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Island Island: Geschichte von einer Frau, die sich selbst suchte

Von Christian Bos 02.09.2012, 18:01

Halle (Saale)/MZ. - In das hatte sich eine Touristengruppe mit dem Reisebus aufgemacht. Zurückgekehrt von einer Wanderung durch die acht Kilometer lange Eldgjá-Schlucht vermissten die Touristen eine Mitreisende. Der Busfahrer wartete eine Stunde, dann verständigte er die Polizei. Rund 50 Personen begaben sich auf die Suche, auch die Reisenden halfen.

Bis drei Uhr nachts fahndete die Gruppe erfolglos. Dann klärte sich das Missverständnis auf, leider verrät der Bericht des isländischen "Morgunbladid" nicht wie. Was war geschehen? Die Frau hatte, bevor sie nach der Wanderung wieder in den Bus stieg, ihre Kleidung gewechselt und sich frisch gemacht. Mit durchschlagendem Erfolg. Denn von ihren Mitpassagieren wurde sie nicht mehr erkannt. Beim Durchzählen vertat sich der Busfahrer, und die Frau erkannte sich wiederum nicht in der Beschreibung wieder, die nun die Ausflügler von ihr gaben.

Also suchte sie sich selbst. Und fand sich. Dem französischem Dramatiker Jean Giraudoux zufolge ist eine Frau ein Wesen, das sich selbst gefunden hat. Da aber bekanntlich niemand eine Insel ist, gehört zur Selbstfindung die Antwort auf die Frage "Wie sehen mich die anderen?" Gerade weil wir die Antwort lieber nicht hören wollen. Weil sie uns manchmal derart aus der Bahn wirft, dass wir bis drei Uhr nachts herumirren, bis wir wieder mit uns selbst identisch sind.