Machtwechsel in den USA TV-Mann, Milliardär, Radikale: So soll Trumps Team aussehen
Bei der Wahl der Kandidaten für gewichtige Posten spielten für den neuen US-Präsidenten Trump Fernsehtauglichkeit, stramme Gefolgschaft und Geld eine Rolle. Wer hat in Washington bald das Sagen?
Washington - Donald Trump hat bereits entschieden, wen er als US-Präsident in mächtigen Positionen an seiner Seite haben will. Viele davon, etwa Minister, müssen noch vom Senat bestätigt werden. Vorher geht ein geschäftsführendes Kabinett an den Start. Bei seinen Wunschkandidaten scheint Loyalität die Schlüsselqualifikation zu sein, aber auch die Fernsehtauglichkeit. Ein Überblick.
Ein TV-Moderator als Verteidigungsminister
Fox-News-Moderator Pete Hegseth hat bis auf eine erfolglose Bewerbung für einen Sitz im US-Senat keine politische Erfahrung, dürfte aber mit dem Pentagon eines der wichtigsten Ministerien leiten. Ein unkonventioneller Kandidat sei Hegseth, sagte ein hochrangiger Republikaner, ganz wie sein zukünftiger Chef also. „Alle sind einfach schockiert“, zitierte der Sender CNN einen Ministeriumsvertreter. Trump lobte die militärische Erfahrung des Ex-Soldaten, unter anderem im Irak und Afghanistan. Der 44-Jährige präsentiert sich als Erneuerer: Es sei Zeit für jemanden mit „Staub auf seinen Stiefeln“, der das „Kämpfer-Ethos“ zurück ins Pentagon bringe. Er werde eine „America First“-Politik verfolgen und Frieden durch Stärke erreichen. Für Irritationen hatten Hegseths Äußerungen gesorgt, dass Frauen nicht in Kampfeinsätzen zu gebrauchen seien. Berichte unter anderem über Alkoholmissbrauch und mutmaßliche sexuelle Übergriffe hatten ihn in Bedrängnis gebracht.
Plan B für das Justizministerium
Die ehemalige Generalstaatsanwältin von Florida, Pam Bondi, ist als Justizministerin vorgesehen. Trump wollte ursprünglich den umstrittenen Kongressabgeordneten Matt Gaetz für den Posten, der verzichtete jedoch letztlich auf das Amt, nachdem es nicht nur Zweifel an dessen juristischer Expertise gegeben hatte. Seine Nominierung wurde vor allem von Vorwürfen torpediert, er habe Sex mit einer Minderjährigen gehabt und Drogen konsumiert. Bondi ist eine erfahrene Staatsanwältin. Die 59-Jährige ist schon länger als Trumps Unterstützerin aktiv und stand dem damaligen Präsidenten etwa im ersten Amtsenthebungsverfahren 2019 zur Seite. Trumps Rhetorik hat sie sich zu eigen gemacht: Sie werde Amerika wieder sicher machen und das Justizministerium nicht länger als Waffe instrumentalisieren.
Ein Hedgefonds-Manager als Finanzminister
Der 62-jährige Investor Scott Bessent ist Gründer des Hedgefonds Key Square Group. Er war zuvor Chief Investment Officer von George Soros' Soros Fund Management und gilt als Experte für globale Makroinvestitionen. In der neuen Rolle wird er unter anderem einen Weg finden müssen, Trumps Wahlkampf-Versprechen wie Steuersenkungen und neue Importzölle umzusetzen. Einige Wirtschaftsexperten hatten kritisiert, die Pläne würden zu höheren Preisen für US-Verbraucher führen und den Staatshaushalt belasten. Bessent hatte die Vorschläge in den vergangenen Monaten verteidigt.
Ein Impfgegner als Gesundheitsminister
Als Gesundheitsminister will Trump den früheren parteilosen Präsidentschaftsbewerber und erklärten Impfgegner Robert F. Kennedy Jr. Er werde „die Epidemie chronischer Krankheiten“ beenden und Amerika wieder gesund machen, teilte Trump mit. Kennedy war bei der Präsidentschaftswahl als unabhängiger Bewerber angetreten, zog seine aussichtslose Kandidatur dann aber zurück und wechselte ins Trump-Lager. Der 71-Jährige stammt aus der prominenten Kennedy-Familie. Er war jahrzehntelang Demokrat, entfernte sich aber zunehmend von der Partei. Kritisiert wird er wegen der Verbreitung von Verschwörungstheorien und Kontakten zu rechtsextremen Politikern.
