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1990 in Köln 1990 in Köln: Erinnerung an die Messer-Attacke auf Oskar Lafontaine

Von Sarah Brasack und Helmut Frangenberg 17.10.2015, 13:10
Helfer bemühen sich nach dem Anschlag um den am Boden liegenden Oskar Lafontaine
Helfer bemühen sich nach dem Anschlag um den am Boden liegenden Oskar Lafontaine dpa/dpaweb Lizenz

Köln - Schon einmal ist ein Politiker in Köln Opfer eines lebensgefährlichen Attentats geworden: Am 25. April 1990 wurde der damalige SPD-Kanzlerkandidat Oskar Lafontaine bei einer Wahlkampfveranstaltung in der Mülheimer Stadthalle von einer Frau niedergestochen.

Lafontaine wurde damals – wie am Samstagmorgen auch die parteilose Kölner Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker – am Hals verwundet. Die geistige verwirrte Attentäterin Adelheid Streidel war Arzthelferin, sie wollte Lafontaine  gezielt in die Luftröhre treffen, wie sie hinterher gestand. Auf diese Weise würde sie ihn sicher töten, das war ihr Plan.

Täterin drängte sich hinter Filmteam auf die Bühne

Die 42-Jährige hatte sich hinter einem Filmteam mit auf die Bühne zu dem Politiker vorgedrängt, Lafontaine Blumen und ein Poesiealbum mit der Bitte um eine Unterschrift übergeben und dann mit einem Fleischermesser zugestochen. Rund anderthalb Stunden lang schwebte Lafontaine in Lebensgefahr. In der Halle herrschte unmittelbar nach dem Anschlag ein großes Durcheinander. Zuschauer wurden von der Bühne gedrängt. Es gab Entsetzensschreie in der Halle.

Lafontaine lag hinter dem Präsidiumstisch bewegungslos auf dem Boden. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau wurde von Leibwächtern vom Podium geführt. Ähnlich wie offenbar beim Attentäter von Henriette Reker war die Tat gegen Lafontaine auch diffus politisch motiviert: Streidel erklärte bei der Vernehmung durch die Polizei, sie haben „irgendeinen Politiker“ aus Protest töten wollte. Weil Johannes Rau für sie unerreichbar schien, habe sie sich spontan für Lafontaine entschieden.

Diffuse Motive

Überall in Deutschland würden tagtäglich Menschen in unterirdischen Fabriken ermordet und „zu Wurst verarbeitet“. Von Jesus habe sie den Auftrag bekommen, die Bevölkerung darüber aufzuklären. Die Tat sei ein Weg gewesen, Aufmerksamkeit zu bekommen. Vier Jahre zuvor hatte die Attentäterin bereits versucht, eine Druckerei in Brand zu stecken, unter der sie eine solche "Menschentötungsfabrik" vermutete. Sie kam in eine psychiatrische Klinik, die sie schon nach drei Monaten als geheilt wieder verlassen durfte.

Vor dem Kölner Landgericht wurde ihr im November nach dem Attentat aufgrund ihres geistigen Zustands Schuldunfähigkeit attestiert. Sie ist bis heute in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Augenzeuge in der Mülheimer Halle war damals übrigens auch Mark Benecke, der derzeitige Kölner Oberbürgermeister-Kandidat für „Die Partei“.

 

 

Im April 1990 wurde der damalige saarländische Ministerpräsident Oscar Lafontaine bei einer Messer-Attacke von einer 42-jährigen Arzthelferin kevebsgefährlich verletzt.
Im April 1990 wurde der damalige saarländische Ministerpräsident Oscar Lafontaine bei einer Messer-Attacke von einer 42-jährigen Arzthelferin kevebsgefährlich verletzt.
picture-alliance / dpa Lizenz
Die Täterin des Anschlags auf Oscar Lafontaine in Köln-Mülheim wurde nach der Tat gefasst.
Die Täterin des Anschlags auf Oscar Lafontaine in Köln-Mülheim wurde nach der Tat gefasst.
picture-alliance / dpa Lizenz