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Russland Russland: Ermittler betreten erstmals «Kursk»-Wrack

25.10.2001, 14:24
Kursk-Wrack
Kursk-Wrack ITAR-TASS

Moskau/dpa. - Die Experten hätten zuerst die Heckkammer untersucht, wo dieLeichen von elf der ursprünglich insgesamt 118 Seeleute an Bordvermutet wurden, teilte die russische Nordflotte mit. Am Nachmittagwurden zunächst drei Leichen aus dem Boot geborgen. «Die Arbeiten zurBergung der übrigen Opfer werden zügig fortgesetzt», sagteGeneralstaatsanwalt Wladimir Ustinow. Schon im Herbst des vergangenenJahres waren die Leichen von zwölf Besatzungsmitgliedern aus der«Kursk» vom Grund der Barentssee geholt worden.

Gemeinsam mit den Ermittlern betraten auch Gerichtsmediziner dasU-Boot, um die Leichen der Seeleute zu bergen. Unmittelbar nach derdurch zwei Explosionen ausgelösten Katastrophe an Bord hatten sich 23Männer in die hinterste neunte Sektion geflüchtet. Dort wollten dieSeeleute das U-Boot über eine Notausstiegsluke verlassen, die sichjedoch nicht öffnen ließ. Das ging aus dem Abschiedsbrief hervor, deneiner der zwölf im Vorjahr geborgenen Toten bei sich trug.

Die «Kursk» war nach der Hebung durch niederländischeBergungsspezialisten Anfang Oktober in das Marinedock Rosljakowobugsiert wurden. Von den insgesamt 22 Marschflugkörpern an Bord der«Kursk» gehe keine Gefahr aus, sagte der Sprecher der Nordflotte,Wladimir Nawrozki. Die Raketen seien durch die beiden schwerenExplosionen an Bord, die zum Untergang der «Kursk» führten, nichtbeschädigt worden. Vor der Hebung war der stark beschädigt Bug ausSorge vor weiteren Torpedoexplosionen unter Wasser abgesägt und aufdem Meeresgrund zurückgelassen worden.

Die Ermittler, die als erste das Innere des ursprünglich 150 Meterlangen und 18 000 Tonnen schweren Boots betraten, gelten als hartgesottene Männer. Für die schwierige Aufgabe seien «erfahrene undunerschrockene» Experten ausgewählt worden, von denen viele bereitsim Kriegsgebiet Tschetschenien gearbeitet hätten, sagteGeneralstaatsanwalt Wladimir Ustinow vor Ort.

Präsident Wladimir Putin hatte den Angehörigen der Opferversprochen, die Leichen der Seeleute noch in diesem Jahr an Landbestatten zu können. Bislang war unklar, ob sich die Männer nach denExplosionen und Feuer an Bord sowie 14 Monaten im Salzwasser nochidentifizieren lassen.

Die Marine erhofft sich von den Untersuchungen auch Aufschlussüber die genaue Ursache der Tragödie. Militärexperten gehen davonaus, dass ein schadhaftes U-Boot-Torpedo bei einem Übungsschießen denUntergang des modernsten U-Boots der Nordflotte verursacht hat.