Hintergrund Hintergrund: Die Provisorische Irisch-Republikanische Armee (IRA)
London/dpa. - Im Hintergrund der neuen Nordirland-Krise steht unter anderem der Streit um das Fortbestehen der Untergrundorganisation IRA, als deren politischer Arm die republikanische Partei Sinn Féin gilt.
Die Irisch-Republikanische Armee (IRA) wurde im Januar 1919 gegründet und strebte nach der Unabhängigkeit Irlands von Großbritannien. Sie war von Anfang an eng mit Sinn Féin verbunden, entzog sich jedoch schon damals einer völligen Kontrolle durch die Partei. Im Irischen Unabhängigkeitskrieg (1919 bis 1921) wendete sie erfolgreich Guerillamethoden an.
Nach der Gründung des Freistaats Irland 1922 - als Irland entlang der noch heute geltenden Grenze aufgeteilt wurde und der Freistaat Mitglied im Commonwealth wurde - spaltete sich die IRA. Ein Teil wurde zur regulären irischen Armee. Der andere Teil, die so genannten Irregulären, kämpfte gegen die neue Regierung und ergab sich 1923 nach dem irischen Bürgerkrieg. Allerdings gaben die «Irregulars» keine Waffen ab. Die IRA wurde im Freistaat in den 30er Jahren zwei Mal verboten, existierte jedoch weiter und wurde während des Zweiten Weltkriegs gegen Großbritannien aktiv.
Irland wurde 1948 zu einer Republik außerhalb des Commonwealth. Die IRA konzentrierte sich fortan auf den Kampf für die Wiedervereinigung des Landes. Ende 1969 spaltete sich die IRA im Streit um künftige Gewaltanwendung gegen die Briten. Die «offizielle» (marxistische) IRA schwor der Gewalt ab, die «Provisorische IRA» (Provos) begann eine blutige Terrorkampagne, der bis 1994 rund 1800 Menschen zum Opfer fielen, davon etwa 650 Zivilisten.
1994 erklärte die IRA eine Waffenruhe, die trotz zeitweiliger Aussetzung die Grundlage für das Friedensabkommen von 1998 war. Die IRA hat seither zwar keine Waffen abgegeben, wohl aber Waffen in Depots unter Aufsicht versiegeln lassen und damit unbrauchbar gemacht. Über die noch gebrauchsfähigen Waffen gibt es keine sicheren Erkenntnisse. Splittergruppen wie die «Real IRA» setzen den Terror fort.
Die IRA wird von einem siebenköpfigen Armee-Rat geführt. Es gilt als wahrscheinlich, dass Sinn-Féin-Chef Gerry Adams, früher ein aktiver IRA-Kommandeur, diesem Gremium angehört. So gut wie sicher ist, dass die Nummer zwei von Sinn Féin, Martin McGuinness, einer der sieben IRA-Chefs ist. Adams und McGuinness haben stets erklärt, die IRA könne nichts tun, was wie eine Kapitulation aussehe.