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Ex-Verteidigungsminister Ex-Verteidigungsminister: Peter Struck stirbt mit 69 Jahren an Herzinfarkt

Von Jürgen Petzold 19.12.2012, 14:26
Peter Struck ist tot. Der SPD-Politiker starb am Mittwochmittag nach einem Herzinfarkt in einem Krankenhaus in Berlin. (FOTO: DAPD)
Peter Struck ist tot. Der SPD-Politiker starb am Mittwochmittag nach einem Herzinfarkt in einem Krankenhaus in Berlin. (FOTO: DAPD) dapd

Berlin/AFP. - Zwar war es deutlich ruhiger um den Sozialdemokraten geworden, seit er sich 2009 aus dem Bundestag zurückgezogen hatte. Doch aktiv war er bis zuletzt: Seit 2010 war er Vorsitzender der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung, erst am Montag wurde er erneut in dieses Amt gewählt.

Seine große Rolle war zunächst die des Zuchtmeisters, der nach allen Seiten austeilt: Struck war von 1998 bis zum Jahr 2002 SPD-Fraktionschef im Bundestag und übernahm das Amt erneut während der großen Koalition von 2005 bis 2009. Doch er konnte auch regieren: Im Juli 2002 wurde er Verteidigungsminister, nachdem Amtsvorgänger Rudolf Scharping (SPD) über die Affäre um private „Planschfotos“ gestolpert war.

Im Verteidigungsministerium war der ungediente Struck zunächst lediglich als Übergangskandidat gehandelt worden, verschaffte sich aber bald Ansehen und Respekt. Von den Problemen der Soldaten machte er sich gern selbst ein Bild. Leidenschaftlich trat er für den Erhalt der inzwischen ausgesetzten Wehrpflicht ein. Mit dem Satz „Die Sicherheit der Bundesrepublik wird auch am Hindukusch verteidigt“ begründete er den umstrittenen Anti-Terror-Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan. Die Formulierung wurde zum Klassiker.

Nach Bildung der großen Koalition im Jahr 2005 übernahm die Union das Verteidigungsressort und Struck kehrte zurück an die Spitze der SPD-Fraktion. Als „schlagfertiger Parteisoldat“, wie er einst genannt wurde, sah er sich erneut in der Pflicht, die oft zerstrittene SPD zusammenzuhalten. Immer wieder ermahnte er die Genossen zur Geschlossenheit - auch im Umgang mit der Linkspartei. Hart ins Gericht ging er mit der hessischen SPD-Chefin Andrea Ypsilanti, die mit einer Zusammenarbeit mit den Linken geliebäugelt hatte.

Mit dem damaligen Koalitionspartner im Bund, der Union, ging Struck wenig zimperlich um: Als er etwa vor der hessischen Landtagswahl von 2007 den damaligen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) ungewöhnlich scharf attackiert hatte und daraufhin die CDU von ihm eine Entschuldigung verlangte, erwiderte er nur knapp: „Die kann mich 'mal.“ Dies war nicht der einzige Hieb gegen den Koalitionspartner: Bundeskanzlerin Angela Merkel ermahnte er, statt öffentlichkeitswirksamer Auslandsreisen sich mehr um die Innenpolitik zu kümmern.

Doch die bestürzten Reaktionen auch aus der Union auf den Tod Strucks belegen, wie sehr der Sozialdemokrat trotz aller Ruppigkeit auch in ihren Reihen geschätzt wurde. „Peter Struck ist in der Zeit der großen Koalition zu einem verlässlichen Freund und Wegbegleiter geworden“, erklärte Unionsfraktionschef Volker Kauder, der allzu großer Nähe zur SPD unverdächtig ist.

Und als eigenständiger Kopf drückte der verheiratete Vater dreier Kinder auch den Abläufen im Parlament seinen Stempel auf: Mehrfach sorgte er als Fraktionschef für Korrekturen an Gesetzentwürfen. Quer durch alle politischen Lager ist im Bundestag inzwischen vom „Struckschen Gesetz“ die Rede: Kein Gesetz wird in der Form beschlossen, in der es ins Parlament eingebracht worden ist.

Gesundheitliche Probleme hatte Struck schon längere Zeit: Im Juni 2004 erlitt er einen Schlaganfall, blieb aber Verteidigungsminister. Nach Bildung der großen Koalition ließ er sich erneut für den Fraktionsvorsitz in die Pflicht nehmen, allerdings kündigte er bereits 2008 seinen Rückzug aus dem Bundestag zum Ende der Legislaturperiode 2009 an.