1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Justiz in Hessen: Justiz in Hessen: Erstes teilprivatisiertes Gefängnis in Deutschland eröffnet

Justiz in Hessen Justiz in Hessen: Erstes teilprivatisiertes Gefängnis in Deutschland eröffnet

07.12.2005, 09:51
Ein Justizvollzugsbeamter steht am Dienstagabend (6. Dezember 2005) auf einem Hof der Justizvollzugsanstalt Hünfeld (Kreis Fulda) in Hessen. (Foto: dpa)
Ein Justizvollzugsbeamter steht am Dienstagabend (6. Dezember 2005) auf einem Hof der Justizvollzugsanstalt Hünfeld (Kreis Fulda) in Hessen. (Foto: dpa) dpa

Hünfeld/dpa. - «Wir werden hier erproben, was wir mitden Mitteln privater Wirtschaft besser lösen können», sagteMinisterpräsident Roland Koch (CDU) bei der Eröffnung. In derHaftanstalt arbeiten 95 Angestellte der Firma Serco zusammen mit116 Beamten. «Das ist bislang einmalig in Deutschland», betonteKoch. Im Januar sollen die ersten Gefangenen einziehen.

Koch trat Bedenken entgegen, die Sicherheit sei durch dieprivate Beteiligung nicht gewährleistet. «Für die Sicherheit istder Staat zuständig», betonte er. Die Beamten übernehmen alleAufgaben, bei denen sie so genannte Eingriffsbefugnisse gegenüberden Häftlingen haben - die Häftlinge also angefasst werden. DieSerco-Angestellten hingegen arbeiten als Gefängnispsychologen,Sozialarbeiter oder in der Küche.

Hünfeld sei eine Haftanstalt, die der Zeit entspreche, sagteKoch. «Aber die Gefangenen sollen nicht möglichst angenehmuntergebracht werden.» Mit modernen Mitteln könne etwa der -verbotene - Gebrauch von Handys festgestellt werden, ohne dassjeder Gefangene durchsucht wird. Der immer wieder geäußertenKritik, Beamte würden aus anderen Haftanstalten abgezogen, um inHünfeld zu arbeiten, trat Koch entgegen. «Aus den anderenGefängnissen werden Gefangene nach Hünfeld gebracht und damit dieÜberbelegung dort abgebaut.» Zudem seien Beamte zusätzlich für dieHaftanstalt eingestellt worden.

Gefängnisdirektor Werner Päckert will die Anstalt hart, aberfair führen. «Entscheidungen müssen auch für die Gefangenennachvollziehbar sein, dann werden sie akzeptiert», sagte derpromovierte Pädagoge, der zuvor im Wiesbadener Justizministeriumtätig war. «Ich werde versuchen, gerecht zu sein.» BesonderenStellenwert hat in Hünfeld die Arbeit für die Gefangenen: Rund 370Jobs bietet der private Betreiber Serco, hinzu kommen je rund 20Ausbildungsplätze und Plätze in der Arbeitstherapie. «DieGefangenen werden in zwei Schichten zur Arbeit geführt», erläutertePäckert. In ihrer freien Zeit können sie Angebote für Therapien,Beratung oder Sport nutzen.

Nach knapp vier Jahren Planungs- und Bauzeit werden im Januardie ersten 50 Häftlinge aus anderen Gefängnissen verlegt. SechsWochen später soll die Anstalt mit 502 Insassen voll belegt sein.Überwiegend sollen Ersttäter in der JVA einsitzen. Hinzu kommenKriminelle, die eine Reststrafe von weniger als 36 Monatenabzusitzen haben. Mörder und Sexualstraftäter kommen nicht nachHünfeld.