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Kaschmir-Konflikt Kaschmir-Konflikt: Ausländer verlassen Indien und Pakistan

01.06.2002, 15:10
Infokarte zum Kaschmir-Konflikt
Infokarte zum Kaschmir-Konflikt dpa

Neu Delhi/Islamabad/Singapur/dpa. - Der indischeVerteidigungsminister George Fernandes betonte unterdessen, es gebekeinen Anlass zur Sorge. Auch der pakistanische MilitärmachthaberPervez Musharraf bemühte sich, die Besorgnisse zu zerstreuen.

Fernandes sagte auf einer asiatischen Sicherheitskonferenz inSingapur, er sehe keine unmittelbare Gefahr eines Krieges. Fernandesnannte die Situation an der Grenze, an der sich Indien und Pakistanam Samstag erneut heftige Artilleriegefechte lieferten, «stabil». Derstellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz warnte aufder Konferenz vor den «katastrophalen Konsequenzen» eines möglichenKrieges zwischen den beiden Atommächten.

Nach den Worten von Musharraf ist die Sorge vor einem Atomkriegzwischen Pakistan und Indien unnötig. «Ich glaube nicht, das eine derbeiden Seiten so unverantwortlich ist, so weit zu gehen», sagteMusharraf in einem Interview des US-Fernsehsenders CNN. Er räumtejedoch ein, dass die Situation gefährlich ist. Das wichtigste sei,die Spannungen abzubauen und Gespräche über die Zukunft Kaschmirsaufzunehmen.

Die Vereinten Nationen forderten die Familien von UN-Mitarbeiternauf, außer Indien und Pakistan auch Afghanistan zu verlassen. Dasverlautete aus diplomatischen Quellen in der pakistanischenHauptstadt Islamabad.

Die deutsche Botschaft in Neu Delhi teilte mit, die Ausreise vonAngehörigen der Mitarbeiter finde «zunächst vorübergehend und auffreiwilliger Basis» statt. Die Arbeit der Botschaft werde davon nichtberührt. Nach Empfehlung des Auswärtigen Amtes vom Freitag solltenReisen nach Indien möglichst zurückgestellt werden. Ähnlichentschieden die USA, Großbritannien und andere westliche Länder.

Es handele sich aber noch nicht um Evakuierungen in dem Sinn, dassdie Regierungen Sonderflugzeuge schickten, sagten Sprecher derdeutschen und der britischen Botschaft. Die Ausländer, die aus Indienausreisen wollten, müssten dies mit Linienflügen tun und sich dieTickets selbst besorgen. Auf deutscher Seite war von einer«Vorsorgemaßnahme» für einen Ernstfall die Rede, der hoffentlich nieeintrete. Bereits vor einer Woche hatte das Auswärtige Amtmitgeteilt, in Reaktion auf die «gestiegene Gefahr terroristischerAnschläge» werde das Botschaftspersonal in Pakistan verringert.

Der britische Außenminister Jack Straw wehrte sich gegen Vorwürfe,die Ausreiseempfehlungen hätten «Panik» ausgelöst. Hinweise auf einenunmittelbar bevorstehenden Krieg gebe es nicht. «Die Situation istgefährlich, aber ein Krieg ist nicht unvermeidbar», fügte er hinzu.Beobachter wiesen darauf hin, dass insgesamt 80 000 Menschen mitbritischen oder US-Pässen in Indien leben und die Empfehlung deshalbsehr frühzeitig habe gegeben werden müssen, damit im Verlauf dernächsten Wochen alle Privatleute ausreisen können, die das wollen.

Wegen Terroranschlägen mutmaßlicher Moslemextremisten aus Pakistandroht Indien dem Nachbarland seit Wochen mit Krieg. Nach Ansicht vonExperten könnte ein solcher Krieg in kurzer Zeit zu einem Atomkriegeskalieren. Dennoch kritisierten der indische Botschafter in den USAund der indische Industrieverband CII die Aufforderung zur Ausreisean die Ausländer als «ungerechtfertigte Panikmache» und als«Überreaktion».

Der indische Verteidigungsminister George
Der indische Verteidigungsminister George
AFPI