Ein Karrierist als Außenminister
Trump lobt den republikanischen Senator Marco Rubio aus Florida als einen „starken Fürsprecher“ für die USA, einen „wahren Freund der Verbündeten“ und „einen furchtlosen Krieger, der vor Gegnern niemals zurückschrecken wird“. Der 53-Jährige ist seit 2011 im US-Senat und hat schon in jungen Jahren Karriere in der Politik gemacht. 2016 versuchte der ehrgeizige Jurist erfolglos, Präsidentschaftskandidat zu werden. Der Republikaner scheiterte im Vorwahlkampf gegen Trump, der ihn damals mit Schmähungen bedachte. In den vergangenen Jahren tat sich der Sohn kubanischer Einwanderer als Trump-Getreuer hervor. Ein Ende des Ukraine-Krieges sollte seiner Ansicht nach offizielle US-Politik sein. Dafür müssten sowohl Russland als auch das angegriffene Land Zugeständnisse machen. Als Außenminister bekam er die Unterstützung aller Senatoren.
Eine umstrittene Gouverneurin als Heimatschutzministerin
Die Gouverneurin von South Dakota, Kristi Noem, ist eine überzeugte Unterstützerin Trumps. Im Heimatschutzministerium hätte die 53-Jährige eine maßgebliche Rolle bei dem von Trump geplanten „größten Abschiebeprogramm in der amerikanischen Geschichte“. Das Ressort ist für die Einwanderungs- und Grenzschutzbehörden zuständig - und Trump hat Massenabschiebungen als eine Priorität seiner Amtszeit ausgerufen. Noem bezeichnete die Situation an der Südgrenze zu Mexiko zuletzt als „Kriegsgebiet“. Die Republikanerin war zeitweise als seine Vizekandidatin im Gespräch, doch ihre Memoiren handelten ihr negative Schlagzeilen ein: Darin beschrieb sie, wie sie ihre junge Hündin Cricket erschoss, weil diese sich nicht zum Jagdhund eignete. Später erklärte sie, dies zeige ihre Bereitschaft zu harten Entscheidungen.
Eine Wrestling-Unternehmerin als Bildungsministerin
Linda McMahon ist Mitgründerin des Medien-Imperiums World Wrestling Entertainment (WWE). In Trumps erster Amtszeit leitete sie die US-Bundesbehörde zur Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen; davor hatte sie erfolglos versucht, in den US-Senat gewählt zu werden. Die 76-Jährige war nun in dem Team, das Trumps Amtsübernahme vorbereitete. Sie hat eine langjährige persönliche Verbindung zum Präsidenten, der als großer Fan von Wrestling und Kampfsport gilt. Ihr fehlen allerdings nennenswerte Qualifikationen für das Ressort, das Trump ihr übergeben möchte. Im Wahlkampf hatte der Republikaner zeitweise gesagt, er wolle das Bildungsministerium abschaffen.
Ein Wall-Street-Manager als Handelsminister
Howard Lutnick ist Chef der New Yorker Finanzfirma Cantor Fitzgerald und war auch im Team für die Amtsübernahme. Als Handelsminister müsste er an der Seite des Finanzministers Zoll-Pläne umsetzen, mit denen Trump Unternehmen zur Produktion in den USA bewegen will. Der 63-Jährige ist seit den 80er Jahren bei Cantor Fitzgerald. Bei den Terroranschlägen vom 11. September 2001 kamen mehr als zwei Drittel der New Yorker Beschäftigten der Finanzfirma ums Leben, darunter auch Lutnicks Bruder.
Ein Verfechter einer harten China-Politik als Sicherheitsberater
Der Abgeordnete Mike Waltz soll Trumps Nationaler Sicherheitsberater werden. Der 50-Jährige aus Florida bezeichnete China wenige Tage vor der Wahl in einem Meinungsbeitrag im Magazin „Economist“ als „größten Rivalen“ der USA. Er sprach sich für eine rasche Beendigung der Kriege in der Ukraine und in Nahost aus, um sich auf China zu fokussieren. Zugleich schrieb Waltz im vergangenen Jahr mit Blick auf die republikanische Mehrheit im Abgeordnetenhaus: „Die Ära der Blankoschecks für die Ukraine vom Kongress ist vorbei.“ Die europäischen Länder müssten mehr tun.
Eine Vertraute als Agrarministerin
Die Juristin Brooke Rollins (52) hatte bereits während Trumps erster Amtszeit verschiedene Positionen im Weißen Haus inne und leitet das America First Policy Institute, einen einflussreichen konservativen Thinktank. Das Landwirtschaftsministerium zählt zu den größten Bundesbehörden. In das Ressort fällt nicht nur klassische Agrarpolitik. Auch Programme zur Entwicklung ländlicher Räume sowie das wichtige Ernährungsprogramm SNAP, das einkommensschwachen Haushalten Unterstützung bietet, gehören dazu.
