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US-Luftwaffenstützpunkt US-Luftwaffenstützpunkt: Rhein-Main Air Base schließt nach 60 bewegten Jahren

04.10.2005, 07:08
Ein großes «Auf Wiedersehen» begleitet im März 2003 Sergeant Starbuck (M.) und seine Kameraden von den US-Marines im PX-Shop auf der Rhein-Main-Airbase in Frankfurt am Main vor ihrem Weiterflug an den Persischen Golf. (Archivfoto: dpa)
Ein großes «Auf Wiedersehen» begleitet im März 2003 Sergeant Starbuck (M.) und seine Kameraden von den US-Marines im PX-Shop auf der Rhein-Main-Airbase in Frankfurt am Main vor ihrem Weiterflug an den Persischen Golf. (Archivfoto: dpa) dpa

Frankfurt/Main/dpa. - Der Standort, ein Symbol der Befreiung vom Nazi-Terror am Ende des Zweiten Weltkriegs und amerikanischer Kriegsführung in denvergangenen Jahrzehnten, wird zum 31. Dezember dieses Jahresgeschlossen. Am 10. Oktober soll es eine symbolische offizielleSchließungsfeier geben.

Es ist ein Abschied auf Raten. Seit 1995 werden Einheiten nach und nach an die US-Flughäfen im pfälzischen Ramstein und nach Bitburg in der Eifel verlegt. Flugzeuge sind auf der Air Base schon seit Jahren nicht mehr fest stationiert. Die riesigen, lärmenden C-130 Hercules Transportmaschinen sind nach Ramstein verlagert, die F-16 Kampfjets ins italienische Aviano. «Die Flugzeuge, die man in den letzten Jahren an der Frankfurter Air Base gesehen hat, waren praktisch auf der Durchreise», sagt der Sprecher der amerikanischen Streitkräfte, Wolfgang Hofmann.

Ihren Einsatzwert musste die Luftwaffenbasis zuletzt vor zweiJahren im Irak-Krieg unter Beweis stellen, als täglich Dutzendeschwerer Transportflieger und Passagiermaschinen Soldaten undMaterial an den Golf brachten. In den vier Abflughallen desTerminals, das als das größte militärische der Welt gilt, drängten sich wartende GI's. Und die Bevölkerung im Rhein-Main-Gebiet musste wieder und wieder den Krach der Galaxy-Transportmaschinen ertragen.

Zu weiteren großen Einsätzen der US-Armee, die über Rhein-Mainführten, gehörten der Vietnam-Krieg, der Golf-Krieg, die Konflikte in Afghanistan und Ex-Jugoslawien. Verwundete Soldaten kamen über Frankfurt zurück und wurden in die Militärhospitäler dort und in Wiesbaden gebracht. Diese sind längst geschlossen. Mittlerweile nutzt die US-Armee zentral ihr Krankenhaus in Landstuhl in der Pfalz.

Für Generationen von GI's, die in Europa stationiert wurden, wardie Air Base der erste Kontakt mit dem Kontinent. «Gateway to Europe» lasen sie in Riesenlettern auf einem Flughafengebäude bei den ersten Schritten aus den Fliegern. Von Frankfurt aus wurden sie auf ihreEinsatzorte verteilt. So kam auch Rocklegende Elvis Presley imOktober 1958 auf Rhein-Main an und machte sich auf den Weg nachFriedberg in der Wetterau, wo er bis April 1960 seinen Wehrdienstableistete.

Seine erste große Bewährungsprobe hatte der Militärflughafen kurznach dem Krieg, als die Sowjets 1948 die Blockade über das geteilteBerlin verhängten. Die West-Alliierten starteten umgehend eineLuftbrücke. Unablässig flogen von Frankfurt aus Transportmaschinenund warfen alles über Berlin ab, was die Menschen im abgeriegeltenWesten der Stadt brauchten. Die im Volksmund «Rosinenbomber»genannten Maschinen brachten nicht nur Lebensmittel, sondern auchSeife und sogar Kohlen. Die Frankfurter Air Base war der wichtigstePfeiler der Versorgung: Rund zwei Drittel der 2,3 Millionen TonnenHilfsgüter wurden von hier eingeflogen.

Ende des Jahres soll nun Schluss sein auf der Air Base. Vielleichtgingen die letzten Soldaten und Mitarbeiter schon vor Weihnachten,sagt Militärsprecher Hofmann. Dann übernimmt der FlughafenbetreiberFraport das Gelände. Für rund 1,1 Milliarden Euro ist dort ein -allerdings umstrittenes - drittes Terminal für den größtenkontinentalen Flughafen Europas geplant. 2015 soll es fertig sein,aber schon 2011 könnte nach Auskunft eines Fraport-Sprechers eineTeilnutzung möglich sein.

Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) sieht den Weggangder Amerikaner zwiespältig: «Wehmütig, weil die Air Base 60 Jahre zuFrankfurt gehört hat. Das zeigt die Verbundenheit der USA mit derStadt.» Andererseits bedeute die Aufgabe des Stützpunktes eine«immense Möglichkeit» für die Entwicklung des Flughafens.