Berlin Berlin: Entsetzen über Streit um Gelöbnis-Ort

Berlin/MZ. - Herr Robbe, können Sie den Streit um den Ort des Gelöbnisses nachvollziehen?
Robbe: Ich hatte bei Truppenbesuchen an verschiedenen Orten Gelegenheit, mit Soldaten zu sprechen. Alle waren entsetzt, und niemand konnte auch nur ein Fünkchen Verständnis für die Haltung des zuständigen Bezirksamtes aufbringen. Die Begründung, die Würde des Platzes sei beeinträchtigt, hat nur Kopfschütteln verursacht.
Mit einer nationalen Angelegenheit war das Grünflächenamt Berlin-Mitte befasst. Ein Witz?
Robbe: Rein bürokratisch ist daran nichts auszusetzen. Aber wenn die Anfrage vom Bundesminister der Verteidigung kommt, vor dem Reichstag das öffentliche Gelöbnis durchzuführen, und der Bundestagspräsident ist dazu bereit, dann sollte die Genehmigung durch die Stadt Berlin eine Formalie sein.
Eine "Gelöbnix"-Initiative will protestieren. Verstehen Sie das?
Robbe: Wir leben in einer Demokratie. Da kann jeder fast alles sagen, was er will. Inhaltlich kann ich die Proteste nicht nachvollziehen.
Die Bundeswehr engagiert sich mehr denn je in Auslandseinsätzen, etwa in Afghanistan. Ist es nicht verständlich, dass manche ihren Unmut bei dieser Gelegenheit kundtun?
Robbe: Die Soldaten in Afghanistan machen einen verantwortungsvollen Job. Sie leisten ihre Aufgaben mit großer Sensibilität, mit Rücksicht auf die Zivilbevölkerung. Die Bundeswehr ist eine Friedensarmee. Wer etwas anderes behauptet, der muss den Beweis antreten.
Das Gelöbnis am 20. Juli erinnert an das Attentat auf Adolf Hitler. Steht die gesamte Bundeswehr in dieser Tradition?
Robbe: Ja. Ich treffe immer wieder auf Truppenteile, die in der Tradition der Widerstandskämpfer ihre eigene Tradition begründen.
Stehen rechtsradikale Zwischenfälle nicht Ihrer Aussage entgegen?
Robbe: Bei den etwa 120 Auffälligkeiten pro Jahr haben wir es zu 95 Prozent mit Propaganda-Delikten zu tun - mit dem Abspielen von CDs rechtsradikaler Gruppen beispielsweise. Rekruten werden dann fristlos aus der Wehrpflicht entlassen. Rechtsradikale werden in der Bundeswehr nicht geduldet. Dafür bin ich dankbar.
Können Sie sich weitere Gelöbnisse vor dem Reichstag vorstellen?
Robbe: Weil die Bundeswehr eine Parlamentsarmee ist, kann ich mir gut vorstellen, dass es öfter zu einem öffentlichen Gelöbnis vor dem Reichstag kommt.