Polizeiruf 110-Darsteller Charly Hübner Polizeiruf 110-Darsteller Charly Hübner: "Keiner flieht aus Lust"

Rostock/Halle (Saale) - Erstmals ermitteln die „Polizeiruf“-Kommissare aus Magdeburg und Rostock gemeinsam - gleich in einer Doppelfolge. Der erste Teil von „Wendemanöver“ läuft am Sonntag um 20.15?Uhr im Ersten, der zweite folgt an gleicher Stelle am 4. Oktober zur selben Zeit.
Bei einem Brandanschlag auf ein Unternehmen in Magdeburg kommt die Frau des Juniorchefs ums Leben. Nur wenige Stunden später wird in Rostock die Leiche eines Wirtschaftsprüfers entdeckt. Zunächst ahnen die Kommissare in Magdeburg (Claudia Michelsen als Doreen Brasch, Sylvester Groth als Jochen Drexler) und Rostock (Charly Hübner als Alexander Bukow, Anneke Kim Sarnau als Katrin König) nicht, dass es zwischen beiden Taten einen Zusammenhang gibt und die Anfänge des Falles bis tief in die Zeit des Umbruchs zu Beginn der 1990er Jahre in Ostdeutschland zurückreichen. Mit dem Schauspieler Charly Hübner sprach unser Redakteur Andreas Montag.
Herr Hübner, Sie und Ihre Kollegen müssen im „Polizeiruf“ -Krimi tief in die DDR-Vergangenheit zurück. Wie wichtig ist Ihnen das Thema selber?
Hübner: Aufarbeiten von Ungerechtigkeiten, die anderen Menschen schweren persönlichen und finanziellen Schaden zugefügt haben, zum Teil für den Rest eines Lebens, gehören aufgeklärt. Oder nicht?
Sie kommen selbst aus dem Osten. Hat man die DDR irgendwann satt?
Hübner: Die DDR existiert ja nicht mehr. Und es hat in unserer Kultur lange gedauert, bis es eine Bereitschaft gab, historische Schrecklichkeiten nochmals zu durchleuchten. Jetzt haben wir Mittel und Interesse dazu und in der Geschichte finden sich viele strukturelle Ereignisse, die beispielhaft für die Gegenwart stehen. Man kann bei genauer Untersuchung daraus fürs Heute lernen.
Woran denken Sie dabei?
Hübner: In der aktuellen Flüchtlingsfrage zum Beispiel hilft es, sich die vielen Geschichten von DDR-Flüchtlingen zu vergegenwärtigen. Warum wollte jemand fliehen damals? Keiner flieht aus Lust und Laune oder aus Gier. Niemand nimmt das absolute Ungewisse auf sich, und hinterlässt alles, was sein Leben bisher war.
Wenn Bilder aus dem Land DDR bleiben, welche werden es für Sie sein?
Hübner: In meinem Fall viel Natur, viel Wasser, viele Feste. Und am ersten Mai war schulfrei.
Und welchen Bildern vom Osten trauen Sie nicht?
Hübner: Es gibt das Buch „Vater, Mutter, Stasi“ von Angela Marquardt. In diesem Buch erfährt man etwas über die Antwort auf Ihre Frage.
Was bedeutet Heimat für Sie?
Hübner: Heimat ist ein missbrauchter Begriff. Einst und heute.
Ostalgie und Schunkelprogramme im Fernsehen - wie lange wird es das noch geben?
Hübner: Das ist eine Frage an zuständige Programmdirektoren.
Für „Bornholmer Straße“ sind Sie gefeiert worden. Im TV-Krimi sind sie „eine Nummer“. Alles wird Gold, was Charly Hübner anfasst?
Hübner: Nein.
Und was soll eigentlich noch kommen? Gibt es einen großen Plan?
Hübner: Auch nein!