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Solarkrise Solarkrise: Schüco schließt Standorte in Sachsen und Sachsen-Anhalt

31.07.2012, 15:25

Bielefeld/Großröhrsdorf/dpa. - Die Solarkrise hat ein weiteres Opfer gefordert. Die Schüco International KG gibt die Produktion, Forschung und Entwicklung an ihren Dünnschicht-Standorten noch in diesem Jahr „vollständig und dauerhaft“ auf, wie das Unternehmen am Dienstag in Bielefeld mitteilte. Zuerst wird die Produktionsstätte im sächsischen Großröhrsdorf geschlossen - bereits zum 31. August. Zum 30. September folgt Osterweddingen bei Magdeburg, danach die Forschungs- und Entwicklungsabteilung in Bielefeld am Jahresende. Man sei sich der Tragweite dieser Entscheidung für die betroffenen Mitarbeiter sehr wohl bewusst, hieß es. „Aufgrund der Marktsituation gibt es hierzu leider keine Alternative.“

In Großröhrsdorf bei Dresden sind 143 Mitarbeiter betroffen, in Osterwedddingen bei der Schüco-Tochter Malibu GmbH & Co KG 105 und in Bielefeld 27. Nach Angaben von Schüco erhalten sie eine Abfindung, die sich an der Betriebszugehörigkeit und am Monatseinkommen orientiert. Schüco stellt Solarzellen nicht wie meist üblich aus Siliziumkristallen her. Vielmehr wird das Silizium als dünne Schicht auf Glasscheiben aufgedampft. Das Werk in Großröhrsdorf war erst 2010 aus der Insolvenz der Firma Sunfilm an Schüco verkauft worden.

Als Gründe gab Schüco die „weltweit sehr schwierigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Photovoltaikbranche“ an. „Seit dem Jahr 2011 steht die Schüco-Sparte Neue Energien unter extremer Anspannung und Ungewissheit, wie sich die weltweite Marktsituation weiter entwickeln wird“, hieß es. Nachdem die gesamte Photovoltaik-Branche bereits im letzten Jahr Preissenkungen für Module von bis zu 40 Prozent verkraften musste, seien nach wie vor bestehende Produktionsüberkapazitäten und die politisch in die Länge gezogene Diskussion über das neue Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) in Deutschland für weitere Preisnachlässe mitverantwortlich.

Laut Schüco hatte die Sparte Neue Energien schon 2011 mit extrem sinkenden Preisen und fehlender Nachfrage in Teilen von Europa zu kämpfen und fiel nach einem Umsatz von über 1 Milliarde Euro 2010 auf knapp 850 Millionen Euro (-19 Prozent) im Jahr 2011 zurück. Auch im ersten Halbjahr 2012 habe man einen zweistelligen Umsatzrückgang hinnehmen müssen.

Der in dieser Höhe unerwartete Preisverfall bei kristallinen Photovoltaikmodulen in den letzten Jahren sei auch verantwortlich dafür, dass aus Sicht von Schüco eine wettbewerbsfähige Produktion von Dünnschichtmodulen in Deutschland trotz massiver Einsparungen und extremer Anstrengungen aller Beteiligten nicht mehr aufrecht zu erhalten ist. Die Produktion an den beiden Standorten in Großröhrsdorf und Osterweddingen sei bereits heruntergefahren worden.