Krieg im Irak Krieg im Irak: Unfälle begleiten den Vormarsch der Alliierten

Bagdad/Kairo/dpa. - Der Vormarsch der britisch-amerikanischen Truppen im Irak ist von schweren Unfällen und einem Anschlag in den eigenen Reihen überschattet. Bei einem Handgranatenanschlag eines US-Soldaten wurden ein Kamerad getötet und 13 US-Soldaten am Sonntagmorgen zum Teil schwer verletzt. Ein britisches Militärflugzeug wurde offenbar von einer US-Rakete irrtümlich abgeschossen. Unterdessen stehen US-Eliteeinheiten nach Berichten des irakischen Fernsehens bereits 160 Kilometer südlich von Bagdad. Die Iraker leisten weiter heftigen Widerstand.
Das britische Militärflugzeug wurde offenbar von einer Anti- Raketenstellung der US-Truppen nahe der kuwaitischen Grenze abgeschossen. «Es gibt Gründe anzunehmen, dass das Flugzeug von einer US-Patriot-Batterie auf dem Rückflug von einem Einsatz angegriffen wurde», sagte ein britischer Militärsprecher dem BBC-Fernsehen.
Zuvor hatten Amerikaner und Briten drei Hubschrauber bei Unfällen verloren. Dabei waren 19 Soldaten getötet worden. Im Kampf gefallen sind dagegen nach den bisher von den Alliierten gemeldeten Zahlen nur sechs US-Soldaten. Im Golfkrieg 1991 war rund die Hälfte der britisch-amerikanischen Verluste durch irrtümlichen eigenen Beschuss entstanden.
Bei dem Anschlag im «Camp Pennsylvania» in Nordkuwait warf nach Fernsehberichten vom Ort des Geschehens ein junger US-Soldat drei Handgranaten in Zelte von Offizieren der 101. US-Luftlandedivision. Er wurde sofort überwältigt und verhört. Die Hintergründe waren zunächst unklar.
Die US-Streitkräfte bombardierten am Sonntag erstmals Tikrit, die Geburtsstadt des irakischen Präsidenten Saddam Hussein. Nach Meldungen des Senders El Arabija wurden bei dem Angriff auf Tikrit, bei dem auch Saddams dortiger Palast getroffen worden sein soll, vier Menschen getötet. Aus Tikrit stammt ein Großteil der Führungselite des Landes.
In Bagdad war die Lage am Sonntagvormittag weitgehend ruhig. Die US-Luftwaffe flog sporadische Einsätze. dpa-Korrespondenten vor Ort konnten einige Detonationen hören. Der Straßenverkehr war fast normal. In der Nacht zuvor hatten die alliierten Streitkräfte vier Angriffe auf die Hauptstadt geflogen. Angaben über Opfer lagen zunächst nicht vor. In der Nacht zum Samstag waren drei Zivilisten getötet und über 200 verletzt worden.
In CNN sagte ein Militärexperte, die Angriffe richteten sich mehr und mehr auf den Verteidigungsring der Republikanischen Garden um die Hauptstadt. Auch die nordirakische Stadt Mosul wurde aus der Luft angegriffen. Irakische Militärsprecher erklärten, die irakische Luftabwehr habe in und um Bagdad bisher 21 Cruise Missiles abgefangen. Außerdem seien bislang 16 amerikanische Panzer, fünf Flugzeuge und zwei Hubschrauber zerstört worden.
US-Flugzeuge warfen laut BBC vier schwere Bomben über einem Gebiet im Norden des Iraks ab, die von der islamischen Extremistengruppe Ansar el Islam kontrolliert wird. Diese soll nach amerikanischer Darstellung Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida haben. Laut El Dschasira wurden bei dem Angriff 57 Menschen getötet.
In der Hafenstadt Umm Kasr im äußersten Südosten des Iraks leisteten «Soldaten in Zivil hartnäckigen Widerstand», berichtete eine Reporterin des britischen Fernsehsenders Sky News. Die nahe gelegene Hafenstadt Basra sei «gesichert», hieß es bei BBC. El Dschasira zeigte Bilder von stark verstümmelten zivilen Bombenopfern, darunter auch Kinder.
Der irakische Informationsministers Mohammed Sajjid el Sahhaf warf Amerikanern und Briten vor, in Basra Streubomben auf zivile Ziele eingesetzt zu haben. Dort seien 77 Zivilisten getötet und 366 verletzt worden. In Bagdad habe es in der Nacht zum Sonntag 106 zivile Verletzte gegeben.
El Dschasira berichtete unter Berufung auf jordanische Regierungsbeamte, bei den US- Luftangriffen auf die nordirakische Stadt Mosul seien vier jordanische Studenten umgekommen.
Zwischen Einheiten der irakischen Armee und US-Soldaten kam es nach Berichten des irakischen Fernsehens um die Ortschaft Nadschaf nur 160 Kilometer südlich von Bagdad zu Kämpfen. Britische Soldaten errichteten inzwischen Lager für Kriegsgefangene. Wie das Pentagon mitteilte, wurden bislang 1000 bis 2000 irakische Soldaten gefangen genommen.
Fernsehbilder von einem Treffen des irakischen Staatschefs Saddam Hussein mit seinem engsten Führungszirkel nährten Spekulationen, wonach einige Vertraute des Präsidenten bei einem US-Luftangriff getötet worden sein sollen. Es sei auffällig, dass unter anderem Präsidentensohn Udai fehlte, erklärten Experten in mehreren arabischen TV-Sendern. Der britische Geheimdienst glaubt nach Darstellung von Zeitungsberichten, dass Saddam durch den Raketenangriff zu Kriegsbeginn schwer verletzt oder sogar getötet wurde.
