Verstecke Verstecke: Erdloch, Urwald, Vatikan-Botschaft - Wo Despoten gefasst wurden
Berlin/dpa. -
Radovan Karadzic: Nach jahrelanger Flucht wird der bosnischeSerbenführer im Juli 2008 in der Nähe von Belgrad verhaftet. DerGesuchte hatte einen gefälschten Ausweis auf den Namen Dragan Dabic.Mit langen weißen Haaren, weißem Vollbart und Brille war er fastperfekt getarnt. Karadzic beschäftigte sich mit «alternativerMedizin» und arbeitete bis zuletzt in einer privaten Arztpraxis inBelgrad.
Saddam Hussein: Der irakische Ex-Diktator wird im Dezember 2003 ineinem gemauerten Erdloch 15 Kilometer südlich seiner HeimatstadtTikrit gefasst. Er trägt einen langen Bart und hat kaum nochÄhnlichkeit mit dem einst machtvollen Kriegsherrn. Saddam Husseinwird später von einem Sondertribunal zum Tode verurteilt und am 30.Dezember 2006 in Bagdad hingerichtet.
Charles Taylor: Der Präsident Liberias lebt nach seinem Sturz 2003drei Jahre lang mit etwa 70 Verwandten und Getreuen imnigerianischen Exil. Weil er seine Überstellung vor ein Sondergerichtbefürchtet, versucht er im März 2006 - gekleidet in eintraditionelles weißes Gewand - aus Nigeria zu fliehen. Nahe derGrenze fällt aber sein goldfarbenener Geländewagen auf und er wirdfestgenommen. Sein Kriegsverbrecher-Prozess in Den Haag endet im März2011, das Urteil soll noch in diesem Jahr verkündet werden.
Pol Pot: Dem Terrorregime seiner Roten Khmer fallen bis 1979 mehrals zwei Millionen Kambodschaner zum Opfer. Erst 1997 wird derschwerkranke Ex-Diktator in seinem Versteck in einem unwegsamenDschungelgebiet nahe der Grenze zu Thailand gefunden. Zuvor warbereits mehrfach sein Tod gemeldet worden. In einem Schauprozess wirder zu lebenslanger Haft verurteilt und stirbt 1998 im Hausarrest.
Erich Honecker: Der entmachtete DDR-Staats- und Parteichef fliehtzunächst im März 1991 nach Moskau und sucht dort hinter den Mauernder chilenischen Botschaft Schutz vor Strafverfolgung. Nach gut einemJahr landet der per Haftbefehl Gesuchte im UntersuchungsgefängnisBerlin-Moabit. Nach Aufhebung des Haftbefehls 1993 fliegt Honeckerins Exil nach Chile, wo er am 29. Mai 1994 stirbt.
Manuel Antonio Noriega: Der Diktator Panamas wird 1989 durch denEinmarsch von US-Truppen in das mittelamerikanische Land gestürzt.Der von den Amerikanern des Drogenhandels beschuldigte Noriegaflüchtet am Heiligen Abend in die Botschaft des Vatikans inPanama-Stadt. Papst Johannes Paul II will den ungebetenen Gast nichtausliefern, ihm aber auch kein Asyl gewähren. Da helfen dieAmerikaner nach: Rund um das Haus des Nuntius bauen sie Lautsprecherauf und beschallten es pausenlos mit ohrenbetäubender Rockmusik.Unter Songs wie «Go to hell» oder «Nowhere to run» wird der Generalnach elf Tagen mürbe und stellt sich. Noriega sitzt bis heute inHaft.