Minister für Staatssicherheit in der DDR Minister für Staatssicherheit in der DDR: "Erich Mielke - Meister der Angst" im Kino

Leipzig - Der Ort für diese Filmpremiere war sozusagen stilvoll gewählt - einen passenderen hätte man kaum finden können: „Erich Mielke - Meister der Angst“ flimmerte am Mittwochabend in der „Runden Ecke“, der ehemaligen Leipziger Bezirkszentrale des Ministeriums für Staatssicherheit am Dittrichring, über die Leinwand. Und das im weitgehend original erhaltenen Kinosaal, in dem die Genossen auch den Super-Tschekisten Mielke, ihren Boss, mehrfach zu Gast hatten. Im Oktober 1989, kurz vor Feierabend, haben die Stasi-Leute dort noch einmal gefeiert - den 40. Jahrestag der DDR, für deren alles lenkende Staatspartei SED sie als „Schild und Schwert“ funktionierten.
Natürlich kann fast jeder in Deutschland mit dem Namen Erich Mielke etwas anfangen. Die Szene in der Volkskammer, als das Ende der für ewig gefügten Dinge durch die friedliche Revolution der DDR-Bürger faktisch schon besiegelt war, wird immer wieder zitiert und gezeigt, auch in dem 90-minütigen Dokudrama von Jens Becker und Maarten van der Duin (Buch und Regie) darf sie nicht fehlen: „Ich liebe doch alle - alle Menschen. Na ich liebe doch. Ich setzte mich doch dafür ein!“, stammelte der greise, nunmehr machtlose Schreckensmann Mielke und wurde von den Abgeordneten einfach ausgelacht.
Wer aber war Mielke, woher kam er, wie ist sein Charakter gewesen, welche Taten sind ihm vorzuwerfen? Diese Fragen wollten die Filmautoren klären und haben dafür in mehrjähriger Arbeit, unterstützt vom Mitteldeutschen Rundfunk, Arte und der Mitteldeutschen Medienförderung, ein Vielfaches des nun zum Film geschnittenen Materials zusammengetragen. Sollte es also noch einen zweiten Teil des Filmes geben, sagte Tobias Hollitzer, Leipziger Bürgerrechtler und Chef der Gedenkstätte in der „Runden Ecke“ nach der Premiere von „Erich Mielke - Meister der Angst“, so würde er sein Haus gern wieder zur Verfügung stellen. Ob es dazu kommt, steht dahin, von Nutzen könnte die Fortsetzung indes durchaus sein.
Denn im Bemühen, die biografischen und politischen Hintergründe sowie den Absturz des selbst von seinen Generälen gefürchteten Mannes plausibel zu machen - obendrein so aufbereitet, dass dem Publikum bei der Geschichtsstunde auch ein bisschen Unterhaltung geboten wird, sind die Filmemacher schließlich bei vielen bekannten Positionen angekommen. Und anderes, das man gern genauer erfahren hätte, wird nur gestreift. Zum Beispiel Mielkes Rolle im spanischen Bürgerkrieg, als es auch gegen die Anarchisten und andere „Abweichler“ ging. Und auch das Verhältnis Mielkes und seiner Stasi zur SED hätte noch ausführlicher belegt werden können. Aber es ist in der Tat ein Problem, die komplexe Persönlichkeit des erbarmungslosen Tschekisten wenigstens annähernd genau zu skizzieren - das ist mit diesem Film zweifellos gelungen. Da wird das Berliner Arbeiterkind vom Jahrgang 1907 aus elenden, wohl auch lieblosen Verhältnissen durchaus plastisch und schlüssig beschrieben, auch die frühe Hinwendung des nicht unbegabten jungen Mannes zur Kommunistischen Partei, deren paramilitärischer Abteilung er sich später anschloss. So wurde Mielke, gemeinsam mit seinem Genossen Erich Ziemer, am 9. August 1931 zum Mörder zweier Polizisten auf dem Berliner Bülowplatz.
Für diese Tat ist Mielke, der während seiner Untersuchungshaft und vor Gericht den leicht dementen Alten mit Lederhütchen gab und im Jahr 2000 gestorben ist, zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Der Film geht vor allem der Zeit vor dem Prozessbeginn ausführlich nach - in Spielszenen, die Mielke, dargestellt von Kaspar Eichel, in Gesprächen mit einer Psychologin zeigen. Das mag einem breiteren Kinopublikum den Zugang zum Thema sicher erleichtern - aber diese ausführlichen Szenen kosten den Film eben auch viel Zeit. (mz)
„Erich Mielke - Meister der Angst“ startet am kommenden Donnerstag in den Kinos, in Halle läuft er ab 28. November im Luchs am Zoo.