündigte in einer E-Mail an seine Geschäftspartner an, ihnen Schecks zu schicken. Je nach Größe des Händlers fließen 7500 bis 75 000 Dollar, wie US-Medien am Mittwoch berichteten. Toyota musste vor zwei Wochen eine der größten Rückrufaktionen der Geschichte starten. Weltweit sind rund 8 Millionen Autos von klemmenden Gaspedalen und von Fußmatten betroffen, die die Pedale zu verkeilen drohen.
Toyota musste in den USA, einem seiner wichtigsten Märkte, bereits empfindliche Absatzeinbußen hinnehmen. Die Verkäufe fielen im Januar auf ein Zehn-Jahres-Tief. Die Händler fürchten milliardenschwere Umsatzausfälle.