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Krieg im Irak Krieg im Irak: 5. April: Erster US-Panzervorstoß nach Bagdad

05.04.2003, 09:23
US-Marine Daniel Immediato spielt während einer Kampfpause mit seinem Gameboy (Foto: dpa)
US-Marine Daniel Immediato spielt während einer Kampfpause mit seinem Gameboy (Foto: dpa) AFP

Bagdad/dpa. - Aus Furcht vor derdrohenden Schlacht um Bagdad flüchteten die Bewohner in Scharen.Gefechte gab es ebenso in der südirakischen Stadt Basra und imNordirak.

Nach Angaben von US-Militärsprecher Frank Thorp kam es bei demPanzervorstoß zu «sporadischen heftigen Kämpfen» mit derRepublikanischen Garde. Das Pentagon bestätigte Kämpfe in der Stadt.Es habe auf beiden Seiten Tote und Verletzte gegeben. RolandHuguenin-Benjamin vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK)in Bagdad sagte dem US-Sender CNN später, pro Stunde würden «bis zu100 Kriegsverletzte» in das Jarmuk-Hospital eingeliefert.

   In Katar erklärte das US-Zentralkommando weiter, die Panzer seiennordwärts zum Tigris und dann in Richtung Bagdader Flughafen imWesten vorgerückt. Iraks Informationsminister Mohammed Sajjid elSahhaf sagte dagegen, die US-Truppen seien lediglich bis in dieAußenbezirke der 5-Million-Metropole gekommen.   

Nach Angaben des Zentralkommandos ziehen die US-Truppen ihren Ringum Bagdad immer enger. So solle sichergestellt werden, dass keineVerstärkung in die Hauptstadt gelangen könne, aber jeder sei frei,die Stadt zu verlassen. Korrespondenten berichteten, dass eineMassenflucht eingesetzt habe. Für das Wochenende wurde eineHitzewelle mit Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius erwartet. Diealliierten Luftangriffe auf Stellungen der Republikanischen Garde inBagdad gingen unterdessen weiter. Der arabische TV-Sender ElDschasira meldete unter Berufung auf Augenzeugen heftige Kämpfe imStadtteil Jarmuk im Südwesten Bagdads, zehn Kilometer vom Stadtkernentfernt.

Der amerikanische Kameramann Mal James sagte dem britischenNachrichtensender Sky News, die US-Truppen seien bei ihrem Vormarschauf «fanatischen Widerstand» gestoßen und von Selbstmordattackenbedroht gewesen. Irakische Soldaten feuerten laut CNN mitGranatwerfern und Luftabwehrgeschützen auf die vorrückendenEinheiten. Am Straßenrand lägen tote irakische Soldaten, aber auchZivilisten, sagte ein amerikanischer Zeitungsreporter dem CNN.

Angesichts des Vormarsches rief der irakische Präsident SaddamHussein in einer von Informationsminister Mohammed Sajjid el Sahhafim Fernsehen verlesenen Erklärung die Bevölkerung zum Widerstand auf.

In der Nähe der Hauptstadt töteten US-Soldaten an einemKontrollpunkt sieben Zivilisten, darunter drei Kinder. Beim Absturzeines Super-Cobra-Hubschraubers in Zentralirak kamen nach US-Angabendie beiden Piloten ums Leben. Der Helikopter sei nach bisherigenErkenntnissen aber nicht abgeschossen worden.

In der Umgebung des von US-Truppen am Freitag eingenommenenInternationalen Flughafens wurde weiter gekämpft.Informationsminister Sahhaf sagte dagegen, die Amerikaner seien «inschweren Kämpfen» vertrieben worden. Die Iraker hätten in der Nachtzum Samstag «neue Kampfarten» und Selbstmord-Attacken eingesetzt undden Amerikanern große Verluste zugefügt. Dies wurde von Reportern vorOrt nicht bestätigt.

Das Pentagon gab am Samstag die Zahl der bisher im Irak-Krieggetöteten US-Soldaten mit 75 an. Sieben Amerikaner befänden sich inirakischer Gefangenschaft. Das US-Zentralkommando bezifferte die Zahlder irakischen Kriegsgefangenen auf rund 6500.

US-Präsident George W. Bush bekräftigte, die alliierten Kräftewürden nicht auf halber Strecke Halt machen. Condoleezza Rice, BushsSicherheitsberaterin, erklärte, die Führungsrolle beim Wiederaufbaudes Irak stehe nicht den UN, sondern den USA zu. «Es ist nurnatürlich, zu erwarten, dass die alliierten Kräfte die leitende Rollehaben werden, nachdem sie sich an der Befreiung des Irak beteiligtund dafür Leben und Blut geopfert haben», sagte die Beraterin.

Britische Soldaten entdeckten nach eigenen Angaben nahe dersüdirakischen Stadt Zubair ein umfangreiches Lager mit menschlichenÜberresten. Die Gebeine sollen aus dem Golfkrieg von 1991 stammen.Die Opfer seien vermutlich hingerichtet worden.

Irakische Zivilbevölkerung trifft am Freitag (04.04.2003) bei Al 'Aziziyan 40 Kilometer südlich von Bagdad im Irak auf US-Marines. Die Marines kämpfen sich in Richtung auf die irakische Hauptstadt vor. (Foto: dpa)
Irakische Zivilbevölkerung trifft am Freitag (04.04.2003) bei Al 'Aziziyan 40 Kilometer südlich von Bagdad im Irak auf US-Marines. Die Marines kämpfen sich in Richtung auf die irakische Hauptstadt vor. (Foto: dpa)
dpa
Ein Bradley-Panzer der US-Army am 4. April auf dem Rollfeld des Flughafens von Bagdad (Foto: dpa)
Ein Bradley-Panzer der US-Army am 4. April auf dem Rollfeld des Flughafens von Bagdad (Foto: dpa)
Getty Images
Lage in Bagdad am 4. April (Grafik: dpa)
Lage in Bagdad am 4. April (Grafik: dpa)
dpa