Ausländer und die Lkw-Maut Ausländer und die Lkw-Maut: Von «kompliziert» bis «pas de problème»
Hamburg/dpa. - Auf dem Zollhof in Swiecko (Schwetig) kurz vor dem polnischen-deutschen Grenzübergang an der A 12 bei Frankfurt (Oder) sind dieMaut-Terminals am Sonntagabend von polnischen Lastwagenfahrern dichtumlagert. «Der Automat hat eine Strecke ausgedruckt, die ich nichtgern fahre», murrt Robert Kiczynski. Während er noch über dasUngemach nachdenkt, schaut er zu, wie ein Mauthelfer einem anderenKraftfahrer auf die Sprünge hilft. «Der Automat zeigt den kürzestenund schnellsten Weg an», sagt der Helfer, der fließend polnischspricht. «Und wenn ich den aber nicht fahren will», fragt Kiczynski.«Dann können Sie das am Automaten ändern.» Kiczynski blicktskeptisch, will aber für den Rückweg seine «Lieblingstrasse» buchen.
Das Erstellen des Tickets sei nicht das Problem, sagt ein andererFahrer. «Das Warten ist schlimmer.» Eine halbe Stunde habe ergebraucht, bis er an der Reihe war. «Mal sehen, wie das nächste Wocheist.» Den Übergang auf der Trasse Paris-Moskau nutzen täglich rund6000 Lkw. Ein großer Teil kommt aus den GUS-Staaten. Meist steuerndie russischen Trucker erst nach dem orthodoxen Weihnachtsfest Endenächster Woche Westeuropa an. Die Automaten sind auf russischsprechende Fahrer aber nicht eingestellt. Nur deutsch, englisch,französisch und polnisch erscheint auf den Displays.
Am deutsch-niederländischen Autobahn-Grenzübergang bei BadBentheim (Niedersachsen) sind Ingrid Schink und Ibtissem Abdelli alsMauthelferinnen für die Betreiberfirma Toll Collect im Einsatz.«Welche Schadstoffklasse?» «Wie viel Achsen hat ihr Fahrzeug?» Nurselten müssen sie auf arabisch oder türkisch, auf italienisch oderfranzösisch diese Fragen stellen. Die meisten Fahrer haben längsteine On Board Unit (OBU) einbauen lassen oder ihr Mautticket imInternet gebucht. Der erste «Belastungstest» nach Ende desSonntagsfahrverbots wird so eher zur leichten Pflichtübung.
Auch am tschechisch-deutschen Grenzübergang im bayerischenWaidhaus herrscht noch Ruhe. Der große Andrang wird erst nächsteWoche erwartet. An normalen Werktagen passieren in Waidhaus etwa 3500Lastwagen die Grenze. Zur Betreuung der Fahrer hat Toll Collect auchtschechische Studenten eingestellt. Zur Überraschung der Helfer sinddie meisten Trucker bereits gut informiert. «Etwa 10 bis 15 Prozenthaben sich schon im alten Jahr bei uns registriert und besitzen eineKundenkarte», sagte ein Mitarbeiter. Mit der Servicekarte geht dasEinbuchen an den Terminals schneller und unkomplizierter. Überhauptsind die Toll Collect-Helfer voll des Lobes über die osteuropäischenLastwagenfahrer: «Es gibt kein Murren und nix.»
Ganz anders dagegen die Reaktion des Fernfahrers Andreas Gribowitzaus Ettlingen in Baden-Württemberg. «So ein Schwachsinn. Das dauertewig und ist überteuert», schimpft er, als er am französisch-deutschen Grenzübergang Kehl ein Maut-Ticket zieht. Es gibt zwarkeine Wartezeit, aber Gribowitz klagt wie andere seiner Kollegen überdas langwierige Einbuchungsverfahren am Automaten und die strengenVorgaben für die Routen. Spätere Abweichungen, etwa um Staus zuumfahren, sind nicht ohne weiteres möglich. «In diesem Fall müssendie Fernfahrer ihr erstes Ticket an einem Mautautomaten stornierenund sich ein Neues lösen», erklärt ein Berater des MautkonsortiumsToll Collect. Nur wer ein OBU besitzt, erspart sich diesen Schritt.