Eine aufstrebende Unterstützerin als UN-Botschafterin
Die republikanische Abgeordnete Elise Stefanik (40) trat in den vergangenen Jahren immer wieder als loyale Verbündete Trumps in Erscheinung und stellte sich auch hinter dessen Falschbehauptungen über angeblichen Betrug bei der Präsidentenwahl 2020. Die Abgeordnete aus dem Bundesstaat New York gehört der Führung ihrer Fraktion an. 2014 war sie mit damals 30 Jahren die jüngste Frau, die ins Repräsentantenhaus gewählt wurde. Einst zählte Stefanik zu den eher moderateren Mitgliedern der Partei. Davon kann jetzt keine Rede mehr sein.
Eine Geheimwaffe als Stabschefin im Weißen Haus
Mit Susie Wiles hat sich Trump eine enge Vertraute für die einflussreiche Rolle ausgesucht. Die 67-Jährige war Trumps Wahlkampfmanagerin, trat bislang in der Öffentlichkeit kaum in Erscheinung, gilt aber als mächtige Strippenzieherin. „Politico“ schrieb im Frühjahr ein Porträt über die Mutter und Großmutter mit dem Titel: „Die am meisten gefürchtete und am wenigsten bekannte politische Akteurin in Amerika“. Darin hieß es, Wiles sei die „wichtigste“ Beraterin Trumps. Die politische Strategin gilt als extrem loyal und diskret. Wiles ist die erste Frau auf dem Posten und wird den Regierungsalltag des Präsidenten organisieren.
Ein alter Vertrauter als CIA-Chef
Den Auslandsgeheimdienst will Trump seinem langjährigen Weggefährten John Ratcliffe anvertrauen. Der ehemalige Kongressabgeordnete aus Texas war bereits in Trumps erster Amtszeit als Geheimdienstkoordinator tätig - dabei konzentrierte er sich besonders auf China und Iran. Die Demokraten warfen dem 59-Jährigen damals unter anderem vor, seine Position für politische Zwecke zu missbrauchen. Es gab auch Zweifel an seiner fachlichen Qualifikation. Trump lobte Ratcliffe nun als „Kämpfer für die Wahrheit“.
Ein Tech-Milliardär als Berater für Ausgaben-Kürzungen
Unternehmer Elon Musk soll Trump bei der Kürzung der Regierungsausgaben helfen. Er soll die Führung eines speziell dafür geschaffenen Beratungsgremiums übernehmen. Dieses „Department of Government Efficiency“ soll nicht Teil der Regierung sein, aber mit dem Weißen Haus zusammenarbeiten, „um großangelegte Strukturreformen voranzutreiben“. Die Arbeit soll demnach bis Juli 2026 abgeschlossen sein.
Ein Migrations-Hardliner als Strippenzieher im Hintergrund
Einer der Architekten von Trumps restriktiver Einwanderungspolitik während dessen erster Amtszeit, Stephen Miller, bekommt eine Schlüsselposition im Weißen Haus. Obwohl der 39-Jährige sehr umstritten ist, wird er stellvertretender Stabschef und Heimatschutz-Berater. Miller war während Trumps erster Regierungsperiode Berater in der Regierungszentrale und prägte hinter den Kulissen dessen harte Gangart gegenüber Migranten mit. Ihm werden auch detaillierte Pläne für die von Trump angekündigten Massenabschiebungen in der neuen Amtszeit zugeschrieben.
Eine Seitenwechslerin als US-Geheimdienstkoordinatorin
Die ehemalige Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard soll Geheimdienstkoordinatorin werden. Die 43-Jährige war von 2013 bis 2021 demokratische Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus, hat aber die Seiten gewechselt und steht eisern hinter Trump. Zu ihrer Zeit bei den Demokraten standen ihre Positionen oft im Widerspruch mit denen ihrer Partei. So reiste Gabbard 2017 nach Syrien, um Machthaber Baschar al-Assad zu treffen - und wurde für die Reise stark kritisiert. 2020 wollte sie Präsidentschaftskandidatin der Demokraten werden, schied aber chancenlos aus dem Rennen aus. Trump lobte ihren „furchtlosen Geist und ihre glanzvolle Karriere“.
Ein treuer Gouverneur als Innenminister
Doug Burgum, der vermögende Gouverneur des Bundesstaates North Dakota, soll auch den Vorsitz eines neu geschaffenen Nationalen Energierats übernehmen, der sämtliche Aspekte der Energieproduktion und -nutzung in den USA koordinieren soll. Der Innenminister ist in den USA nicht für innere Sicherheit zuständig, sondern hauptsächlich für die Verwaltung von Naturschutzgebieten und öffentlichen Ländereien. Burgum hatte zeitweise versucht, Kandidat der Republikaner im Rennen ums Weiße Haus zu werden - gab aber frühzeitig auf und stellte sich hinter Trump. Im Wahlkampf wurde er als ein Anwärter auf den Vize-Posten gehandelt. Der 68-Jährige wurde mit einer Softwarefirma reich. 2016 wurde Burgum zum Gouverneur gewählt. Er setzt sich für mehr Öl- und Gas-Förderung in den USA ein.