Standort Torgau Standort Torgau: Gläserne Fassaden für die ganze Welt
Torgau/dpa. - Die Referenzliste des Glasherstellers Torgau ist lang. An der Fassade des Flughafens der Hauptstadt des Scheichtums Abu Dhabi sind seine Erzeugnisse ebenso zu finden wie an der Gläsernen Manufaktur von VW in Dresden oder dem Regierungsviertel in Berlin. Auch die Autohersteller Mercedes und BMW gehören zu den Kunden der nordsächsischen Stadt, die seit 1926 von der Glasherstellung geprägt ist. "Die Hochwasserflut im August hätte dieser langen Tradition beinahe ein Ende gesetzt", sagt Geschäftsführer Herbert Schindler.
Die Elbe hatte einen Stand von 9,70 Meter erreicht und drohte das Werk zu zerstören. In einer Rettungsaktion sicherten die 400 Beschäftigten gemeinsam mit viele freiwilligen Helfern das Werk. Über Nacht bauten sie am 19. August einen vier Kilometer langer Damm. "Wären die Fluten in das Glasbecken eingedrungen, hätte es eine furchtbare Explosion geben können", beschreibt Schindler.
Im Gegensatz zu vielen anderen Betrieben in Ostdeutschland nahm das frühere Flachglaskombinat Torgau nach der Wende eine gute Entwicklung. Ohne drastischen Arbeitsplatzabbau ging es aber auch hier nicht. Die Zahl der Beschäftigten wurde am Standort von 2700 auf 600 reduziert. Die weltweit operierende Saint Gobain-Gruppe (Frankreich) wandelte das Kombinat in fünf Werke um. Dazu zählen die Flachglas Torgau GmbH, die Verbundgas Torgau GmbH und die Sekurit GmbH. Weltweit beschäftigt Saint-Gobain 171000 Mitarbeiter in 45 Ländern. Allein in der riesigen Floatanlage fertigen die Torgauer täglich 635 Tonnen Glas für die Bauindustrie. 250000 bis 300000 Quadratmeter Glas für den Schallschutz und die Sicherheit verlassen das Werk monatlich. Es wird u. a. nach Kanada, China, die Philippinen und Schanghai geliefert. Hinzu kommen weitere 400000 bis 500000 Quadratmeter von speziell beschichteten Glas. Die Saint-Gobain-Gruppe, die nach der Rettungsaktion Dankschreiben und Spenden in Höhe von 300000 Euro nach Torgau schickte, will am Standort weiter investieren.
So ist ab Dezember die Reparatur der Floatanlage für zehn Millionen Euro geplant. Nach Angaben eines Sprechers von Saint-Gobain Glass Deutschland wird die Produktion in Torgau dann weiter erhöht.
Derzeit werden dort jährlich 2,5 Millionen Quadratmeter Verbundsicherheitsglas und fünf Millionen Quadratmeter Wärmeschutzglas produziert. 200000 Tonnen Glas werden jährlich hergestellt. Die Rohstoffe kommen fast ausschließlich aus der Umgebung. So werden täglich 370 Tonnen Sand aus einer Grube bei Spremberg und das Soda aus Staßfurt geliefert. Der Umsatz erreicht in diesem Jahr 100 bis 120 Millionen Euro. Im kommenden Jahr soll er weiter wachsen. Für 2005 ist der Bau einer weitere Schmelzwanne in Torgau vorgesehen. 35 bis 50 Millionen Euro wolle Saint-Gobain dann investieren, sagt Schindler.