Sodawerk Staßfurt Sodawerk Staßfurt: Der traditionsreiche Chemiestandort expandiert

Staßfurt/dpa. - Für viele Branchen ist das Pulver ein unentbehrlicherGrundstoff. In der Glasindustrie ist es ebenso gefragt wie bei derHerstellung von Waschmitteln, Klebstoffen, Farben und Gerbstoffen.Selbst die Nahrungsmittelbranche kommt ohne Soda nicht aus, dort istes unter anderem bei der Herstellung von Margarine gefragt. Und derBedarf steigt. «Deshalb haben wir uns entschlossen, eine neue Anlagezu bauen», sagt Ulrich Eichhorn, Geschäftsführer der SodawerkStaßfurt GmbH & Co. KG. Das Werk mit 300 Beschäftigten ist eine vondrei Sodafabriken in Deutschland und erzielte 2006 einen Umsatz von75 Millionen Euro.
40 Millionen Euro investiert das Unternehmen in die neue Anlage,die im kommenden Jahr den Betrieb aufnehmen soll. Dann kann dieProduktion von derzeit 450 000 auf 550 000 Tonnen Soda im Jahrgesteigert werden. «Damit festigen wir unsere Position am deutschenMarkt weiter», sagt Eichhorn. Hauptabnehmer des Sodas aus Staßfurtsind Kunden im Inland. Aber auch in Belgien, Tschechien, Österreichund Frankreich ist der Grundstoff gefragt.
«Unser großer Vorteil ist, das wir alle Rohstoffe praktisch vorder Haustür haben und uns die Rechte an den Vorkommen langfristiggesichert habe», sagt Eichhorn. Dadurch könne kostengünstigproduziert werden. Das Salz wird in unmittelbarer Nähe zumWerksgelände abgebaut, der Kalkstein kommt im benachbartenFörderstedt vor.
Das Werk in Staßfurt sei ein Beispiel für die kontinuierlich guteEntwicklung der chemischen Industrie in Ostdeutschland, sagt einSprecher des Arbeitgeberverbands Nordostchemie in Berlin. In der Ost-Chemie waren im vergangenen Jahr rund 47 300 Menschen beschäftigt,das waren 2,6 Prozent mehr als 2005. Der Verband prognostiziert für2007 rund 6 Prozent Umsatzplus nach einem Anstieg von 13,1 Prozent imvergangenen Jahr auf 16,8 Milliarden Euro. Damit lief es in den Ost-Ländern für die Unternehmen deutlich besser als in der gesamtendeutschen Chemieindustrie, die 5,8 Prozent mehr Umsatzerwirtschaftete.
Nach der Wende sah es für den Standort Staßfurt zunächst nichtrosig aus. Der belgische Konzern Solvay war nur am Standort Bernburgdes VEB Vereinigte Sodawerke Bernburg-Staßfurt interessiert, erinnertsich Eichhorn, der seit 35 Jahren in der Sodabranche zu Hause ist.«Staßfurt war zwar nur ein Betriebsteil von Bernburg, aber wirfühlten uns stark genug für einen Alleingang in der Marktwirtschaft.»Eine große Hilfe sei dabei das finanzielle Engagement der MünchnerBVT Holding GmbH & Co. KG gewesen. Diese hatte das Werk 1995 von derdänischen Christiansen Chemicals A/S (Kopenhagen) übernommen, die mitden erforderlichen hohen Investitionen überfordert war.
250 Millionen Euro sind seit der Wende in das Staßfurter Werkgeflossen. «Unter anderem wurde die total veraltete Technik kompletterneuert», sagt Eichhorn. Neben der neuen Anlage für die Herstellungvon Soda gebe es am Standort derzeit eine weitere Großinvestition.Der Entsorgungskonzern Remondis (Lünen/Nordrhein-Westfalen) baut eineMüllverbrennungsanlage für rund 150 Millionen Euro. Diese sichert demSodawerk von Ende 2007 an kostengünstig Energie. «Neben Salz,Kalkstein und Wasser haben wir dann alles für ein weiteres Wachstum»,sagt Eichhorn.