1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Japan: Japan: 800 Experten beraten über Schutz vor Naturkatastrophen

EIL

Japan Japan: 800 Experten beraten über Schutz vor Naturkatastrophen

18.01.2005, 08:11
Bewohner der Stadt Kobe in Japan, wo ab Dienstag (18. Januar 2005) die UN-Konferenz zur Katastrophenvorsorge begann, gedenken mit Kerzen der Opfer des schweren Erdbebens am 17. Januar 1995, bei dem rund 6000 Menschen starben. (Foto: dpa)
Bewohner der Stadt Kobe in Japan, wo ab Dienstag (18. Januar 2005) die UN-Konferenz zur Katastrophenvorsorge begann, gedenken mit Kerzen der Opfer des schweren Erdbebens am 17. Januar 1995, bei dem rund 6000 Menschen starben. (Foto: dpa) EPA

Kobe/dpa. - Egeland regte an, bis 2015 wenigstens zehn Prozent der Milliarden-Summen, die weltweit für Nothilfen aufgewendet wurden, für dieRisikovorsorge auszugeben. Zugleich äußerte er die Hoffnung, dass amEnde der fünftägigen Konferenz ein Programm zu Stande kommt, das dasnächste Jahrzehnt zu einer Dekade der Katastrophenvorsorge macht unddie Zahl der Opfer durch künftige Katastrophen drastisch reduziert.UN-Generalsekretär Kofi Annan forderte in einer Video-Grußbotschaftdie Weltgemeinschaft auf, aus dem Desaster vom 26. Dezember zulernen, durch das mindestens 175 000 Menschen getötet wurden.

Bei dem von Bulmahn vorgestellten deutschen Modell für einTsunami-Frühwarnsystem erfassen Meeresbojen Wellenbewegungen undübertragen sie per Funktechnik in Echtzeit an Rechenzentren. Das vomGeoforschungszentrum Potsdam (GFZ) entwickelte System sei schnellerals das bisher im Pazifik eingesetzte aus den USA. Es kann nachAngaben der GFZ innerhalb von ein bis drei Jahren aufgebaut werdenund soll insgesamt rund 45 Millionen Euro kosten. Frankreich hattevorgeschlagen, ein Warnsystem auf der Übersee-Insel La Réunioneinzurichten.

Die schon seit zwei Jahren geplante Konferenz in Kobe - wo am 17.Januar 1995 bei einem schweren Erdbeben mehr als 6400 Menschen umsLeben gekommen waren - erhielt durch die Tsunami-Katastrophe neueBrisanz. Am Mittwoch und Donnerstag sind zwei Tsunami-Sondersitzungengeplant. Doch Tsunamis sind nur einer von mehreren Themenkomplexen.In Dutzenden von Sitzungen wollen die Delegierten über Wege beraten,wie die Menschen mehr Sicherheit auch vor Erdbeben, Überschwemmungenoder Wirbelstürmen erlangen können. Zum Tagungsspektrum gehört dieVorführung von Rettungshunden und Rettungsrobotern sowieErdbebensimulationssystemen.

Gastgeber Japan bot den Vereinten Nationen (UN) eine Datenbank an,in der weltweit Erfahrungen im Umgang mit Katastrophen gesammeltsowie Informationen zu Technologien für den Katastrophenschutzerfasst werden. Zugleich kündigte Japan an, Katastrophenexperten inEntwicklungsländern auszubilden. Auch Klaus Töpfer, Direktor des UN-Umweltprogramms, plädierte in Kobe für ein globales Frühwarnsystem,das in die Entwicklungsstrategien eingebunden wird, «in Afrikagenauso wie in Asien oder in Lateinamerika», sagte er dem «ZDF-Mittagsmagazin».

Töpfer warnte davor, nur auf Technik zu setzen. Wichtig sei auchdie Erziehung und die Ausbildung der Menschen, damit sie besser aufKatastrophen vorbereitet sind, sagte er. Schon die Kinder solltendarüber informiert und das richtige Verhalten in den Schulentrainiert werden. Krankenhäuser, Schulen und Gesundheitszentrenmüssten so gebaut werden, dass sie Erdbeben und Überschwemmungenüberstehen.

«Es macht Sinn, in Katastrophenvorsorge zu investieren, weil esbilliger ist als der Wiederaufbau», sagte Thomas Schaef von derGesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) der dpa in Kobe.Eine Kosten-Nutzen-Analyse könne helfen, die Finanzminister zuüberzeugen, mehr Mittel für Vorsorgemaßnahmen bereitzustellen.

Der Kieler Katastrophenforscher Wolf Dombrowsky widersprach derThese von weltweit immer schlimmeren Naturkatastrophen. Es gebe großeSchäden und viele Opfer, sagte der Leiter derKatastrophenforschungsstelle der Kieler Universität in einem dpa-Gespräch. Allerdings fehlten verlässliche historischeVergleichszahlen. «Die Schäden werden nicht immer höher, das istnicht wahr.» Die Differenzen aus den Wachstumskurven zeigten, dassdie Welt sogar relativ sicherer werde.

Deutschland sei gegen drohende Naturgefahren wie Erdbeben,Überschwemmungen oder Sturmfluten relativ gut gerüstet, bekäme jedochim Notfall wahrscheinlich Probleme bei der Koordination der Hilfe,sagte der Forscher. Als positives Beispiel nannte er Japan, das aufErdbeben, Flutwellen und Unwetter vorbildlich reagiere.

Ein eingebrochenes Teilstück der Hanshin Kobe Schnellstraße in Higashinaga-ku in Kobe unmittelbar nach dem Erdbeben. am 17. Januar 1995. Das Beben der Stärke 7,2 auf der Richterskala hatte mehr als 6400 Menschen in der Region um die japanische Hafenstadt getötet. (Foto: dpa)
Ein eingebrochenes Teilstück der Hanshin Kobe Schnellstraße in Higashinaga-ku in Kobe unmittelbar nach dem Erdbeben. am 17. Januar 1995. Das Beben der Stärke 7,2 auf der Richterskala hatte mehr als 6400 Menschen in der Region um die japanische Hafenstadt getötet. (Foto: dpa)
Hyogo Prefectural Government Handout